Augsburger Allgemeine (Land West)
Rinderstall: Neuem Standort droht das Aus
Immer mehr Bürger wenden sich mit ihren Bedenken an den Diedorfer Bürgermeister. Das zeigt Wirkung. Nun steht aber auch ein Gerichtstermin an
Diedorf Wie geht es mit den Planungen für den Rinderstall mit Hofladen in Diedorf weiter? Seit den ersten Berichten über einen möglichen Standort des Projekts auf dem Feld Großberglohe in der Nähe der Schweriner Straße und hinter dem Seniorenzentrum habe sich in der Bürgerschaft massiver Widerstand formiert, berichtet Bürgermeister Peter Högg. Viele Bürger würden sich zu diesem Thema an ihn wenden, es seien auch schon Unterschriftenlisten abgegeben werden, die sich gegen das Vorhaben an dieser Stelle wenden. Wenn die Gegenbewegung so stark sei, „dann müssen wir uns schon fragen, halten wir an dem Standort fest“, so der Bürgermeister ernüchtert.
Er und der Gemeinderat, den er in die Planungen einbezogen hatte, setzen auf Großberglohe als Kompromiss. Ein Vorteil sei, so Högg, dass der Standort von der nächsten Wohnbebauung mindestens 200 Meter entfernt ist. Inzwischen drängt für die Kommune die Zeit, eine Lösung zu finden, die alle Beteiligten zufriedenstellt. Denn schon bald könnte der Weg frei sein für einen genehmigten Bauantrag an jener Stelle, den Investor Alois Rittel gemeinsam mit seinem Sohn Johannes Rittel eigentlich für die Anlage des Rinderstalls mit einem Hofladen, den nötigen Nebengebäuden und einer kleinen Pferdeanlage geplant hat: nämlich auf seinen Grundstücken an der Lindenstraße, etwa auf halber Höhe zwischen Lettenbach und Diedorf. Wie das Landratsamt mitteilt, ist der entsprechende Antrag „genehmigungsreif“. Das bedeutet, dass alle Bedenken vonseiten der Behörde, hier ging es etwa um die Einwirkung von Gerüchen auf die Umgebung, sogenannte Immissionen, ausgeräumt werden könnten. Da das Vorhaben im Außenbereich liegt, kann und wird es genau so genehmigt werden, wie der Antragsteller das vorhat.
Der einzige Grund, warum das noch nicht geschehen ist, ist ein Antrag der Gemeinde auf Rückstellung des Bauantrags um ein Jahr im April 2017. Weil der Diedorfer Gemeinderat zu diesem Zeitpunkt voll mit der Ausarbeitung eines neuen Flächennutzungsplans befasst war und noch nicht klar war, wo neue Wohnbebauung entstehen kann, sollte durch die Rückstellung Zeit für die Planung gewonnen werden. Ab April könnte die Gemeinde dann eine Veränderungssperre für den Bereich für weitere zwei Jahre erlassen.
Inzwischen weiß die Gemeinde, wo sie hinwill: Der Ortsrand von Lettenbach und auch jener von Diedorf sollen verschoben werden, und neue Wohnhäuser entstehen. Der Rest des heutigen Felds soll frei bleiben. Das bedeutet: Für den Aussiedlerhof wäre kein Platz. Doch selbst wenn es innerhalb der nächsten Jahre einen Bebauungsplan an der Lindenstraße geben sollte, der für einen Aussiedlerhof keinen Platz mehr lässt, könnte das nicht die letzte Entscheidung sein.
Nach Einschätzung der Fachstelle im Landratsamt stehen strittige Rechtsthemen zur Debatte, es sei deshalb durchaus möglich, dass ein Bebauungsplan an dieser Stelle einer Normenkontrollklage nicht standhält.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Alois Rittel gegenüber unserer Zeitung davon gesprochen, dass mit einem neuen Bebauungsplan allein sein Hof verhindert werden solle. Er hat gegen den Rückstellungsantrag der Gemeinde geklagt. Die mündliche Verhandlung vor dem Augsburger Verwaltungsgericht soll Ende Februar stattfinden. „Wir würden eine Niederlage nicht kommentarlos hinnehmen“, so Bürgermeister Peter Högg. Auch die Gemeinde will sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen. Im Zuge des Rechtsfriedens sei es deshalb der richtige Weg, dass Investor und Gemeinde gemeinsam nach einem anderen Standort suchen, so die Einschätzung des Landratsamts.
Solch ein Kompromiss könnte eben der Standort Großberglohe sein, auch Alternativen in Willishausen oder an der B300 in Richtung Gessertshausen waren schon im Gespräch. Doch nicht jeder Standort sei auch möglich, so Alois Rittel. „Wir haben alle unsere Felder in Diedorf und wollen auch hierbleiben“, macht er klar. Der landwirtschaftliche Unternehmer hält nichts von langen An- und Abfahrten zu seinen Feldern die etwa am Waldrand hinter Diedorf liegen, die auch nur wieder unnötige Belastungen erzeugen würden. Unter anderem wegen der kurzen Wege wollte der Betrieb deshalb an die Lindenstraße.
Und noch eines macht Rittel klar: „Wir wollen einen ruhigen, nicht störenden Betrieb, der der Bevölkerung nützt“, beschreibt er. Gerade deshalb wolle man auch auf den Verbraucher zugehen. Der Betrieb mit Hofladen, eventuell sogar mit der Möglichkeit zum Reiten für Kinder, könnte durchaus eine Bereicherung sein, sagt er.