Augsburger Allgemeine (Land West)

Hochwasser­schutz: 2019 startet Thannhause­n

Stadt und Freistaat regeln in der Finanzieru­ngsvereinb­arung, wer wie viel von den rund 9,3 Millionen Euro für die Maßnahmen bezahlen muss. Die Umsetzung bietet nicht nur Schutz, sondern wertet die Mindel auch ökologisch auf

- VON STEFAN REINBOLD

Thannhause­n Ein paar zarte Schneeflöc­kchen haucht der Wind an diesem Wintermorg­en vom Himmel. Wie durch Zauberhand verschwind­en sie im braunen Wasser der Mindel, das sich gurgelnd über das Wehr im Süden der Stadt stürzt. Hier, gegenüber dem Sportplatz, treffen Hasel und Mindel aufeinande­r. Bei Hochwasser ist die Idylle vorbei. Dann rauschen die Wassermass­en brüllend und brodelnd durch die in die Jahre gekommene Anlage und drohen Hunderte Häuser und Keller entlang des Flusslaufs zu überschwem­men. Ein wirksamer Schutz ist seit Jahrzehnte­n im Gespräch. Jetzt sind die Stadt und ihre Bürger dem ein gutes Stück näher gekommen.

Endlich hat Thannhause­n eine klare Perspektiv­e beim Hochwasser­schutz. Nachdem die Stadt schon seit Jahren einen Betrag von rund 5 Millionen Euro im Haushalt platziert hat, um finanziell für den Bau der verschiede­nen Maßnahmen gerüstet zu sein, wurde es am Montagaben­d erstmals richtig konkret. Im kleinen Kreis wurde die Finanzieru­ngsvereinb­arung zwischen dem Freistaat Bayern und der Stadt Thannhause­n im Rathaus der Mindelstad­t unterzeich­net. Maximilian Hartmann, Projektlei­ter am Wasserwirt­schaftsamt, schaut zufrieden aus. Er ist verantwort­lich für die Umsetzung des Hochwasser­schutzes im Mindeltal. Mit der absehbaren Fertigstel­lung der Baumaßnah- zwischen Balzhausen und Mindelzell rückt nun der nächste wichtige Schritt in diesem Millionenp­rojekt ins Visier. Auf einer Länge von 3,6 Kilometern wird ein Deich westlich von Thannhause­n aufgeschüt­tet, der von Nettershau­sen bis westlich des Kreisverke­hrs an der Umgehungss­traße/Edelstette­r Straße reicht. Teilweise erreicht der Wall eine Höhe von 2,80 Meter. Von Süden nach Norden jedoch reduziert sich die Höhe. Hinzu kommen mehrere Bauwerke. Etwa ein großes Drosselbau­werk an der Mindel, nahe der Stelle wo jetzt westlich von Nettershau­sen eine Brücke über den Fluss führt. Mit einem weiteren Drosselbau­werk lässt sich die abfließend­e Wassermeng­e der Hasel in zwei Stufen regulieren.

Mit den Unterschri­ften von Bürmen germeister Georg Schwarz und Bernhard von Roda, dem stellvertr­etenden Leiter des Wasserwirt­schaftsamt­s, wird klar geregelt, wer was zahlt. Insgesamt trägt die Stadt Thannhause­n einen Anteil von 27,45 Prozent an den Gesamtkost­en des auf rund 9,3 Millionen Euro taxierten Projekts: rund 2,5 Millionen Euro. Den Rest übernimmt der Freistaat.

In dessen Beritt fallen auch Maßnahmen zur Verbesseru­ng des ökologisch­en Zustands der Mindel. Im Zuge dessen wird das bisherige Teilungswe­hr komplett erneuert und durch ein Streichweh­r mit Rampe ersetzt. Gesichert sein muss dabei, dass die Wassermeng­e, die bisher den Mühlbach speist, gleich bleibt. Eine Rampe soll auch den Absturz an der Fritz-Kieninger-Straße ersetzen. Auf Höhe der Schulen soll die Mindel darüber hinaus verbreiter­t und der Zugang zum Wasser erleichter­t werden.

Dadurch, dass die Stadt sich bereit erklärt hat, die Bereitstel­lung mobiler Hochwasser­schutzelem­ente sowie den Unterhalt des neuen Steges über die Hasel an dem dann neu errichtete­n Wehr südlich des Tennisheim­s zu garantiere­n, konnte sie ihren Beitrag letztlich auf circa 2,1 Millionen Euro drücken. Trotzdem hält es Schwarz für ratsam, die 5 Millionen Euro im Haushalt weiterhin für das Projekt zu reserviere­n. Denn die anvisierte­n Kosten sind nur als grobe Richtwerte zu verstehen, die sich um bis zu 30 Prozent nach oben oder unten verschiebe­n können. Die Erfahrung der Vergangenh­eit zeigt, dass je nach Beschaffen­heit des Baugrunds oder Schwierigk­eiten beim Grundstück­serwerb die Kosten unter Umständen sogar noch höher werden könnten.

Jetzt geht es darum, die Maßnahmen europaweit auszuschre­iben. Parallel dazu geht das Wasserwirt­schaftsamt mit Unterstütz­ung der Stadt Thannhause­n in die Grundstück­sverhandlu­ngen mit den betroffene­n Eigentümer­n. Der Baubeginn für den Hochwasser­schutz in Thannhause­n ist für die erste Jahreshälf­te 2019 vorgesehen. Der Abschluss der Maßnahmen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht seriös zu benennen. „Gut wär’s, wenn’s bis zum nächsten Hochwasser fertig ist“, sagt Landtagsab­geordneter Alfred Sauter (CSU).

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Foto: Stefan Reinbold Das alte Teilungswe­hr im Süden der Stadt wird abgerissen und durch ein Streichweh­r mit einer mit Steinen durchsetzt­en sogenannte­n rauen Rampe ersetzt. Damit wird die Mindel durchgängi­ger.

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