Augsburger Allgemeine (Land West)
Hochwasserschutz: 2019 startet Thannhausen
Stadt und Freistaat regeln in der Finanzierungsvereinbarung, wer wie viel von den rund 9,3 Millionen Euro für die Maßnahmen bezahlen muss. Die Umsetzung bietet nicht nur Schutz, sondern wertet die Mindel auch ökologisch auf
Thannhausen Ein paar zarte Schneeflöckchen haucht der Wind an diesem Wintermorgen vom Himmel. Wie durch Zauberhand verschwinden sie im braunen Wasser der Mindel, das sich gurgelnd über das Wehr im Süden der Stadt stürzt. Hier, gegenüber dem Sportplatz, treffen Hasel und Mindel aufeinander. Bei Hochwasser ist die Idylle vorbei. Dann rauschen die Wassermassen brüllend und brodelnd durch die in die Jahre gekommene Anlage und drohen Hunderte Häuser und Keller entlang des Flusslaufs zu überschwemmen. Ein wirksamer Schutz ist seit Jahrzehnten im Gespräch. Jetzt sind die Stadt und ihre Bürger dem ein gutes Stück näher gekommen.
Endlich hat Thannhausen eine klare Perspektive beim Hochwasserschutz. Nachdem die Stadt schon seit Jahren einen Betrag von rund 5 Millionen Euro im Haushalt platziert hat, um finanziell für den Bau der verschiedenen Maßnahmen gerüstet zu sein, wurde es am Montagabend erstmals richtig konkret. Im kleinen Kreis wurde die Finanzierungsvereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Thannhausen im Rathaus der Mindelstadt unterzeichnet. Maximilian Hartmann, Projektleiter am Wasserwirtschaftsamt, schaut zufrieden aus. Er ist verantwortlich für die Umsetzung des Hochwasserschutzes im Mindeltal. Mit der absehbaren Fertigstellung der Baumaßnah- zwischen Balzhausen und Mindelzell rückt nun der nächste wichtige Schritt in diesem Millionenprojekt ins Visier. Auf einer Länge von 3,6 Kilometern wird ein Deich westlich von Thannhausen aufgeschüttet, der von Nettershausen bis westlich des Kreisverkehrs an der Umgehungsstraße/Edelstetter Straße reicht. Teilweise erreicht der Wall eine Höhe von 2,80 Meter. Von Süden nach Norden jedoch reduziert sich die Höhe. Hinzu kommen mehrere Bauwerke. Etwa ein großes Drosselbauwerk an der Mindel, nahe der Stelle wo jetzt westlich von Nettershausen eine Brücke über den Fluss führt. Mit einem weiteren Drosselbauwerk lässt sich die abfließende Wassermenge der Hasel in zwei Stufen regulieren.
Mit den Unterschriften von Bürmen germeister Georg Schwarz und Bernhard von Roda, dem stellvertretenden Leiter des Wasserwirtschaftsamts, wird klar geregelt, wer was zahlt. Insgesamt trägt die Stadt Thannhausen einen Anteil von 27,45 Prozent an den Gesamtkosten des auf rund 9,3 Millionen Euro taxierten Projekts: rund 2,5 Millionen Euro. Den Rest übernimmt der Freistaat.
In dessen Beritt fallen auch Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands der Mindel. Im Zuge dessen wird das bisherige Teilungswehr komplett erneuert und durch ein Streichwehr mit Rampe ersetzt. Gesichert sein muss dabei, dass die Wassermenge, die bisher den Mühlbach speist, gleich bleibt. Eine Rampe soll auch den Absturz an der Fritz-Kieninger-Straße ersetzen. Auf Höhe der Schulen soll die Mindel darüber hinaus verbreitert und der Zugang zum Wasser erleichtert werden.
Dadurch, dass die Stadt sich bereit erklärt hat, die Bereitstellung mobiler Hochwasserschutzelemente sowie den Unterhalt des neuen Steges über die Hasel an dem dann neu errichteten Wehr südlich des Tennisheims zu garantieren, konnte sie ihren Beitrag letztlich auf circa 2,1 Millionen Euro drücken. Trotzdem hält es Schwarz für ratsam, die 5 Millionen Euro im Haushalt weiterhin für das Projekt zu reservieren. Denn die anvisierten Kosten sind nur als grobe Richtwerte zu verstehen, die sich um bis zu 30 Prozent nach oben oder unten verschieben können. Die Erfahrung der Vergangenheit zeigt, dass je nach Beschaffenheit des Baugrunds oder Schwierigkeiten beim Grundstückserwerb die Kosten unter Umständen sogar noch höher werden könnten.
Jetzt geht es darum, die Maßnahmen europaweit auszuschreiben. Parallel dazu geht das Wasserwirtschaftsamt mit Unterstützung der Stadt Thannhausen in die Grundstücksverhandlungen mit den betroffenen Eigentümern. Der Baubeginn für den Hochwasserschutz in Thannhausen ist für die erste Jahreshälfte 2019 vorgesehen. Der Abschluss der Maßnahmen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös zu benennen. „Gut wär’s, wenn’s bis zum nächsten Hochwasser fertig ist“, sagt Landtagsabgeordneter Alfred Sauter (CSU).