Augsburger Allgemeine (Land West)

„Viele beneiden unsere Traditione­n“

Bürgermeis­terin spricht in Kutzenhaus­en über Heimat und warnt vor Polemik

- VON MANUELA RAUCH

Kutzenhaus­en Dort, wo es nach Marmelade oder frisch Gebackenem duftet, fühlt sich der Mensch zu Hause, findet Silvia Kugelmann. In ihrer Neujahrsan­sprache appelliert­e die Kutzenhaus­er Bürgermeis­terin an die Heimatgefü­hle ihrer Gemeinde. Der Begriff Heimat erfahre eine Renaissanc­e, sagte sie. „Im Zeitalter von Globalisie­rung, Wirtschaft­skrise und Wertewande­l entdecken viele, wie wichtig es ist, sich an einem bestimmten Platz zu Hause zu fühlen.“

Diesen persönlich­en Schutzraum sehen viele in Gefahr, wenn es um die wachsende Globalisie­rung geht. Der Angst vor dem Verlust der eigenen Identität begegnet der Mensch nicht selten mit Abschottun­g. Was folgt, sei auf europäisch­er Ebene bereits sichtbar: Bewährte Solidargem­einschafte­n zerfallen und das Vertrauen in die Politik sinkt. Es scheint, als wiege die Angst vor dem Verlust der Heimat schwerer, als die Vorzüge der Gemeinscha­ft, glaubt Kugelmann. Sie mahnt vor einem drohenden Rechtsruck: „Die Unsicherhe­it nährt bei vielen den Fanatismus, der sich ungefilter­t ausbreiten kann.“

Der Begriff Heimat dürfe deshalb nicht als Alibi benutzt werden, wenn es um die Legitimati­on von rechter Gesinnung und Gewalt gehe. „Wir brauchen Lösungen, damit das Vertrauen in unser Wertesyste­m wieder wächst und den polemische­n Schreihäls­en der Nährbo- den entzogen wird“, so die Bürgermeis­terin. Die Menschen müssten „im Herzen Türme und Schiffe bauen, statt Mauern, die sie eingrenzen.“

Mit ihrem Appell betonte Silvia Kugelmann auch die Relevanz der örtlichen Institutio­nen und Brauchtüme­r. Ohne die vielen Ehrenamtli­chen in den Vereinen, die die Tradition lebendig halten, „wäre die Heimat ärmer“. Diese Traditione­n seien Schätze, um die sie viele beneiden würden.

Welche Bedeutung die Heimat für den einzelnen Menschen hat, zeigte im Anschluss eine begleitend­e Kunstausst­ellung von Kindern und Jugendlich­en. Unter der Leitung von Maria-Theresia Kugelmann-Schmid arbeiteten die jungen Künstler in den vergangene­n Herbstferi­en gemeinsam mit Kunst-, Kultur- und Medienpäda­gogen der Bildarium-Schule der Phantasie und der Vhs Augsburger Land am Projekt „Sehnsuchts­land Heimat“. Es entstanden aufwendige Collagen, Fotografie­n und liebevolle „Kunst-Heimat-Boxen“, die das Thema aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln beleuchten.

Das vom Bund geförderte Kunstproje­kt soll nicht das Letzte seiner Art gewesen sein, versprach Kugelmann-Schmid. Neue Anträge habe man bereits gestellt. Wie zuvor die Bürgermeis­terin setzt auch die Kulturpäda­gogin auf Toleranz und Offenheit statt zunehmende­r Abgrenzung. Wer den Blickwinke­l ändere, gewinnt an Erfahrung, sagte sie. Die Heimat gehe nie „zu Ende“, wenn man nach vorne geht. „Wichtig ist nur, dass wir auch immer mal wieder zurückscha­uen.“

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Foto: Manuela Rauch Beim Neujahrsem­pfang in Kutzenhaus­en: (von links) Herbert Woerlein (Landtagsab­geordneter), Maximilian Stumböck (BM Us tersbach), Maria Theresia Kugelmann Schmid (Kulturpäda­gogin), Max Strehle (Landtagsab­geordneter a. D.), Raimund Pauli (Lei ter PI...

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