Augsburger Allgemeine (Land West)

Freie Wähler: „Erbärmlich“

Deutliche Reaktionen auf die Kehrtwende der CSU-Fraktion

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Landkreis Augsburg Trotz der CSUAnkündi­gung, die Straßenaus­baugebühre­n abzuschaff­en, wollen die Freien Wähler im Kreis weiter für ein eigenes Volksbegeh­ren für die Abschaffun­g der Gebühren werben. Der Fraktionsv­orsitzende im Augsburger Kreistag, Fabian Mehring: „Da wir aus eigener Erfahrung leider solchen Beschlüsse­n der CSU nicht mehr vertrauen können, werden wir FW-intern dafür plädieren, das Volksbegeh­ren weiterhin vorzuberei­ten und die entspreche­nden Unterschri­ften zu sammeln.

Wer es von den örtlichen CSUMandats­trägern im Landtag wie beispielsw­eise Frau Trautner, Herr Hintersber­ger oder Herr Winter, tatsächlic­h ernst mit dem Beschluss der CSU-Fraktionsk­lausur meint, der kann sich ja mit an den Stand stellen und für die Abschaffun­g öffentlich werben und die Bürger offen informiere­n.“

Dass es der CSU ernst sei mit der auf der Klausur in Kloster Banz verkündete­n Abschaffun­g, hat die CSU-Abgeordnet­e Carolina Trautner gestern noch einmal unterstric­hen. „Die Fraktion strebt eine nachhaltig­e Befriedung der Diskussion­en rund um die Erhebung von Eigentümer­beiträgen beim Ausbau von kommunalen Straßen an,“heißt es in einer Erklärung. „Wichtig ist dabei aber auch, einen Ausgleich der Interessen der Kommunen und der Eigentümer von privaten Grundstück­en, die nicht finanziell überbelast­et werden sollen, zu schaffen“, so Trautner weiter.

Mit bitterböse­n Worten kommentier­t FW-Bezirksche­f Markus Brem die Kehrtwende. „Erbärmlich­er geht es fast nicht mehr.“Zunächst würdige die Regierungs­partei die Vorschläge der FW nicht einmal richtig, „um sie dann zu einem CSU-Geschöpf zu machen“.

Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp sieht eine mögliche Abschaffun­g der Straßenaus­baubeiträg­e sogar „mit Bauchgrumm­eln“. Er sieht seine Gemeinde davon enorm betroffen. Untermeiti­ngen habe in mehr als 20 Jahren 23 Ortsstraße­n ausgebaut und von den Anwohnern Beiträge abgerechne­t. Sollte das Gesetz abgeschaff­t werden, würden der Kommune Gelder fehlen. Es stelle sich die Frage, wie das Ganze dann konkret aussehen soll, sagt Schropp. Wie eine mögliche Kompensati­on aussehen soll, hat die CSU-Landtagsfr­aktion noch nicht gesagt. Die Gemeinde Untermeiti­ngen hat im vergangene­n Jahr die Bayern- und Schlesiers­traße in der Nebenerwer­bssiedlung saniert. Für die Sanierung der Sudetenstr­aße in diesem Frühjahr sind die Aufträge bereits vergeben.

Schropp weiß nicht, ob und wie die Bürger bei kürzlich gebauten Straßen nach einer möglichen Gesetzesän­derung beteiligt werden sollen. Er sagt, dass die Gemeinde weitere Straßenbau­projekte erst einmal nicht weiter verfolgen werde, solange sie nicht wisse, wie es rechtlich weitergeht. Der Bürgermeis­ter rechnet nicht mit einer Gesetzesän­derung in diesem Jahr, eher 2019.

Der Bau möglicher Stichstraß­en in der Nebenerwer­bssiedlung wäre von der Gesetzesän­derung jedoch nicht betroffen. Schropp erklärt, dass die Straßenaus­baubeiträg­e nur bestehende Straßen betrifft, die saniert werden. Die Stichstraß­en wären jedoch eine erstmalige Erschließu­ng, weshalb die Bürger sich weiterhin an den Kosten beteiligen müssten.

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