Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie teuer wird die Uniklinik für den Kreis?

Politiker aus dem Landkreis Augsburg fordern Klarheit über Kostenentw­icklung

- Archivfoto: Marcus Merk

Landkreis Augsburg Klinikum – jahrelang sorgte dieses eine Wort bei den Haushaltsp­olitikern im Landkreis für tiefe Sorgenfalt­en. Denn als Miteigentü­mer des kommunalen Großkranke­nhauses musste der Kreis für dessen Defizite mit bluten. Doch das Ende schien in Sicht, als der Freistaat die Übernahme ankündigte. Aus dem Patienten „Klinikum“wurde der Hoffnungst­räger Uniklinik. Aber wie viel Geld kostet nun die Generalsan­ierung der künftigen Uniklinik Augsburg wirklich? Und vor allem: Wer muss es bezahlen? Der Freistaat allein – oder werden die bisherigen Träger Stadt und Kreis Augsburg mit zur Kasse gebeten? Über diese Kernfragen soll dem Augsburger Kreistag im Zuge seiner Haushaltsb­eratungen umfassend Auskunft erteilt werden. Das forderte gestern Freie-Wähler-Fraktionsc­hef Fabian Mehring in einem Schreiben an Landrat Martin Sailer.

Bislang schienen die anlaufende­n Haushaltsb­eratungen im Landkreis wenig Spannendes zu bieten. Angesichts üppiger Steuereinn­ahmen und großer Schulbauvo­rhaben ab Anfang der 20er-Jahre wollte Landkreisc­hef Sailer dem Kreis eine finanziell­e Verschnauf­pause verordnen und vor allem eins: Schulden abbauen. Doch nun könnte Spannung aufkommen, weil die Freien Wähler im Jahr der Landtagswa­hl das Klinikum im Kreistag zum Thema machen wollen. Dort sollen auch Vertreter des Wissenscha­ftsministe­riums und der Obersten Baubehörde ihre Sicht der Dinge darstellen.

FW-Fraktionsc­hef Mehring macht die Dimensione­n für Bayerns drittgrößt­en Landkreis deutlich: „Im Rahmen unserer Haushaltsb­eratungen engagiert über Zehntau- Euros zu diskutiere­n und dabei ein mehrere Hundert Millionen schweres Mammutproj­ekt bei der mittelfris­tigen Finanzplan­ung auszuklamm­ern, wäre verantwort­ungslos und nachgerade absurd.“

Nach Angaben des FW-Politikers hatte Landrat Martin Sailer die Fraktionsv­orsitzende­n im Kreistag fortlaufen­d über die unterschie­dlichen Auffassung­en von Freistaat und Landkreis sowie Stadt Augsburg informiert, die sich um etwa 280 Millionen Euro unterschei­den. „Es bestand über alle Fraktionen hinweg Einigkeit, dass wir das Land als neuen Träger in der Pflicht sehen“, bestätigt Mehring die von Landrat Sailer und Oberbürger­meister Gribl vertretene Linie.

Um dieses Ziel nicht zu gefährden, habe man den Inhalt der Verhandlun­gen nicht in die Öffentlich­keit getragen. Nachdem aber die Bayerische Staatsregi­erung eine öffentlich­e Debatte eröffnet habe, will Mehring nicht länger schweigen. „Es geht um die ärztliche Maximalver­sorgung des Menschen in unserer Heimat, Tausende Mitarbeite­r und Hunderte Millionen Euro.“Er fordert schnellstm­öglich rechtsgüls­ende tige Beschlüsse unter transparen­tem Einbezug der zuständige­n Gremien.

Unter den von Mehring geschilder­ten Umständen gewinnt der Terminplan des Kreistags für Anfang kommenden Jahres an Brisanz. Nach den bisherigen Plänen soll der nächste Haushalt des Kreises am 19. Februar verabschie­det werden. Nur vier Tage später ist dann eine Sondersitz­ung des Kreistags geplant, in der der bayerische Ministerpr­äsident Horst Seehofer für seine Verdienste um das Unikliniku­m ausgezeich­net werden soll.

In Sachen Klinikum meldete sich gestern ein weiterer Politiker aus dem Landkreis in München zu Wort. Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Haushaltsa­usschusses, Harald Güller (SPD), fordert die Staatsregi­erung auf, dem Landtag umgehend Vorgaben und Kostenplän­e für die vorgesehen­en Sanierungs­maßnahmen am künftigen Universitä­tsklinikum vorzulegen. Der Neusässer Güller ist zugleich Fraktionsc­hef seiner Partei im Kreistag und betont: „Ich stehe voll hinter der neuen Uniklinik, sie ist ein wichtiger Motor für die Stadt Augsburg und die Region. Dies ist aber kein Freibrief dafür, unnötige Kosten zu verursache­n.“

Die Generalsan­ierung des Klinikums, das sich bisher in kommunaler Trägerscha­ft befindet und zum

1. Januar 2019 als Uniklinik an den Staat gehen wird, soll nach Schätzunge­n der staatliche­n Baubehörde

560 statt 280 Millionen Euro kosten (wir berichtete­n), von denen Stadt und Landkreis Augsburg bislang ausgingen.

Ab 2019 sind das Wissenscha­ftsministe­rium, das Finanz- und das Innenminis­terium zuständig. Nach schlechten Erfahrunge­n mit Kostenstei­gerungen bei anderen Bauprojekt­en besteht der SPD-Haushaltss­precher Güller auf Kostentran­sparenz. Die SPD will unter anderem wissen, welche Vorgaben das Wissenscha­ftsministe­rium der Obersten Baubehörde gemacht hat und welche Gründe es für die Verdopplun­g des Kostenrahm­ens gibt. Güller will auch ergründen, warum die Staatsregi­erung eine Verdopplun­g der Kosten annimmt, obwohl die niedrige kommunale Kalkulatio­n bei den bisherigen Bauabschni­tten nahezu eingehalte­n wurde.

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Am Klinikum laufen über mehrere Jahre Sanierungs­arbeiten. Wie groß ist der finanziell­e Anteil, den der Landkreis Augsburg tra gen muss?

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