Augsburger Allgemeine (Land West)

Warum die kleine Siedlung Alwine endlich verkauft werden will

Die brandenbur­gische Siedlung Alwine war für 140 000 Euro versteiger­t worden. Nun macht der Bieter einen Rückzieher. Die Bewohner hoffen weiter auf den großen Sanierer

- Noch einmal kurz zurückgesc­haut: Der bisherige Besitzer hat das Dorf Alwine 2001 für 95000 D-Mark von der Treuhand gekauft. Aber trotz des Sanierungs­bedarfes, geschätzte zwei Millionen Euro, wurde nichts gemacht. Das Dorf soll völlig baufällig sein. Inter

Herr Urbanek, seitdem der Ort Alwine – etwa zwei Autostunde­n von Berlin entfernt – komplett unter den Hammer kommen soll, ist bei Ihnen und den rund 15 Menschen, die in Alwine wohnen, wohl nichts mehr wie es war. Ständig sind Medienvert­reter bei Ihnen unterwegs – weil sozusagen ein ganzes Dorf samt Mietern verkauft wird. Wie geht es Ihnen damit? Wie ist die Stimmung in dem kleinen Ort?

Paul Urbanek: Die Stimmung ist gut, wir lassen uns hier nicht unterkrieg­en. Weder die anderen Mieter, noch ich, noch mein Hund.

Wie heißt denn Ihr Hund?

Urbanek: Benz.

Wie bitte?

Urbanek: Benz. Genauso wie die Automarke. Gerade steht übrigens draußen tatsächlic­h ein echter Benz mit neuen Kaufintere­ssenten im Hof. Aber von denen weiß ich noch nicht viel. Außer das Kfz-Kennzeiche­n: SPN.

Was bedeutet das?

Urbanek:

Landkreis Spree-Neiße. Urbanek: Das stimmt – es ist total baufällig. Und letztlich ist dann ja noch der Sturm hier reingefahr­en – Friederike. Der hat zum Beispiel bei meiner Nachbarin Erika Kühne Pfannen vom Dach geweht. Die Dachrinne wurde komplett abgerissen. Jetzt gibt es hier in Alwine noch mehr zu tun.

Ein Bieter hatte bei einer Auktion Anfang Dezember 2017 den Ort für 140 000 Euro erstanden. Jetzt auf einmal hat dieser Käufer aber erklärt, gesundheit­liche Probleme zu haben und deshalb gar nicht geschäftsf­ähig sei – und tritt von dem Kauf zurück. Klingt irgendwie seltsam. Haben Sie den Käufer kennengele­rnt? Sah er krank aus?

Urbanek: Ja, der ist hier herumgelau­fen. Urbanek: Nein, überhaupt nicht. Das waren übrigens zwei Leute. In den Medien war immer von einem Käufer die Rede. Das sind wohl zwei. Aber der zweite sah auch nicht krank aus.

In Alwine wohnen 15 Menschen zur Miete. Anfang Dezember habe ich Sie schon einmal gefragt, ob Sie sich nicht zusammentu­n können und Alwine selbst kaufen. Circa 10000 Euro für jeden. Denken Sie im Dorf jetzt inzwischen darüber nach?

Urbanek: Nein. Da geht nichts zu- sammen. Außerdem ist das zu viel Geld. Schließlic­h wäre es ja mit einem Kauf nicht getan. Man müsste ja noch richtig viel zum Sanieren reinstecke­n. Das geht nicht. Das will sicher auch keiner hier.

Wie geht es nun weiter?

Urbanek: Wir hoffen, dass endlich jemand Alwine kauft und saniert. Ansonsten lassen wir uns auch so den Tag nicht vermiesen. Ich jedenfalls habe meinen Humor bislang nicht verloren.

 ?? Foto: Patrick Pleul, dpa ?? Paul Urbanek und seine Nachbarin Erika Kühne mit skeptische­m Blick: Eigentlich war ihr Dorf Alwine ja schon versteiger­t worden. Nun aber trat der Bieter vom Kauf zurück. Die Sanierung des Ortes lässt so weiter auf sich warten.
Foto: Patrick Pleul, dpa Paul Urbanek und seine Nachbarin Erika Kühne mit skeptische­m Blick: Eigentlich war ihr Dorf Alwine ja schon versteiger­t worden. Nun aber trat der Bieter vom Kauf zurück. Die Sanierung des Ortes lässt so weiter auf sich warten.

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