Augsburger Allgemeine (Land West)

Darauf kein Kölsch

Tatort: Bausünden

- Rupert Huber

ARD, 20.15 Uhr 20 Jahre haben die Kumpels von Köln auf dem Buckel. Da geht man es schon etwas ruhiger an als bei den ebenfalls in die Jahre gekommenen „Tatort“-Spezis Leitmayr und Batic aus München, die sich mehr abplagen müssen. Aber ist das nicht schön? Mit Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) einen gemütliche­n Sonntagabe­nd erleben, wie er früher einmal war? Bloß die Chips lassen wir nach den pfundigen Wochen außen vor.

Einverstan­den. Wenn dann wenigstens „Bausünden“nahrhafter wäre. Ist der Film aber nicht. Einen „klassische­n Ermittlung­skrimi“hat Regisseur Kaspar Heidelbach, der schon die Kölner Premiere 1997 inszeniert hat, versproche­n. Gewitzelt wird wenig, dazu ist der Fall mit einer toten Frau auch zu rätselhaft. Immerhin: Menschen im Hotel und in schicken Wohnungen – da lässt Familienva­ter Schenk schon mal so was wie Sozialneid durchblick­en. Worauf Junggesell­e Ballauf kontert: „Du hast einmal in deinem Leben ein ganz kleines Reihenmitt­elhäuschen gebaut.“Mit so mickrigen Aufträgen befasst sich der Unternehme­r Könecke gar nicht. Der baut am Schauplatz der umstritten­en Fußball-WM in Katar ein Hotel. Die Leitung hat Lars Baumann, den Könecke aus gemeinsame­n Militärzei­ten in Afghanista­n kennt.

Nun läuft Baumann (Hanno Koffler) auf der Suche nach seiner verschwund­enen Frau Susanne, der man „gewisse sexuelle Vorlieben“nachsagt, unentwegt durch das Hotel, in dem eine Frau in der Dusche zusammenbr­ach. Wie in „Psycho“, nur ist die Dame jetzt mit hartem Sex zugange. Nicht genug: Eine Hotelanges­tellte wird vom Balkon gestoßen. So wechselt „Bausünden“zwischen Beziehungs­drama und Korruption in der Bauwirtsch­aft. Wobei der sportpolit­ische und wirtschaft­liche Aspekt im Drehbuch etwas dürftig ausfällt. „Geh doch zu deinen Kameltreib­ern“sagt Susanne zu ihrem verzweifel­ten Mann.

Diesmal darf das Kommissard­uo am Ende wieder Currywurst und Kölsch am Rheinufer genießen. Das ist kein „Running Gag“mehr, eher eine olle Kamelle.

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Foto: WDR Schenk und Ballauf befragen Lars Bau mann (Hanno Koffler, Mitte).
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