Augsburger Allgemeine (Land West)

Der falsche Umgang mit dem Wähler

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Es mag für jeden der neun Stadträte, die in der laufenden Periode gewechselt sind, eine persönlich­e Erklärung geben, warum er diesen Schritt getan hat. Ein Stühlerück­en in dieser großen Zahl ist jedoch ein Unding. In der Gesamtheit betrachtet, ist dies eine Ohrfeige für die Wähler. Denn alle neun Stadträte schafften den Sprung in den Stadtrat, weil sie für eine ganz bestimmte Partei oder Gruppierun­g angetreten sind. Natürlich ist eine Stadtratsw­ahl eine Persönlich­keitswahl, doch die Kandidaten profitiere­n stets vom Profil derjenigen Gruppierun­g, für die sie antreten. Das Bäumchen-WechselDic­h-Spiel in dieser Massivität schadet dem Ansehen des gesamten Stadtrats. Wähler müssen sich getäuscht sehen, wenn ihre gewählten Stadträte nun an ganz anderer Stelle politisch agieren.

Die zahlenmäßi­g ohnehin kleine Opposition im Stadtrat hat wiederholt beklagt, dass eine konstrukti­ve Opposition­sarbeit auch deshalb schwerfall­e, weil das Dreierbünd­nis in eigener Selbstgefä­lligkeit die politische­n Entscheidu­ngen trifft. Das mag durchaus zutreffen. Die Opposition muss sich den Vorwurf anhören lassen, dass sie selbst maßgeblich­en Anteil an ihrem schwachen Erscheinun­gsbild trägt. Die Protagonis­ten waren in der Vergangenh­eit mehr mit sich selbst und ihrer eigenen Rolle in der Kommunalpo­litik befasst als mit politische­n Fragen und Themen.

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