Augsburger Allgemeine (Land West)
Und Friede auf Erden?
Am Ende einer mal wieder wirren Woche, die ja immerhin damit begonnen hat, dass in Brasilien eine Dampfwalze rund 4000 beschlagnahmte und freiwillig abgegebene Handfeuerwaffen zermalmte und dass der Friedensnobelpreis an eine Initiative zur Abschaffung von Atomwaffen überreicht wurde … – als also womöglich ein Hauch Weihnachtsevangelium um die Welt wehte, weil ja auch noch der Literaturnobelpreisträger in seiner Dankesrede mahnte: „In Zeiten gefährlich zunehmender Spaltung müssen wir zuhören. Vielleicht finden wir sogar eine neue Idee, eine große menschliche Vision, um die wir uns sammeln können …“
Da ausgerechnet packte nicht nur der wesenswirre Weihnachtsmann aus Washington etwas früh im Advent sein prekäres Präsent im dreifach heiligen Land aus, das mal wieder bewies, dass machttrunkene Verfügungen viel zuverlässiger und unmittelbarer Wirkung entfalten als bedächtig beseelte Mahnungen. Und dazu folgte dann auch noch diese Woche die nüchternst mögliche Bestätigung – in Zahlen. Nach der neuen Spiri-Studie nämlich haben die weltweiten Waffenkäufe wieder deutlich zugenommen, im vergangenen Jahr machten die hundert größten Rüstungskonzerne Geschäfte im Wert von 374,8 Milliarden Dollar. Das sind 38 Prozent mehr als etwa im Jahr 2002, 57,9 Prozent liefen über US-Firmen. Aber auch deutsche machten deutlich plus, allein gegenüber dem vergangenen Jahr wuchs das Geschäft bei KraussMaffai Wegmann um 12,8, bei Rheinmetall um 13,3 Prozent. Die Nachfrage kommt hauptsächlich aus Europa, Südostasien – und dem Nahen Osten.
Statt Weihnachtsevangelium also mal wieder Tschechows Theaterweisheit: „Wenn im ersten Akt ein Gewehr an der Wand hängt, dann wird es im letzten Akt abgefeuert.“Oder mit Franziskus gefragt: Wer führt hier wen in Versuchung?