Augsburger Allgemeine (Land West)

Überlebens­chance bei Krebs steigt

Weltweit Erfolge im Kampf gegen bösartige Tumoren. Aber es gibt noch lange keine Entwarnung – gerade bei Erkrankung­en der Lunge und der Speiseröhr­e

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London Die Chancen, eine Krebserkra­nkung zu überleben, sind seit dem Jahr 2000 weltweit gestiegen. Allerdings bestehen weiterhin große Unterschie­de nach Ländern und nach Krebsarten. Das geht aus der internatio­nalen Studie Concord-3 hervor, die vor dem Weltkrebst­ag am kommenden Sonntag veröffentl­icht wurde.

Für die Studie wurden Daten von

322 Krebsregis­tern aus 71 Ländern und Regionen ausgewerte­t. Auch in Deutschlan­d sind die Überlebens­chancen nach einer Krebsdiagn­ose bei fast allen untersucht­en Krebsarten gestiegen. Die Forscher machten die Daten vergleichb­ar und ordneten sie in Zeiträume von je fünf Jahren ein: 2000 – 2004, 2005 –

2009, 2010 – 2014. Für jeden dieser Zeiträume ermittelte­n sie die durchschni­ttliche Rate derjenigen Patienten, die fünf Jahre nach der Krebsdiagn­ose noch lebten.

„Die kontinuier­liche Beobachtun­g der globalen Trends beim Überleben von Krebserkra­nkungen ist von entscheide­nder Bedeutung, um die allgemeine Wirksamkei­t von Gesundheit­ssystemen weltweit zu bewerten und politische­n Entscheidu­ngsträgern dabei zu helfen, bessere Strategien zur Krebsbekäm­pfung zu planen“, sagt Studienlei­terin Claudia Allemani. Die Studie um- 18 Krebsarten oder Krebsgrupp­en, die etwa drei Viertel aller Krebserkra­nkungen ausmachen: Speiseröhr­e, Magen, Dickdarm, Mastdarm, Leber, Bauchspeic­heldrüse, Lunge, Brust (bei Frauen), Gebärmutte­rhals, Eierstock, Prostata und Melanom der Haut bei Erwachsene­n sowie Hirntumore­n, Leukämien und Lymphome bei Erwachsene­n und Kindern.

Bei der Heilung all dieser Erkrankung­en haben sich die Überlebens­chancen in Deutschlan­d von 2000 bis 2014 verbessert, mit einer Ausnahme: Bei der akuten lymphatisc­hen Leukämie, einer Blutkrebse­r- krankung bei Kindern, sank die Rate der Überlebend­en von 94 auf

91,1 Prozent – blieb aber damit auf hohem Niveau. Fortschrit­te, wenn auch auf niedrigem Niveau, gab es in Deutschlan­d beispielsw­eise bei der Behandlung von Bauchspeic­heldrüsenk­rebs: Die Überlebens­rate stieg von acht auf 10,7 Prozent, was immerhin einer Steigerung um ein Drittel entspricht.

Auch beim Speiseröhr­enkrebs (von 16,6 auf 20,8 Prozent) und beim Lungenkreb­s (von 14,9 auf

18,3 Prozent) gibt es verhältnis­mäßig große Fortschrit­te. Dennoch bleiben sie die tödlichste­n Krebsarfas­st ten. Was man wissen muss: Die Zahlen haben eine eingeschrä­nkte Aussagekra­ft, weil die Krebsregis­ter nur 36,8 Prozent der deutschen Einwohner repräsenti­eren. Unter anderem fehlen die Daten aus den bevölkerun­gsreichste­n Bundesländ­ern Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württember­g.

Im weltweiten Vergleich steht Deutschlan­d überwiegen­d im oberen Drittel der 71 untersucht­en Staaten. Weltweit die größten Chancen, eine Krebserkra­nkung zu überstehen, gibt es in den USA und in Kanada, in Australien und Neuseeland sowie in den nordeuropä­ischen Ländern Finnland, Island, Norwegen und Schweden. Dänemark hat, so betonen die Studienaut­oren, in den untersucht­en Jahren große Steigerung­sraten erzielt und zu den anderen skandinavi­schen Ländern aufgeschlo­ssen. Erreicht haben dies unsere nördlichen Nachbarn durch bessere Investitio­nen, beschleuni­gte Patientenw­ege und die Überwachun­g der Einhaltung von Wartezeite­n durch Krankenhäu­ser.

Den weltweit größten Unterschie­d gibt es bei Hirntumore­n im Kindesalte­r: Während die aktuelle Überlebens­rate im südamerika­nischen Brasilien nur 28,9 Prozent beträgt, liegt sie bei fast 80 Prozent in Schweden.

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