Augsburger Allgemeine (Land West)
„Jede Sekunde zählt“
Bergführer Bernd Zehetleitner beschreibt die Lawinengefahr und das Risiko für Wintersportler. Warum die Hilfe im Ernstfall immer wieder trainiert werden muss
Zehetleitner: Quasi jedes Land bietet im Internet den aktuellen, für die Region passenden Lawinenlagebericht und weitere Infos an. Außerdem gibt es diverse Apps.
Bei welcher Gefahrenstufe ereignen sich eigentlich die meisten Lawinenunfälle?
Zehetleitner: Die meisten Unglücke passieren bei Stufe 3. Da gibt es einen nicht ganz einfach zu beurteilenden Übergangsbereich, bei dem viele noch gehen. Aber es kann schon gefährlich sein. Während bei den Warnstufen 1 und 2 überwiegend sicherere Verhältnisse vorherrschen, sollte bei Stufe 4 und 5 hoffentlich jedem klar sein, dass es zu gefährlich ist. Übrigens gibt es aber auch bei Warnstufe 1 Lawinenunfälle.
Wie lange dauert es jetzt, bis sich die Situation entspannt?
Zehetleitner: Wir rechnen damit, dass sich die Lawinensituation in den nächsten Tagen nur langsam entspannen wird.
Was gehört zwingend zur Sicherheitsausrüstung?
Zehetleitner: Das Lawinenverschüttetensuchgerät, Sonde und Schaufel, sowie Handy müssen immer dabei sein. Grundsätzlich sollte man beim Skifahren immer einen Recco-Ortungsreflektor tragen, der oft schon in der Skibekleidung integriert ist. Good to have ist auch ein Lawinenairbag, der unter bestimmten Voraussetzung eine Verschüttung verhindern kann. Die ganze Sicherheitsausrüstung nützt natürlich wenig, wenn diese nicht im Notfall unter Stress angewendet werden kann. Das heißt, man sollte beispielsweise das Suchen, Sondieren und Ausgraben regelrecht üben.
Wo kann man als Wintersportler das richtige Verhalten erlernen?
Zehetleitner: Grundsätzlich sollte jeder, der abseits der Pisten unterwegs ist, zumindest über die wichtigsten Grundlagen der Lawinenbeurteilung und über die Handhabung der Notfallausrüstung Bescheid wissen. Hierzu bieten Bergschulen Kurse an. Aber auch danach ist es wichtig, das Notfallszenario immer wieder durchzuspielen. Nur dann besteht die Chance, dass im Ernstfall die Kameradenrettung funktioniert. Denn dann zählt jede Sekunde.