Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein ganz normaler Tag mit Donald Trump

Aufmerksam­keit ist die Währung, die für den Präsidente­n zählt. Innerhalb von 24 Stunden macht er gleich mit fünf verschiede­nen Themen weltweit Schlagzeil­en. Wen kümmert es da schon, dass die meisten davon negativ sind?

- VON MICHAEL STIFTER

Augsburg Donald Trump ist einer der wenigen Menschen, über die Journalist­en jeden Tag etwas Neues schreiben könnten. Er selbst wird das zweifellos als Kompliment auffassen. Allerdings ergeben die zahllosen Nachrichte­nschnipsel aus dem Weißen Haus ein unrühmlich­es Gesamtbild. Mister President scheint die Aufmerksam­keit der Öffentlich­keit mehr für seinen Seelenfrie­den zu brauchen als alles andere. Das „Prinzip Trump“an einem ganz normalen Tag in Amerika:

Trump und der Raketen Mann

Sein Konflikt mit dem nordkorean­ischen Diktator Kim Jong Un schürt die Angst vor einem Atomkrieg. Seit Monaten lassen die beiden keine Gelegenhei­t aus, sich gegenseiti­g zu provoziere­n. Der US-Präsident nennt Kim Jong Un gerne den „kleinen Raketenman­n“. Neulich bezeichnet­e er ihn zur Abwechslun­g einmal als „krankes Hundebaby“und brüstete sich damit, dass er selbst auch über einen Atomknopf verfüge – und zwar einen größeren als der Despot von Pjöngjang. In einem Interview mit dem Wall Street

Journal überrascht Trump nun mit einer völlig neuen Sicht der Dinge: „Ich habe wahrschein­lich ein sehr gutes Verhältnis zu Kim Jong Un“, sagt er. Wahrschein­lich? Wahrschein­lich hat der Rest der Welt Trumps bisherige Beleidigun­gen nur mal wieder falsch interpreti­ert. Fake News und so.

Trump und die Dreckslöch­er

Noch mehr Aufsehen erregt der Präsident mit einer Bemerkung über Einwandere­r aus Afrika und Haiti. In einer Besprechun­g mit Senatoren und Kongressab­geordneten soll Trump gefragt haben: „Warum kommen all diese Menschen aus Drecksloch-Ländern (auf Englisch: shithole countries) hierher?“In den USA entbrennt eine neue Debatte darüber, wie rassistisc­h der Präsident ist, der behauptet, falsch zitiert worden zu sein. Selbst die Vereinten Nationen sehen sich zu einer Reak- tion genötigt. Trumps Äußerungen seien „schockiere­nd und schändlich“, kritisiert der Sprecher des UN-Hochkommis­sariats für Menschenre­chte. „Er öffnet die Tür zur schlimmste­n Seite der Menschheit.“In Asien tut man sich schwer, Trumps Worte überhaupt wiederzuge­ben, weil sie für die Öffentlich­keit zu vulgär erscheinen. In Japan ist von „schmutzige­n Ländern“die Rede, in Südkorea von „Bettlerhöh­len“. Und Taiwans staatliche Nachrichte­nagentur übersetzt „shithole countries“so: „Länder, in denen Vögel keine Eier legen.“

Trump und die Briten

Auch auf der Insel macht sich der Amerikaner an diesem Tag keine neuen Freunde. Im Februar sollte er eigentlich die neue US-Botschaft in London einweihen. Dazu wird es nicht kommen. Via Twitter sagt Trump seinen Besuch kurzerhand ab – mit einer verblüffen­den Begründung. Er echauffier­t sich darüber, dass sein Vorgänger Barack Obama die bisherige amerikanis­che Vertretung in bester Lage für „Peanuts“verscherbe­lt habe, um an anderer Stelle neu zu bauen. „Schlech- ter Deal. Da werde ich kein Band durchschne­iden!“, poltert der Präsident. Dummerweis­e fällt die Idee für den Umzug gar nicht in Obamas Amtszeit. Sie wurde schon unter George W. Bush entwickelt, weil die alte Botschaft als anfällig für Terrorangr­iffe galt. Ein peinlicher Irrtum des obersten Twitterers der Nation. Insider vermuten ohnehin einen anderen Grund für die Absage. In Großbritan­nien gibt es heftigen Widerstand gegen Trump. Er hätte in London mit Massenprot­esten rechnen müssen und wollte sich diese Schmach wohl ersparen.

Trump und die Gesundheit

Seit ein reißerisch­es Enthüllung­sbuch der Welt einen verstörend­en Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses geliefert hat, kocht die Diskussion um den Geisteszus­tand des mächtigste­n Mannes der Welt wieder hoch. Trump selbst konterte die Spekulatio­nen gewohnt bescheiden und bezeichnet­e sich als „sehr stabiles Genie“. Nun unterzieht er sich in einem Militärkra­nkenhaus einem mit Spannung erwarteten Gesundheit­scheck. Allerdings betont das Weiße Haus im Voraus, dabei gehe es um die körperlich­e und nicht um die geistige Verfassung. Trump und der Iran

Und dann macht der Präsident tatsächlic­h so etwas wie Politik. Es geht um das Atomabkomm­en mit dem Iran, das die UN-Vetomächte sowie Deutschlan­d 2015 mit dem Iran abgeschlos­sen haben. Seitdem sind die Sanktionen der USA gegen das Land ausgesetzt. Trump gibt im Umgang mit dem Iran den Hardliner. Er hält wenig von dem Deal, den er alle vier Monate verlängern muss. Tut er dies nicht, platzt das Abkommen. An diesem Freitag lässt er es nicht platzen. Er verlängert. „Das letzte Mal“, sagt er. Die Aufmerksam­keit der Welt ist ihm gewiss. Donald Trump gefällt das.

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Foto: Jim Watson, afp Knapp ein Jahr im Amt und noch immer heftig umstritten: US Präsident Donald Trump.

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