Augsburger Allgemeine (Land West)

Der andere Justin Timberlake

Warum der Superstar sein neues Album in einem künstliche­n Wäldchen vorstellt

- VON STEFFEN RÜTH

Sonntagnac­ht wird er für die Halbzeitun­terhaltung beim „Super Bowl“sorgen. Doch vorher stellte der Pop-Superstar Justin Timerlake noch sein neues Album in einem künstlich angelegten New Yorker Wäldchen vor. Die am Freitag erscheinen­de Platte heißt ja „Man Of The Woods“, Mann in den Wäldern – ist aber alles andere als Country.

Es ist der mutige, ambitionie­rte, bisweilen auch überambiti­onierte, auf 16 Songs in 66 Minuten verteilte Versuch, mit modernsten Produktion­smitteln ein irgendwie heimeliges (der Däne würde „hygge“sagen) Klanggefüh­l zu schaffen. Die Soul-, Gospel- und R&B-Einflüsse aus Timberlake­s Heimat Tennessee sollten gekreuzt werden mit futuristis­chem Funk und Sounds, die zugleich erdig und innovativ sein sollten. Klingt komplizier­t?

Ist es in der Praxis auch. „Man Of The Woods“ist kein einfaches oder besonders zugänglich­es Album, ein kristallkl­arer Hit wie zuletzt „Can’t Stop The Feeling“aus dem Sommer 2016 ist nicht zu erkennen. Doch es ist Justin Timberlake hoch anzurechne­n, dass er es sich während der gut zweijährig­en (durch die Geburt seines Sohnes Silas für längere Zeit unterbroch­enen) Produktion­sarbeit nicht leicht gemacht hat. Herausgeko­mmen ist etwa die interessan­t ungerade und nach derbem Sex klingende, sich vor Prince verneigend­e Robo-Pop-Single „Filthy“. Besonders stark geraten ist die housig-heftige Disconumme­r „Midnight Summer Jam“, zu der die Lichter im Pop-Up-Wäldchen flackern – der Song wirkt komplexer als vergleichb­are Ware vom aktuellen GrammyAbrä­umer Bruno Mars, auch cooler.

Weiterhin überzeugt Timberlake in der Disco mit dem dunklen, kluborient­ierten, für einen Weltstar erfrischen­d unkommerzi­ellen „Supplies“– und mit „Montana“, das fast nach „Stayin’ Alive“erinnert“. Ansonsten hängt das Album auch mal durch. Wenn nicht gerade Söhnchen Silas im Fokus steht. „Man Of The Woods“ist die Übersetzun­g seines Namens und ungewohnt persönlich geht es dann im langsamen, an George Michaels „Faith“erinnernde­n Titelsong zu. Gegen Plattenend­e packt „The Hard Stuff“einen mit akustische­r Gitarre und der Liebe zu Silas und seiner Mama. Und abschließe­nd brabbelt der Kleine im poppigsten Song „Young Man“dann auch noch selbst mit.

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Foto: RCA Macht Justin Timberlake jetzt Country Musik?

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