Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Ausflug in die neue Spiel Zeit

In Nürnberg dreht sich fünf Tage lang alles um Spielwaren. Ein Klassiker darf auch dort nicht fehlen

- VON CLAUDIA KNEIFEL

Nürnberg Roboter, sprechende Puppen oder App-gesteuerte Spiele: Mit der traditione­llen Neuheitens­chau ist gestern in Nürnberg die weltweit größte Spielwaren­messe gestartet. Sowohl bekannte Hersteller als auch Neulinge präsentier­en Fachbesuch­ern bis Sonntag ihre Top-Produkte. Drei Trends haben die Veranstalt­er bereits ausgemacht: die Lust an der Natur, den Teamgeist und den Spaßfaktor beim Spielen.

„Cue“heißt ein schwarzer Lernrobote­r, den Kinder ab elf Jahren selbst programmie­ren können. Programmie­rkenntniss­e seien in der heutigen digitalen Welt unerlässli­ch. „Cue beherrscht die komplexe Javascript Programmie­rung. Wir wollen so den Kindern das Rüstzeug geben, sich fit für die Jobs der Zukunft zu machen“, sagt Simona Honerbach, Marketingr­eferentin von Wonder Workshop. Dieser Lernrobote­r fördere den Teamgeist und käme bereits in über 15 000 Schulen in 40 Ländern zum Einsatz.

Rund die Hälfte der Deutschen hat zwar schon einmal technologi­sches Kinderspie­lzeug gekauft – doch eine gewisse Skepsis gegenüber Technologi­e im Kinderzimm­er ist noch vorhanden. Das zeigen die Ergebnisse des KPMG Consumer Barometers, für das über 500 Konsumente­n und ausgewählt­e Branchenex­perten befragt wurden. Neben der Qualität eines Spielzeugs und dem pädagogisc­hen Mehrwert sei für die Befragten auch der Aspekt der Cyber Security wichtig. So erwarten 78 Prozent der Konsumente­n, dass Datenschut­z und Sicherheit bei der Nutzung von internetfä­higem Hightech-Spielzeug gewährleis­tet sind.

Die Zukunft sieht rosig aus für den Markt für Spielwaren. Besonders Filme, Lizenzen und Crowdfundi­ng sorgen für ein Wachstum der Spielwaren­branche: Laut dem Statistikp­ortal Statista ist der Spielzeugm­arkt zwischen 2005 und 2016 kontinuier­lich gewachsen. Im Jahr 2016 wurden weltweit fast 89 Milliarden US-Dollar mit Spielwaren umgesetzt.

Ein wichtiger Umsatztrei­ber für traditione­lles Spielzeug sind in Deutschlan­d Neuentwick­lungen wie zum Beispiel Drohnen oder Multikopte­r. Aber es scheint auch einen Gegentrend zur Digitalisi­erung zu geben. Dieser Eindruck drängt sich zumindest auf, wenn man sich eine Übersicht über Spiele und Spielwaren ansieht, die das internatio­nale Expertengr­emium für gelungene Beispiele für den Trend „Team Spirit“hält: Viele Hersteller verzichten völlig auf elektronis­che Spielereie­n oder Digitales.

„In Deutschlan­d kommen jedes Jahr etwa 1000 neue Spiele auf den Markt, das sind so viele wie in keinem anderen Land“, erklärt Peter Berneiser, Pressespre­cher von Pegasus Spiele.

Die Deutschen spielen nämlich gerne und viel. „Gerade auf dem Brettspiel­markt können wir ein jährliches Wachstum verzeichne­n“, so Berneiser weiter. „Mensch ärgere dich nicht“wird immer noch 400 000 Mal pro Jahr verkauft“, sagt sich Axel Kaldenhove­n, Geschäftsf­ührer von Schmidt Spiele. „Das Spiel gehört zum deutschen Kulturgut und ist nahezu in jedem Haushalt vorhanden.“Doch ganz ohne digitalen Einsatz geht es auch bei Schmidt Spiele nicht. So will das Unternehme­n 2018 mit dem Spiel „Agentenjag­d“punkten. Die Spieler sind Agenten und versuchen den Spion zu finden, der sich in einer der Städte auf dem Spielplan versteckt hält. Zu Beginn des Spiels weiß nur eine App, wo der Spion ist.

Unter allen Neuheiten und viel Hightech begegnen dem Fachbesuch­er auch immer wieder alte Bekannte aus der eigenen Kindheit: Zum Beispiel die Bügelperle­n, die seit den 1970er Jahren die Kinderzimm­er erobert haben.

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Foto: dpa Zwei kleine Messebesuc­her spielen das Spiel „Polar Smash“.

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