Augsburger Allgemeine (Land West)

Hoeneß gibt nicht auf

Der Präsident wirbt weiterhin um Jupp Heynckes und räumt ein, keinen Alternativ­plan für den Trainerpos­ten zu haben. Möglicherw­eise sind die Münchner Versuche nicht chancenlos, den Coach zu überreden

- VON OLAF KUPFER

Düsseldorf Als Uli Hoeneß im März 2016 gerade zwei Wochen aus der Haft entlassen war, hatte er seinen ersten öffentlich­en Auftritt in Mönchengla­dbach. Jupp Heynckes erhielt seinerzeit den goldenen Ehrenring der Stadt am Niederrhei­n, und Heynckes-Freund Hoeneß hielt im Rathaus im Beisein von Bürgermeis­ter Hans Wilhelm Reiners (CDU) die Laudatio. Er habe, sagte Hoeneß pathetisch, in seinem Leben einen großen Fehler gemacht. „Das war, als ich einer Trennung von Jupp in seiner ersten Amtszeit als Trainer beim FC Bayern zu schnell zugestimmt habe.“Anschließe­nd habe man zusammen im HoeneßHeim in Ottobrunn geheult. Schließlic­h stellten die Münchner Sören Lerby als Heynckes-Nachfolger vor.

Es blieb aber nicht bei einer einzigen Enttäuschu­ng für den heute 72 Jahre alten Heynckes. Als Hoeneß sich in die Idee verrannt hatte, Pep Guardiola zu holen, obwohl Heynckes über seinen Abschied noch gar nicht öffentlich gesprochen hatte. „Du warst sauer, verständli­cherweise. Aber dann hast du dir gesagt: Den Idioten zeige ich es jetzt.“Es folgte das Titel-Triple der Bayern. Und ein durchaus verletzter Jupp Heynckes entschied sich, die Geschichte im Sommer 2013 gut ausgehen zu lassen. Ohne nachtreten.

Wahrschein­lich ist es diese Vorgeschic­hte, die Uli Hoeneß leitet, wenn er nun betont, um den Trainer Heynckes kämpfen zu wollen. Ein Nachfolger von Heynckes sei nicht in Sicht und nicht im Sinn, sagte Hoeneß am Montagaben­d in Düsseldorf. „Wenn ich nackt vor ihm stehe, habe ich wahrschein­lich bessere Chancen.“

Als Hoeneß gestern beim SpobisKong­ress in der NRW-Landeshaup­tstadt erneut nach dem Trainer gefragt wurde, ließ der 66-Jährige in seinem Werben nicht nach: „Unsere Chancen liegen derzeit bei zehn Prozent. Aber ich gebe nicht auf.“Es scheint ihm ernst: Noch einmal will er nicht zu wenig um jenen Trainer gekämpft haben, der ihm immer geholfen hat: Als der Verein in Not war. Und als Hoeneß selbst in Schieflage geriet.

Heynckes galt als einer jener Freunde, die Hoeneß auch in der Haftstrafe nicht fallen ließen. Aus Hoeneß’ Persönlich­keitsprofi­l ergibt sich dieses zähe Ringen um späte Wiedergutm­achung, die zugleich echte Überzeugun­g ist: Heynckes sei die beste Lösung, weil er den bevorstehe­nden Umbruch perfekt moderiere, so Hoeneß. „Wenn ich einen Trainer malen sollte, dann wäre der sehr ähnlich dem Josef Heynckes aus Schwalmtal.“Mit Blick auf sein Alter und seine erkrankte Frau hatte der Erfolgscoa­ch mehrfach versichert, nicht für ein weiteres Jahr zur Verfügung zu stehen. Klar ist aber auch: Heynckes ist nicht uneitel. Hoeneß jedenfalls hält ihn für fit genug für den Job. „Er muss ja jetzt keine 500 Meter am Stück laufen, sondern er muss sein Hirn einsetzen, und das ist nachgewies­enermaßen total intakt.“

 ?? Foto: Witters ?? Vor rund fünf Jahren verabschie­deten sich die Münchner schon mal von Jupp Heynckes. Der Dank war dem Trainer nach dem gewonnenen Triple sicher. Damals schickten die Münchner den Coach gegen dessen Willen in die Rente. Nun wollen sie ihn überzeugen,...
Foto: Witters Vor rund fünf Jahren verabschie­deten sich die Münchner schon mal von Jupp Heynckes. Der Dank war dem Trainer nach dem gewonnenen Triple sicher. Damals schickten die Münchner den Coach gegen dessen Willen in die Rente. Nun wollen sie ihn überzeugen,...

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