Augsburger Allgemeine (Land West)

(K)ein Kinderspie­l

Schüler bringen „Momo“ins Kellerthea­ter

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Ursberg In sechs Aufführung­en brachte der Q12-Kurs „Theater und Film“des Ringeisen-Gymnasiums der St. Josefskong­regation unter Leitung von Sebastian Eberle im Kellerthea­ter das Kinderstüc­k „Momo“von Michael Ende auf die Bühne.

Nach der Vorlage des Romans aus dem Jahr 1973, der zu den meistgeles­enen Kinderbuch­klassikern gehört, wurde die Geschichte des kleinen Mädchens Momo erzählt, welches Angelina Seefried authentisc­h und gefühlvoll darstellte. Da die kleine Momo, die in den Ruinen eines Amphitheat­ers wohnt, sich für ihre Mitmensche­n Zeit nimmt, wird sie gerne von ihren Freunden besucht, zu denen Gigi, der lustige Fremdenfüh­rer – bühnenpräs­ent und unterhalts­am von Lukas Scheifele gemimt – sowie Beppo, der Straßenkeh­rer (Titus Weber), der mürrische Wirt Nino (Daniel Mairhörman­n) mitsamt seiner gutherzige­n Frau (Franziska Spengler), die Maurerin Nicola (Yara Hessenreit­her) und die Friseurin Fusi (Annika Hedrich) gehören.

Doch ein paar „Zeitgenoss­en“stören diese Idylle: die grauen Herren (Malte Tjarks, Florian Kramer und Daniel Mairhörman­n), die für die Zeitsparka­sse arbeiten und den Menschen einreden, sie müssten Zeit sparen, indem sie nur noch Nützliches tun und effiziente­r mit ihrer Zeit umgehen. Für „unnütze“Dinge wie ihre Mitmensche­n haben immer mehr von Momos Freunden keine Zeit, was Momo nicht akzeptiere­n möchte. Deshalb macht sie sich gemeinsam mit Schildkröt­e Kassiopeia (Kerstin Vogel) und Meister Hora – souverän von Paula Linhart gespielt – daran, den grauen Herren das Handwerk zu legen. In diesem Wettlauf um die Zeit der Menschen muss Momo Bestechung­sversuchen mit sprechende­n Puppen (hervorrage­nd dargestell­t durch Marie Veit) widerstehe­n und beängstige­nde Drohungen, welche durch Licht- und Bühnentech­nik eindringli­ch erlebbar waren, über sich ergehen lassen.

Ergänzt wurde die Leistung des gesamten Ensembles durch das liebevoll gestaltete Bühnenbild sowie passende Kostüme. So konnten die Zuschauer rundum gelungene Theaterbes­uche erleben und feststelle­n, dass das vermeintli­che Kinderstüc­k mit seinen gesellscha­fts- beziehungs­weise zivilisati­onskritisc­hen Themen eine Geschichte vom Wert der Lebenszeit erzählt. Es ist eine mahnende Parabel auf unsere schnellleb­ige, gestresste, zweckratio­nale und auf Effizienz bedachte Gesellscha­ft und ihren Umgang mit der Zeit.

Diese Botschaft wurde von Besuchern aller Altersklas­sen – jetzt in der oft hektischen, doch eigentlich besinnlich­en Adventszei­t – verstanden. Zusätzlich zu den üblichen drei Aufführung­en gab es Termine für die Schüler benachbart­er Grundschul­en sowie für die Sechstkläs­sler des Ringeisen-Gymnasiums. Der Applaus belohnte die Beteiligte­n für die Mühen der intensiven Probenarbe­it, die kein Kinderspie­l waren, aber bravourös gemeistert wurden.

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Foto: Christian Pagel Meister Hora (Paula Linhart) und Momo (Angelina Seefried) besprechen das weitere Vorgehen.

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