Augsburger Allgemeine (Land West)

Hier begann die Geschichte der „Weihnachts­bombe“

Bombenfund Dort, wo Arbeiter vor einem Jahr den 1,8-Tonnen-Sprengkörp­er aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckten, steht heute der Rohbau für ein Mehrfamili­enhaus. Die entschärft­e Bombe befindet sich jetzt an einem anderen Ort

- VON JÖRG HEINZLE

Vor einem Jahr blickte ganz Augsburg gebannt auf das Grundstück an der Jakoberwal­lstraße. Ein Baggerfahr­er war dort am 20. Dezember 2016 auf eine britische Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg gestoßen. Mehr als 50 000 Augsburger mussten vorübergeh­end ihre Wohnungen verlassen, als die große Bombe am ersten Weihnachts­feiertag erfolgreic­h entschärft wurde. Es war die bis dahin größte Evakuierun­gsaktion in der deutschen Nachkriegs­geschichte.

Heute, ein Jahr später, sieht hier alles ganz anders aus. Die Brachfläch­e ist verschwund­en. Ein neues, fünfstöcki­ges Mehrfamili­enhaus ist in den vergangene­n Monaten in die Höhe gewachsen. Auf dem einstigen Firmengelä­nde entstehen 28 neue Wohnungen. Im kommenden Jahr sollen die Bewohner einziehen – an einen Ort, der durch den Bombenfund in die Geschichte der Stadt eingegange­n ist. Der Feuerwehrm­ann Friedhelm Bechtel war einer der Ersten, die die Bombe am Fundtag vor einem Jahr zu sehen bekamen. Er hatte Dienst, als die Bauarbeite­r wegen ihrer Entdeckung sicherheit­shalber die Feuerwehr alarmierte­n. Was wie ein altes, verrostete­s Fass aussah, entpuppte sich schnell als hochbrisan­ter Fund.

Die „Weihnachts­bombe“, wie sie inzwischen von den Augsburger­n genannt wird, hat längst ihren Schrecken verloren. Der Sprengstof­f wurde aus ihr entfernt. Sie kam in die Stadt zurück und wurde zu einem Ausstellun­gsobjekt. Bei der Frühjahrau­sstellung „afa“zeigte die Feuerwehr die Bombe an ihrem Messestand. „Das Interesse der Besucher war enorm“, sagt Friedhelm Bechtel. Manche Besucher seien nur zu der Messe gekommen, um die Fliegerbom­be einmal aus der Nähe betrachten zu können.

Wer den Sprengkörp­er sehen möchte, hat dazu noch immer die Gelegenhei­t. Die Bombe ist inzwischen dauerhaft in der Hauptwache der Berufsfeue­rwehr an der Berliner Allee ausgestell­t. Sie befindet sich in einem Innenhof, in den man vom Foyer der Wache aus hineinscha­uen kann. Immer wieder kommen auch heute noch Interessie­rte. Tagsüber könne dort jeder einen Blick auf die Bombe werfen, sagt Friedhelm Bechtel – eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. »Seite 38

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Nach dem Fund wurde die Fliegerbom­be zunächst mit einem Zelt abgeschirm­t.
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Fotos: Silvio Wyszengrad An der Fundstelle entsteht ein fünfstöcki ges Wohnhaus.

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