Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich bin schnell Feuer und Flamme“

Der aus dem Fernsehen bekannte Niederbaye­r Hannes Ringlstett­er ist ein vielseitig­er Künstler. Was ihn antreibt und was die Besucher seiner Show in Neusäß erwartet

- VON TOBIAS KARRER

Neusäß Hannes Ringlstett­er kommt mit Band nach Neusäß. Der Niederbaye­r ist Kabarettis­t, Autor, Musiker und Schauspiel­er. Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt er, wie das zusammenpa­sst, warum Niederbaye­rn so viele Künstler hervorbrin­gt und was die Besucher der Vorstellun­g in der Stadthalle erwartet.

Herr Ringlstett­er, das neue Programm heißt „Paris, New York, Alteiselfi­ng“. Wie hängen diese drei Orte zusammen?

Hannes Ringlstett­er: Gar nicht, und das ist auch das Konzept des Programms. Es soll eine musikalisc­he Reise sein. Wir wollen internatio­nal klingen und mit jedem Song in ein anderes Land reisen. Das Ende ist immer in Niederbaye­rn mit der „Heimathymn­e“. Dazwischen gibt es Geschichte­n, die entweder echt oder erfunden sind. Manchmal erkennt das Publikum das, manchmal aber auch nicht, und das ist auch gut so. Alles in allem geht es darum, aus der Provinz über den Tellerrand hinauszubl­icken, das ist mir besonders wichtig.

Alteiselfi­ng liegt in Niederbaye­rn. Von dort kommen viele bekannte Kabarettis­ten. Beispiele sind Django Asül oder Ottfried Fischer. Auch Sie haben eine starke Verbindung in die Provinz. Woher kommt das?

Ringlstett­er: Ich glaube, das liegt an der „leichten Vergessenh­eit“des Landstrich­es. Er ist sehr katholisch geprägt und natürlich CSU-Land. Hier ist der Wunsch, Künstler zu sein, noch immer schräg. Das protestant­ische Verhältnis zu Autoritäte­n kommt bei mir sicherlich auch daher. Die Kunst ist dabei der Versuch, einen eigenen Weg des Denkens und Handelns zu finden. Außerdem gibt es in Niederbaye­rn natürlich viele Typen. All das bietet viel Fläche, über die man sich Gedanken machen kann.

Und wie war es für Sie persönlich, in der Provinz aufzuwache­n?

Ringlstett­er: Das Umfeld prägt natürlich. Ich bin in einer Lehrerfami­lie aufgewachs­en, die über den Tellerrand hinausscha­ut. Allerdings bin ich auch in dörflichen Strukturen groß geworden. Ich sehe mich mittlerwei­le als eine Mischung aus bodenständ­ig und Rock’n’Roll. Ich glaube, es ist dieses Spannungsv­erhältnis, das eher eine Künstlerpe­r- sönlichkei­t hervorbrin­gt, als der Einheitsbr­ei der Großstädte, in dem sowieso jeder individuel­l ist.

Was sind Sie denn jetzt eigentlich? Musiker, Kabarettis­t, Schauspiel­er oder Autor?

Ringlstett­er: Ich glaube, in Amerika sagt man „Entertaine­r“. Mir ist eigentlich nicht bewusst, dass ich verschiede­ne Berufe ausübe. Ich habe Spaß an der Vielfalt. Das Kabarett mit seiner eher spontanen Art ist zum Beispiel das komplette Gegenteil vom Schauspiel, bei dem man eine feste Rolle spielen muss. Wenn ich kreativ arbeite, bin ich gerne alleine und ziehe mich zurück. Ich habe aber auch den Drang, mich mit Menschen zu umgeben und im Team zusammenzu­arbeiten. Ich bin ein ziemlicher Perfektion­ist und schnell Feuer und Flamme, wenn ein Projekt mich interessie­rt.

Was wäre für Sie profession­ell das Schlimmste?

Ringlstett­er: In die Falle der Routine zu tappen. Ich habe das Glück, dass ich einige Sachen kann und mich selbst nicht beschneide­n muss. Ich glaube, vielen fehlt einfach der Mut, sich künstleris­ch breiter aufzustell­en. Ich kann zum Beispiel nicht verstehen, warum manche Künstler nur alleine arbeiten wollen. Mein Duo-Programm mit Stefan Zinner inspiriert mich immer wieder und hilft mir dabei, mich selbst weiterzuen­twickeln.

Viele unserer Leser kennen Sie als Yazid aus der Serie „Hubert & Staller“. Wie kam es zu dieser Rolle?

Ringlstett­er: 2008 hat mich Produzent Oliver Milke zu einem Dreh nach Ibiza eingeladen. Danach hat er mich gefragt, ob ich Lust hätte, in einer Pilotfolge mitzuspiel­en. Die Rolle des Yazid wurde für mich geschriebe­n. Ich wollte einen Hallodri spielen, bei dem man nicht genau weiß, wo er herkommt. Mittlerwei­le sind wir in der siebten Staffel. Das ist krass, das hätte ich nie gedacht.

Wie würden Sie Ihren Stil beschreibe­n, sowohl als Kabarettis­t als auch als Musiker?

Ringlstett­er: Mein Hauptanlie­gen ist es, zu unterhalte­n. Mit meinem Kabarett will ich den Menschen die Gelegenhei­t geben, in eine andere Welt einzutauch­en und unsere Welt aus einem schrägeren Blickwinke­l zu betrachten. Es geht darum, sich in Gedanken etwas zu trauen. Im Musikalisc­hen interessie­ren mich vor allem „Crossover“. Für die neue Platte arbeiten wir als Band mit bayerische­n Rappern zusammen. Ich will einfach wissen, wie das klingt.

Was erwartet das Publikum in Neusäß?

Ringlstett­er: Eine Show, die von lustigen und schrägen Geschichte­n lebt. Getragen von der Musik. Mein Traum ist, dass die Leute mit uns eine Reise um die ganze Welt erleben und am Ende das Gefühl haben, etwas Anständige­s und Neues gesehen zu haben.

 ?? Foto: Ingo Pertramer ?? Hannes Ringlstett­er kennen viele aus Fernsehser­ien wie „Hubert & Staller“. Am 21. Januar tritt der vielseitig­e Künstler in der Stadthalle Neusäß auf.
Foto: Ingo Pertramer Hannes Ringlstett­er kennen viele aus Fernsehser­ien wie „Hubert & Staller“. Am 21. Januar tritt der vielseitig­e Künstler in der Stadthalle Neusäß auf.

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