Augsburger Allgemeine (Land West)
Und plötzlich tanzen Russen und Deutsche miteinander
Die Entente hatte heftig protestiert, aber es blieb dabei: Die neuen russischen Herrscher blieben bei ihrem bereits Ende November überbrachten Angebot eines Separatfriedens mit den Mittelmächten. Auch die Deutschen nehmen an – und als am 15.
Dezember 1917 bekannt gegeben wird, dass ein Waffenstillstand vorerst für einen Monat vereinbart worden ist und dass noch vor Weihnachten die Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk beginnen sollen, kommt es an der Ostfront zu Verbrüderungsszenen zwischen russischen und deutschen Soldaten – es wird sogar getanzt, Mann mit Mann, statt wie zuvor gekämpft, Mann gegen Mann. Die tatsächlich am 22. Dezember beginnenden Gespräche gestalten sich allerdings schwieriger als erhofft. Vor allem die deutsche Militärführung mit General Erich Ludendorff will einen Vertrag nur schließen, wenn darin Gebietsgewinne erzielt werden. Das lehnen die Russen, geführt von Leo Trotzki, allerdings ab. Auf beiden Seiten gibt es darum Fronten, die auf neue Entscheidungsschlachten drängen. Lenin ist dagegen, und so werden die Gespräche auf
9. Januar vertagt. Bis ein Friedensvertrag unterschrieben wird, dauert es noch bis 3. März 1918.
Österreich-Ungarn befindet sich unterdessen immer wieder in eigenen Gesprächen über einen Separatfrieden mit den Entente-Mächten. Nachdem aber am 2.
Dezember die Kämpfe im Nordosten Italiens mit der zwölften IsonzoSchlacht (nach insgesamt über 10 000 Toten und über 30000 Verwundeten, nach über 300 000 Gefangenen und mindestens ebenso vielen Fahnenflüchtigen) positiv für die Mittelmächte endet, glauben auch die USA nicht mehr daran. Sie erklären acht Monate nach den Deutschen darum am 7. Dezember auch noch Österreich-Ungarn den Krieg. Oder soll das nur den Druck erhöhen? Am 15. Dezember nämlich starten neue Geheimgespräche mit der Donaumonarchie in Genf. Aber zum Tanz wird’s da nicht kommen…