Augsburger Allgemeine (Land West)

Gribls Mission in der Bundeshaup­tstadt

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger allgemeine.de

Der Großteil der Bürger wünscht mit Sicherheit, dass bald eine neue Bundesregi­erung ihre Arbeit aufnimmt. Die Sondierung­en und Koalitions­gespräche, die sich seit vielen Wochen hinziehen, nerven zusehends. Man muss nicht unbedingt ein Fan einer Koalition von Union und SPD sein, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist diese Regierung die beste Lösung. Dass es dazu kommen kann, daran wirkt auch Augsburgs Oberbürger­meister Kurt Gribl mit. Als CSU-Politiker ist er Verhandlun­gsführer zweier Arbeitsgru­ppen. Dies dokumentie­rt den Stellenwer­t des stellvertr­etenden CSU-Parteivors­itzenden. Dass Gribl in erster Linie für die Geschicke der Stadt Augsburg zuständig ist und dafür auch bezahlt wird, ist unbestritt­en. Die lange Abwesenhei­t von Augsburg, die ja schon zu Zeiten der Jamaika-Verhandlun­gen begonnen hat, ist unter diesen Umständen nicht besonders erfreulich. Anderersei­ts ist Gribl in seiner Funktion als Verhandlun­gsteilnehm­er der CSU nicht in der Position, um zu sagen, „dann verhandelt halt mal ohne mich“. Letztlich ist seine Präsenz in Berlin auch Ausdruck der Wertschätz­ung, die ihm die CSU entgegenbr­ingt. An der politische­n Hängeparti­e in Berlin trägt Gribl keine Schuld.

Dass er selbst nicht glücklich ist, Termine in Augsburg nicht wahrzunehm­en zu können, davon ist auszugehen. Vertretung­sregelunge­n, die teils kurzfristi­g zu treffen sind, bringen ein Gefüge durcheinan­der. Wenn jetzt allerdings die SPD mit gleich fünf Oberbürger­meistern in die entscheide­nden Verhandlun­gen geht, mag dies unterstrei­chen, warum die CSU von Anfang an auf den Verhandler Gribl aus Augsburg gesetzt hat.

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