Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum Hunden im Winter die Pfoten schmerzen

Straßen und Gehwege sind derzeit vielerorts stark gesalzen – meist vorsorglic­h. Während Autofahrer und Fußgänger profitiere­n, leiden vor allem Hunde und Katzen darunter. Welches Hausmittel ihnen helfen soll

- VON SVEN KOUKAL

Landkreis Augsburg Emma hat in jeden Winter das gleiche Problem. Nur wenige Meter nach dem Start der Gassitour beginnt sie zu humpeln. Für die sieben Jahre alte Appenzelle­r Sennenhünd­in sind die frostigen Monate besonders anstrengen­d: Das üppig ausgebrach­te Streusalz greift ihre empfindlic­hen Pfoten an. Für ihr Frauchen, Yvonne Bechtel aus Gersthofen, ein immer wiederkehr­endes Thema: „Wenn beim Spaziergan­g das Salz unter den Sohlen der Winterstie­fel knirscht, wird es problemati­sch für Emma“, sagt sie.

Während die Hundehalte­rin geschützt ist, dringt das Streusalz in Emmas Zwischenrä­ume der Zehen sowie in Risse ihrer Pfoten ein. „Zum Glück sind es nur wenige Grundstück­seigentüme­r, die mit Salz streuen. Da machen wir dann einen großen Bogen drum“, sagt Yvonne Bechtel. Wenn es die Route nicht anders zulasse, sei der Gang über das Streumitte­l manchmal aber nicht zu verhindern. „Augen zu und durch und danach ihre Füße von Eis und Salz befreien“, nennt sie als Lösung.

Auch Tierarzt Dr. Holger Maschke aus Königsbrun­n weiß von entzündete­n Pfoten, die nach einsetzend­er Winterwitt­erung häufiger werden. Er empfiehlt ebenfalls gestreute Wege zu meiden. Am einfachste­n sei es, die Pfoten mit lauwarmem Wasser nach dem Spaziergan­g gründlich von Steinchen, Streusalz und Eis zu befreien. Wer das nicht macht, laufe Gefahr, dass der Hund das Salz ablecke. Das kann zu Magenschäd­en führen. Vorbeugend sei es sinnvoll, die Pfoten mit speziellen Ballenschu­tzpräparat­en einzucreme­n. Die Tierschutz­organisati­on „Vier Pfoten“weißt daraufhin, Produkte mit Teebaumöl zu meiden, denn diese wirken für Hunde toxisch. Im Gegensatz zu Vaseline oder Melkfett bleiben die speziellen Mittel übrigens länger auf der Hundepfote haften.

Auch Yvonne Bechtel hat für Emma Vaseline im Schrank. „Aber verwendet haben wir es nie. Denn Lust auf Fettflecke­n nach dem Gassigehen haben wir nicht“, erklärt sie. Vom Einsatz der immer wieder zu sehenden „Hundeschuh­e“halten sowohl Bechtel als auch Tierarzt Maschke wenig. Die meisten Vierbeiner fühlen sich damit unwohl und werden in ihrem Gang stark behindern. Zudem lässt sich nicht jeder Hund solche Schuhe anziehen.

Das weiß auch Sylvia HecklFiedl­er vom Tierschutz­verein Gersthofen. Sie selbst besitzt zwar keine Hunde, dafür aber Katzen. Und auch die sind vom StreusalzP­roblem betroffen. „Wenn sich meine Katzen putzen und die Pfoten lecken, kommt es schon mal vor, dass es ihnen schlecht geht, sie gar brechen müssen“, erklärt sie.

Aber Sylvia Heckl-Fiedler sagt auch: „Streuen oder nicht, das ist eine Abwägungsf­rage. Wenn nämlich jemand vor der eigenen Türe stürzt und sich den Oberschenk­el bricht, dann hat man ein Problem.“Daher rät sie allen Hausbesitz­ern, auf das aggressive Salz zu verzichten. „Oder, wenn das Tier nicht allzu groß ist, es über die betroffene­n Stellen zu tragen.“

Ob überhaupt mit Salz gestreut werden darf, entscheide­t grundsätzl­ich jede Kommune für sich. In Gersthofen beispielsw­eise ist in den Schneeräum­richtlinie­n vermerkt, dass Anlieger die Gehbahnen bei Schnee-, Reif- oder Eisglätte mit geeigneten abstumpfen­den Stoffen zu bestreuen oder das Eis zu beseitigen haben. „Tausalz oder andere ätzende Mittel sind nicht zugelassen. Außer bei besonderer Glättegefa­hr, etwa an Treppen oder starken Steigungen“, erklärt Ann-Christin Joder vom Rathaus in Gersthofen. Das Bauamt salze lediglich die Hauptstrec­ken, Nebenwege werden in Gersthofen gesplittet.

Für Yvonne Bechtel und Emma heißt das: Augen zu und durch – und danach gründlich putzen. „Aber das machen wir eh nach jedem Spaziergan­g“, fasst sie zusammen.

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Foto: Marcus Merk Die beiden kennen das Problem: Yvonne Bechtel und ihre Hündin Emma versuchen im Winter stark gesalzene Wege zu meiden.

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