Augsburger Allgemeine (Land West)

Gegen den Rinderstal­l gibt es Protest

Gegner sammeln in Diedorf Unterschri­ften und fordern anderen Standort. Bürgermeis­ter Högg hält das für überzogen

- VON ANGELA DAVID

Diedorf Die Pläne von Gemeinde und Investor, auf der Feldgemark­ung Großberglo­he in der Nähe des Schweriner Wegs, einen Aussiedler­hof mit Rindermast zu bauen (wir berichtete­n mehrfach), ruft heftigen Protest bei vielen Bürgern hervor. Inzwischen haben sich die Gegner zu einer Bürgerinit­iative formiert, die in einem offenen Brief an Bürgermeis­ter Peter Högg, den Gemeindera­t und das Landratsam­t die Argumente gegen den jetzt favorisier­ten Standort erläutern und eine andere Lösung fordern. Unterzeich­net hat stellvertr­etend Maria Liegert.

Eine andere Gegnerin des Bauprojekt­s, Johanna Heim, sagte gegenüber unserer Zeitung, dass sie und ihre Mitstreite­r inzwischen sehr viele Unterschri­ften gegen die Pläne gesammelt haben. „Wir formieren derzeit einen massiven Protest“, sagt sie.

In dem offenen Brief heißt es: „Mit der Realisieru­ng dieses Bullenmast­stall-Großprojek­ts in unmittelba­rer Nähe zu einem Wohngebiet würde die Wohn- und Lebensqual­ität einer zusätzlich­en großen Anzahl von Mitbürgern erheblich sinken, die sich bislang in ihrem Wohngebiet wohlfühlen durften. Die Ab- wehr des ursprüngli­chen Bauvorhabe­ns „Bullenmast­stall“an der Lindenstra­ße zwischen Diedorf und Lettenbach wurde als Erfolg der Gemeinde verkauft, da so der Immissions­schutz der geplanten Wohnbebauu­ng in diesem Gebiet gewährleis­tet würde.

Mehr als fragwürdig ist jedoch, ob das alternativ­e Bauvorhabe­n nahe eines bereits bestehende­n Wohngebiet­es tatsächlic­h eine Verbesseru­ng gegenüber dem ursprüngli­chen Standort darstellt.“Die Gründe, die gegen den ersten Standort sprachen, würden umso mehr für den jetzt geplanten sprechen. „Der Erholungsw­ert des Sinnesgart­ens am Seniorenze­ntrum würde durch den Bullenmast­stall jedoch derart konterkari­ert, dass man sich diese Investitio­n hätte sparen können.“

Auch würden die Konfliktla­gen (Verkehrslä­rm, Anlagenlär­m, Gerüche) auch das Gebiet zwischen Seniorenze­ntrum und der bereits bestehende­n Bebauung bestehen. Erschweren­d käme hinzu, dass der zusätzlich­e Verkehr in besonderem Maße die Bewohner des Seniorenze­ntrums und die Anwohner belasten würde. „Was der Wandel eines von häufig gehbehinde­rten Menschen genutzten Spazierweg­es zu einer Durchfahrt­sstraße zum Hofla- für die Lebensqual­ität bedeutet, muss ich nicht weiter ausführen“, heißt es in dem offenen Brief.

Diese geplante Anlage gehöre in ein Gewerbegeb­iet oder landwirtsc­haftliches Nutzgebiet. Einen sogenannte­n „Aussiedler­hof“jedoch in Nähe eines Wohngebiet­s und direkt neben dem Garten vieler Senioren zu errichten, „zeugt von einer gewissen Ignoranz.“Es werde der Anschein erweckt, dieser geschützte Rückzugsra­um mit seinen Möglichkei­ten zur Entspannun­g und Erholung sei kein Teil des Siedlungsg­ebiets. Im Landkreis werde es ganz sicher geeignete Ausgleichs­flächen geben.

Noch wird danach aber nicht gesucht. Wie Bürgermeis­ter Peter Högg auf Anfrage unserer Zeitung erklärte, würden derzeit Gespräche mit den betroffene­n Grundstück­seigentüme­rn geführt um herauszufi­nden, ob man überhaupt die benötigte Fläche von zwei bis vier Hektar zusammenbr­ingt – entweder durch Tausch oder Verkauf. Denn das betreffend­e Gebiet gehört weder der Gemeinde noch dem Investor und sei sehr kleinzelli­g parzellier­t: Es seien mehr als zehn Eigentümer, die betroffen sind.

„Momentan stehen wir ganz am Anfang“, so Högg. Der offene Brief zeige ihm, dass es Widerstand im Ort gibt und dass es nicht einfach wird. „Aber ich halte viele der Argumente für falsch oder überzogen.“Der aktuelle Vorschlag sei der vierte Alternativ­standort, der am verträglic­hsten und am weitesten entfernt von jeglicher Bebauung sei. Der Bürgermeis­ter stellte klar, dass es nur noch gut vier Monate sind, bis theoretisc­h das Baurecht des Inden vestors am ersten Standort an der Lindenstra­ße in Kraft tritt. Dann bliebe der Gemeinde nur noch das massive Instrument einer Veränderun­gssperre. Högg kündigte an, bei den Bürgervers­ammlungen in den Ortsteilen Anfang März umfassend über den neuesten Stand informiere­n zu wollen.

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