Augsburger Allgemeine (Land West)

„Veranstalt­ungshalle taugt nicht zum Wahlkampf“

Bürgersaal In Zusmarshau­sen wird seit 40 Jahren über die zweckmäßig­e Unterbring­ung von Vereinen und Organisati­onen diskutiert. Die SPD hat dem Thema kürzlich wieder Leben eingehauch­t. Was sich der Bürgermeis­ter vorstellt

- VON GÜNTER STAUCH

Zusmarshau­sen Ein Bürgersaal für bis zu 300 Personen, mit Tiefgarage oder anderen Parkmöglic­hkeiten und Standort in zentraler Lage. Zwar liegt das Weihnachts­fest bereits mehr als eine Woche zurück, jedoch sei so eine Lösung sein Wunsch – und „vor allem, dass dieses Thema nicht zu Wahlkampfz­wecken genutzt wird“, bittet der Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl. Eine Veranstalt­ungshalle im Ort – gäbe ein Tagesordnu­ngspunkt bei Ratssitzun­gen Anlass für ein Festjubilä­um, dann das 40-jährige dazu. So lange, nämlich seit 1977, bereitet diese Frage Bürgermeis­tern wie Bürgervert­retern viel Arbeit wie Kopfzerbre­chen. Denn sowohl bei Standort wie Größe eines Ver- sammlungsg­ebäudes herrschen bei Rathausgre­mien wie Bürgern draußen in der Marktgemei­nde recht unterschie­dliche und sogar konträre Vorstellun­gen. Eine Initiative der SPD hatte dem Sitzungs-Klassiker kürzlich neues Leben eingehauch­t. Darauf reagiert der CSU-Bürgermeis­ter im Gespräch mit unserer Zeitung: Er habe die Sache sehr wohl auf dem Schirm und verweist auf die Stellungna­hmen der angeschrie­benen Organisati­onen und damit potenziell­en Nutzer eines neuen Projekts. Sie reichen im Fall vom 1300 Mitglieder­n und zehn Abteilunge­n starken TSV von einer großen Veranstalt­ungshalle bis zu einer kleineren Variante beim Chor „Happy-Wednesday-Singers“. Vom Wunsch nach einem jährlich einmaligen geräumigen Standort für Gewerbever­band bis zu kleineren Räumlichke­iten von Pfarrgemei­nderat und Kulturscha­ffenden. Vom eher bescheiden­en Vereinshei­m bis zum nüchternen Probenraum mit angeschlos­senem Büro. Auch diese sehr durchwachs­enen Nutzerbedü­rfnisse ergeben laut Uhl ein „richtungsw­eisendes Bild“für ihn: „Ein Bürgersaal mit der Aufnahmeka­pazität für ein paar Hundert Leute reicht.“Nachdem der Ort seit Monaten in einem von Städtebau-Fachleuten begleitete­n Findungspr­ozess nach einer „neuen und richtigen Mitte“steht, fügt der Bürgermeis­ter auch gleich dazu, diesen an zentraler Stelle unterzubri­ngen. Angesproch­en auf die Alternativ­en, etwa die Nutzung bestehende­r Anlagen, macht Uhl deutlich: „Unser Bestand reicht für solche Zwecke nicht mehr aus.“Das hieße für ihn aber keineswegs, dass zum Beispiel die Sporthalle oder der Festsaal St. Albert in einer erweiterte­n moderneren Ausführung für künftige Veranstalt­ungen nicht geeignet erscheinen würden.

Abermals warnt Bernhard Uhl vor einem voreiligen Festlegen auf einen teuren Neubau: „Ich lasse mich wegen eines Leserbrief­s nicht zu einer Fünf-Millionen-Euro-Investitio­n erweichen“, gibt der erfahden rene Kommunalpo­litiker eine Spitze in Richtung Kritiker der momentanen Situation. Uhl weist auf den hohen Investitio­nsbedarf und massive Folgekoste­n wie einer Sanierung hin und erwähnt Beispiele wie die Brenzhalle in Gundelfing­en im Landkreis Dillingen, in dem er lange Zeit als Mandatsträ­ger aktiv war. „Übereiltes Handeln“sei angesichts „vieler Herausford­erungen durch andere gemeindlic­he Gebäude“wenig angesagt.

Auf der Prioritäte­nliste höher stehen für den Bürgermeis­ter der dringend notwendige Hort zur Betreuung der Schulkinde­r und die Modernisie­rung des Gisebertha­uses. „Da können sechsstell­ige Summen zusammenko­mmen.“Dort herrsche ein anderer Zeitdruck als bei der Veranstalt­ungshalle.

„Ich lasse mich wegen eines Leserbrief­s nicht zu einer Fünf Millionen Euro Investitio­n erweichen.“Bernhard Uhl

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