Augsburger Allgemeine (Land West)
Gribls Mission in der Bundeshauptstadt
Der Großteil der Bürger wünscht mit Sicherheit, dass bald eine neue Bundesregierung ihre Arbeit aufnimmt. Die Sondierungen und Koalitionsgespräche, die sich seit vielen Wochen hinziehen, nerven zusehends. Man muss nicht unbedingt ein Fan einer Koalition von Union und SPD sein, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Regierung die beste Lösung. Dass es dazu kommen kann, daran wirkt auch Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl mit. Als CSU-Politiker ist er Verhandlungsführer zweier Arbeitsgruppen. Dies dokumentiert den Stellenwert des stellvertretenden CSU-Parteivorsitzenden. Dass Gribl in erster Linie für die Geschicke der Stadt Augsburg zuständig ist und dafür auch bezahlt wird, ist unbestritten. Die lange Abwesenheit von Augsburg, die ja schon zu Zeiten der Jamaika-Verhandlungen begonnen hat, ist unter diesen Umständen nicht besonders erfreulich. Andererseits ist Gribl in seiner Funktion als Verhandlungsteilnehmer der CSU nicht in der Position, um zu sagen, „dann verhandelt halt mal ohne mich“. Letztlich ist seine Präsenz in Berlin auch Ausdruck der Wertschätzung, die ihm die CSU entgegenbringt. An der politischen Hängepartie in Berlin trägt Gribl keine Schuld.
Dass er selbst nicht glücklich ist, Termine in Augsburg nicht wahrzunehmen zu können, davon ist auszugehen. Vertretungsregelungen, die teils kurzfristig zu treffen sind, bringen ein Gefüge durcheinander. Wenn jetzt allerdings die SPD mit gleich fünf Oberbürgermeistern in die entscheidenden Verhandlungen geht, mag dies unterstreichen, warum die CSU von Anfang an auf den Verhandler Gribl aus Augsburg gesetzt hat.