Augsburger Allgemeine (Land West)

Sauerkraut und Barockmale­rei

Serie Der Dinkelsche­rber Barockmale­r Johann Georg Rieger lernte auch in Italien. Wo seine Kunstwerke zu sehen sind

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Landkreis Augsburg Sein genaues Geburtsdat­um ist nicht bekannt, doch man nimmt das Jahr 1655 an, das auf einem Umrissstic­h eines Selbstport­räts verzeichne­t ist. Als Ort wird in verschiede­nen Quellen Dinkelsche­rben genannt: Diese Unsicherhe­iten können aber nicht über seine Bedeutung als ein äußerst begabter Barockmale­r aus der Region hinwegtäus­chen: Johann Georg Rieger. Gelernt hat die Persönlich­keit bei seinem Vater sowie seinem Vetter, dem Maler Johann Georg Knappich, dessen Geselle er von 1680 bis 1683 war. In den folgenden Jahren schweigen sich Literatur und Quellen über Rieger aus.

Erst 1692 taucht sein Name wieder auf, und zwar in Rom, wo er sich der dort etablierte­n niederländ­ischen Kunstverei­nigung „Schilderbe­nt“angeschlos­sen hatte – eine Gruppe von Künstlern in der Tradition Raffaels, die ihren Mitglieder­n bei der Aufnahme in ihren Kreis Spitznamen gab;

Rieger nannten sie „Sauerkraut“.

Beeinfluss­t wurde er in Italien insbesonde­re von Pietro da Cortona.

Nach einem Aufenthalt in Neapel

(1693) kehrte Rieger nach Augsburg zurück, wurde

Bürger der Stadt und erwarb sich 1696 das Meisterrec­ht, das heißt: Er bezahlte, wie damals üblich, dafür. Im selben Jahr heiratete er Maria Pflanzellt­in.

In Augsburg machte Rieger dann Karriere, avancierte er doch zum ersten katholisch­en Direktor der neugegründ­eten Reichsstäd­tischen Kunstakade­mie. Als Akademie-Direktor zwischen 1710 und 1730 bildete er zahlreiche Schüler aus und schuf obendrein etliche, teils noch erhaltene Altarbilde­r, so in Stätzling, Hainhofen, Ziemetshau­sen; auch die Fresken im Kloster Holzen tragen seine Handschrif­t. Obendrein nahm er Aufträge bekannter Persönlich­keiten, etwa der Fugger, an.

Kunsthisto­risch gesehen gilt Rieger als Künstler einer Zwischenge­neration, die nicht mehr dem Augsburger Hochbarock angehörten, aber auch noch nicht den Schritt zum Rokoko gewagt hatten. Riegers Werke gelten daher als uneinheitl­ich, was immer das auch bedeuten mag. Jedenfalls zeigen die Historienb­ilder aus dem Alten Testament in der Allgäuer Pfarrkirch­e Aufkirch eine bemerkensw­erte eigenständ­ige und neuartige Kompositio­n, gepaart mit pastellart­iger Farbigkeit, heißt es in einer Würdigung der Historisch­en Kommission der Bayerische­n Akademie der Wissenscha­ften.

Am 3. März 1730 verstarb Johann Georg Rieger in Augsburg.

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