Augsburger Allgemeine (Land West)
Mit dem Traktor zur Agrardemo – bis nach Berlin
Drei Männer aus Sielenbach haben sich gestern auf den Weg gemacht. Bis vors Kanzleramt soll es gehen
Sielenbach So wie es ist, kann es nicht bleiben. Da sind sich Markus Jakob, Hans Goldstein, Stephan Kreppold und Hans Moser aus dem Landkreis Aichach-Friedberg einig. Deshalb haben sie sich gestern von Sielenbach aus auf den Weg nach Berlin gemacht. Drei von ihnen mit dem Traktor, einer mit dem Zug. Die vier wollen dort am morgigen Samstag an der Agrardemo „Wir haben es satt!“teilnehmen.
Die Demonstration findet zeitgleich zum Auftakt der Agrarmesse „Grüne Woche“statt, zu dem sich Landwirtschaftsminister aus aller Welt in Berlin treffen. Organisiert wird die Demo von mehr als 50 Organisationen – von Bauernverbänden bis zu Tierschutzorganisationen. Ziel ist eine Wende in der Agrarpolitik. Die Kundgebung beginnt mit einer Traktor-Fahrt durch Berlin – bis vor das Kanzleramt. Mitfahren werden auch die vier Männer aus dem Wittelsbacher Land, und zwar mit zwei Traktoren: Einen Oldtimer nehmen sie auf der Ladefläche des Schleppers mit.
Jakob, Moser und Kreppold sind Biobauern. Sie kennen sich seit langem über den Bioland-Verband und waren schon oft auf Agrardemonstrationen. Goldstein, Mosers Nachbar, ist der einzige Nichtlandwirt. Kreppold ist schon lange agrarpolitisch aktiv. 2012 ist er schon einmal in Berlin zum Demonstrieren gewesen. Damals hatte er eine selbst gestaltete vier Tonnen schwere Stahlskulptur im Gepäck: Sie zeigt einen übergroßen Teller, auf dem eine Gabel und Schweine liegen. Der Teller steht laut Kreppold für das Ziel der Ernährungssouveränität: Der Verbraucher bestimmt, was auf seinem Teller landet.
Kreppold hat schnell erklärt, warum sie dieses Mal in die Hauptstadt reisen: „Wir wollen in Berlin öffentlichen Druck erzeugen für eine sanfte Agrarwende.“Denn die aktuelle Agrarpolitik gehe in die falsche Richtung. Subventionen bekämen vor allem industrielle Großbauern. Um das zu ändern, suche man den Schulterschluss mit der nichtbäuerlichen Gesellschaft, so der Biobauer. „40 000 Demonstranten lassen sich nicht einfach wegwischen. Die Demo kann man nicht mehr ignorieren“, betont er.
Allerdings erforderte die Fahrt einige Organisation. Hans Moser erklärt: „Wir können nur über Landstraßen fahren.“Goldstein ist deshalb die Strecke extra bis nach Leipzig abgefahren. Zusammengerechnet werden sie etwa 15 Stunden brauchen bis nach Berlin, so Moser. Goldstein, Moser und Jakob werden sich beim Fahren abwechseln. Kreppold kommt mit dem Zug nach. Gefahren wird die Strecke in zwei Etappen. Gestern ging es von Sielenbach bis Wittenberg, wo sie einen weiteren Traktorfahrer trafen. Gemeinsam geht es heute zu einem Sammelpunkt kurz vor Berlin.
Am Samstag fahren dann alle Traktoren im Konvoi nach Berlin. Gleich nach der Demonstration machen sich die vier auf den Heimweg. Sonntagabend wollen sie zurück sein im Wittelsbacher Land.