Augsburger Allgemeine (Land West)
Winterdienst Fahrzeug überfährt Fußgängerin
Ein Winterdienst-Fahrzeug hat gestern Vormittag in Buchenberg (Oberallgäu) eine 83-jährige Fußgängerin erfasst. Dabei wurde sie so schwer verletzt, dass sie noch am Unfallort verstarb. Die Frau wollte nach ersten Erkenntnissen der Polizei die Straße überqueren und ging dabei vor dem geparkten Winterdienst-Fahrzeug vorbei. In diesem Moment fuhr das Fahrzeug an und erfasste die Frau. Der Fahrer hatte die Fußgängerin offensichtlich nicht gesehen. Die genaue Unfallursache soll nun aber ein Sachverständiger klären. Dann entscheide die Staatsanwaltschaft, ob eine Fahrlässigkeit zum Unfall geführt haben könnte.
Herr Zehetleitner, Sie beschäftigen sich seit Jahrzehnten mit der Lawinenproblematik und veranstalten kommenden Sonntag auch zum 21. Mal einen Lawinentag am Nebelhorn bei Oberstdorf. Wie ist die Situation derzeit in den Alpen?
Zehetleitner: Im gesamten Alpenraum herrscht eine große bis sehr große Lawinengefahr. Auffällig ist, dass die Situation quasi in allen Höhenstufen gleich gefährlich ist. In den Lagen unter 1600 Meter besteht das große Problem der Nassschneelawinen durch Tauwetter und zeitweilige Niederschläge als Regen. In den Hochlagen wurde der viele Neuschnee durch starken Wind und Sturm intensiv verfrachtet und es besteht große Gefahr durch sehr störanfällige Triebschneeansammlungen. Wind gilt bekanntlich als Baumeister der Lawinen. Und in den vergangenen Wochen hat es ja wiederholt stark gestürmt.
Im Flachland gab es ja in diesem Winter bisher nur sehr wenig Schnee. Und es war fast immer mild. Wie kann dann in den Bergen so viel Schnee fallen?
Zehetleitner: Bedingt durch den normalen Temperaturrückgang in höheren Lagen kam dort alles, was es im Tal geregnet hat, als Neuschnee runter. Im Wallis hat es zum Beispiel innerhalb einer Woche sage und schreibe drei Meter Neuschnee gegeben. Soviel, wie seit 1999 nicht mehr.
Hat es im Allgäu und in den bayerischen Alpen auch so viel geschneit?
Zehetleitner: Im Allgäu waren die Schneefälle nicht ganz so ergiebig, aber allein seit Sonntagabend gab es auch hier immerhin 40 Zentimeter Neuschneezuwachs unter kräftigem Westwindeinfluss, was die Schneedecke sehr störanfällig macht.
Wer beurteilt eigentlich die Lawinengefahr vor Ort?
Zehetleitner: Grundsätzlich bietet die umfangreichste Basis für die Lawinenbeurteilung der Lawinenlagebericht. In Bayern erstellt diesen der Lawinenwarndienst in München. Dort werden die Empfehlungen und Beurteilungen der lokalen Lawinenkommissionen verarbeitet. In Bayern gibt es 35 Lawinenkommissionen. Darin sind Ehrenamtliche tätig, die täglich die Gefahr beurteilen. Die örtlichen Kommissionen beraten Gemeinden oder Liftbetreiber, die dann letztlich für Sperrungen zuständig und verantwortlich sind.
Wie sollten sich Wintersportler derzeit verhalten?
Zehetleitner: Derzeit ist absolut zu empfehlen, auf den gesicherten Ski-
pisten zu bleiben und auch den Hinweisen und Sperrungen unbedingt Folge zu leisten. Skitouren sind nur sehr bedingt möglich und erfordern großes lawinenkundliches Beurteilungsvermögen.
Kann man auf gesicherten Pisten auch in Gefahr geraten?
Zehetleitner: Theoretisch schon, aber die Gefahr ist bis auf ein geringes Restrisiko minimiert. Trotz in-
tensivster Sicherungsmaßnahmen kommt es fast jedes Jahr auch mal auf Skipisten zu Lawinenunfällen, welche meist im freien Skiraum ausgelöst werden. Also durch Wintersportler, die abseits des gesicherten Pistenraums unterwegs sind. Kommt es ganz dumm, könnte ein Schneebrett dann auch eine Piste erreichen.
Wo kann man sich über die Lawinengefahr informieren?