Augsburger Allgemeine (Land West)
„Heimat“sind nicht nur schöne Landschaften
Die Reaktionen unserer Leser auf das Titel-Thema unserer Zeitung sind vielfältig. Nicht jeder ist an seinem Geburtsort daheim, aber fast jeder hat eine Geschichte zu erzählen
Was bedeutet „Heimat“? Mit dieser Frage wollten wir vor Kurzem von unseren Lesern wissen, was sich hinter dem Begriff für jeden persönlich versteckt. Und die Antworten zeigen die unterschiedlichsten Facetten. Nicht jeder ist an seinem Geburtsort daheim.
Gersthofen/Landkreis Was bedeutet für Sie „Heimat“? Mit dieser Frage wollten wir vor Kurzem von unseren Lesern wissen, was sich hinter dem Begriff für jeden persönlich versteckt. Und die Antworten zeigen die unterschiedlichsten Facetten. Für die einen ist „Heimat“der Ort, an dem sie geboren und aufgewachsen sind, für andere wiederum der Ort, an dem sie sich wohlfühlen und an dem ihr Herz hängt.
● Josef Pfister zitiert zur Interpretation von „Heimat“aus dem Buch seiner Kindheitserinnerungen: „Normalerweise verbindet man den Begriff ,Heimat’ mit ,daheim’. Für Auswanderer, Flüchtlinge oder Vertriebene sei die Heimat aber dort, wo man Wurzeln gefasst hat, wohnt, sesshaft ist und in die Gesellschaft eingebunden sei.
Wichtig ist vor allem, in seinem Tun und Handeln frei zu sein, betont Pfister frei nach Goethes Faust ,hier bin ich Mensch, hier kann ich‘s sein’“.
● Maximilian Pfeiffer aus Steppach hat seine Heimat in Schwaben. „Hier fühl ich mich wohl“, schreibt er. Geboren wurde er zwar vor mehr als 84 Jahren in Senden und wohnte dort bis ins Jahr 2003. Aber nach einer Zwischenstation in Vöhrigen zog er im Juni 2012 in die SeniorenResidenz in Steppach. „Hier werde ich gut betreut“, sagt er und betont, dass er sich wohlfühlt.
● Angela Enzler ist im Salzburger Land in Österreich geboren, getauft, eingeschult und gefirmt worden. „Diese besonderen Feste aus der Schulzeit werde ich nie vergessen und immer mit der Heimat verbinden“, schreibt sie. Heimat bedeute für sie auch gegenseitige Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. „Jeder grüßt jeden – auch heute noch“, sagt sie. Tolle Erlebnisse in den Bergen, und die wunderschöne Landschaft prägen für sie nach wie vor das Gefühl der Heimat. Zwar fahre sie nach jedem Besuch in Leogang wieder gerne zurück nach Zusmarshausen, „aber Heimat Heimat“, betont sie. Und die liege im Salzburger Land.
● Christa Braun aus Gersthofen hat kriegsbedingt ihre Geburtsstadt Berlin früh verlassen müssen. „Aus Hunger, Kälte und Trümmern kam ich achtjährig – und leider nur für fünf Jahre – an den Lech nach Landsberg“, schreibt sie. Zwar habe es sich dort nach Heimat „angefühlt“, allerdings sei sie nie eine „Einheimische“gewesen. „Schon allein deswegen, weil ich Schriftdeutsch spreche“, sagt sie und bedauert, dass sie der Mundart nie mächtig gewesen sei. 55 Jahre lang lebte sie schließlich in Baden-Württemberg, fühlte sich dort zwar wohl, „aber nie daheim“.
Nun sei sie zwar dankbar und froh, dass sie wieder am Lech wohne, „aber es lässt sich nicht ändern, dass ich heimatlos bleibe und nirgendwo so selbstverständlich eingepasst bin, wie ein Schlüssel im Schloss, die Hand im Handschuh oder der Fuß im eingetragenen Schuh“. Nach „lebenslangem Nachspüren“habe sie dennoch für sich einen Weg gefunden, eine „Heimat“zu haben: Deutschland. Es sei landschaftlich wunderschön, besitze und pflege eine vielfältige Kultur und sie könne „ohne nachzudenken meine Muttersprache sprechen“.
● Elfriede Kröner wohnt in Kutzenhausen und definiert Heimat als Erinnerung. „Für mich ist Heimat alles Alte, was ich erlebt habe“, schreibt sie. Dazu gehörten natürlich auch die vielen Menschen, die sie kennengelernt habe, fährt sie fort. „Im Alter ist natürlich das Haus, das man gebaut hat, und die Familie Heimat“, beendet sie ihre Ausführung.
● Margit Schäfer aus Steinekirch war ihr Leben lang auf der Suche nach einer Heimat. „Heimat bedeutet für mich einen Ort, der Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlt“, schreibt sie. Danach habe sie lange gesucht, erzählt sie weiter. Bereits in der Kindheit machte sie erste Erfahrungen mit Umzügen. Auch später reiste sie beruflich bedingt durch ganz Deutschland immer auf der Suche nach ihrem „Wohlfühlplatz zum Bleiben“. Überall habe sie versucht „ein Stück Heimat zu ergattern“.
Heute zieht sie immer noch herum, jetzt im ehrenamtlichen Dienst. Sie betreut kranke Menschen und herrenlos gewordene Tiere zu Hause und wohnt bei ihnen, bis anderweitige Vorkehrungen getroffen werden können.
„Ich bewohne deshalb nur ein Zimmer, habe auch eine Postfachbleibt adresse und bin stets mit Rucksack unterwegs“, erzählt sie. Heimat ist für sie mittlerweile „unser winzig kleiner Planet Erde, den es zu schützen und bewahren gilt.“
● Anne Straßer hat ihre Heimat in Adelsried gefunden. Hier lebt sie seit 1981 und hat als Gemeinderätin unter anderem maßgeblich beim Umbau des örtlichen Friedhofs mitgearbeitet. Für sie ist Heimat beispielsweise „der Ort, an dem man die Namen auf den Grabsteinen kennt.“