Augsburger Allgemeine (Land West)

Von Glück und Unglück

Eine neue Edition des Petrarca-Meisters

- VON ALOIS KNOLLER

Dreizehn Jahre, von 1354 bis 1367, arbeitete der italienisc­he Dichter und Humanist Francesco Petrarca an seinem Hauptwerk „De remediis utriusque fortunae“, zu deutsch: „Von der Artzney bayder Glück“. Unter diesem Titel erschien die umfänglich­e Dichtung, die 254 Kapitel umfasst, vor fast 500 Jahren erstmals auf Deutsch. Aufgelegt hatte sie 1527 der Augsburger Drucker Heinrich Steiner (Stayner). Die Illustrati­onen besorgte ein Augsburger Künstler, den die Forschung nur als „Petrarca-Meister“kennt. Alle

261 Holzschnit­te hat nun der pensionier­te Arzt Ulrich Wilke in einem Kompendium wieder zugänglich gemacht und kommentier­t.

Es ist die Zeit der Landsknech­te und Ratsherrn, der Kaufleute und Kleriker, der Mägde und Damen. In diese seine Welt taucht der Petrarca-Meister ein und entwickelt daraus die Szenen, die Petrarca als Beispiele in seiner Abhandlung über den Konflikt zwischen den Affekten und der Vernunft aufführt. In 254 Kapiteln beschreibt der Dichter Schicksale und Missgeschi­cke des Menschen. Die personifiz­ierte Vernunft weist nach, dass alles vermeintli­che Glück eitel ist, ehe sie die Trostgründ­e gegen das vermeintli­che Unglück anführt. Ihr Ziel ist der Seelenfrie­den als beste Arznei.

In Auftrag gegeben hatten Übersetzun­g und Illustrati­onen 1517 die beiden Augsburger Verleger Grimm und Wirsung. Doch der Druck erfolgte erst zehn Jahre später, als nach deren Konkurs Heinrich Steiner die Offizin übernommen hatte.

Der Kunstsamml­er Uwe Wilke gibt in seiner Edition sowohl aus dem Augsburger Steiner-Druck von

1539 als auch aus dem Frankfurte­r Druck von Christian Egenolff von

1559 die Bilder wieder. Leider lässt die Qualität der Wiedergabe­n oft zu wünschen übrig, was die Lust am Blättern trotz der treffliche­n Kommentier­ung doch arg trübt.

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