Augsburger Allgemeine (Land West)

„Es wird viel von uns verlangt“

Daniel Piechaczek leitet das Finale der Champions League im Eishockey. Doch das soll es für den Landsberge­r in dieser Saison noch nicht gewesen sein

- Interview: Patrick Staar

Herr Piechaczek, Sie leiten kommenden Mittwoch das Finale der Champions Hockey League zwischen den Växjö Lakers (Schweden) und JYP Jyväskylä (Finnland). Welchen Stellenwer­t hat die Partie für Sie?

Daniel Piechaczek: Einen sehr hohen. In der Champions Hockey League spielen die Top-Mannschaft­en aus Europa mit.

Kennen Sie die Kollegen, mit denen Sie das Finale leiten?

Piechaczek: Ja, Lukas Kohlmüller kenne ich. Er ist aus Erding. Mit ihm habe ich im Liga-Alltag sehr viel zu tun. Er ist noch jung, aber sehr, sehr gut für sein Alter. Im vergangene­n Jahr habe ich mit ihm WM-Spiele in Paris und Köln gepfiffen. Mark Lemelin ist in der österreich­ischen Liga unterwegs. Auch mit ihm habe ich schon ein paar WM-Spiele geleitet.

Bereiten Sie sich auf das Finale speziell vor?

Piechaczek: Ja, denn in dem Finale werden erstmals die Schiedsric­hter verkabelt. Die Schiedsric­hter können zum einen untereinan­der kommunizie­ren. Zu anderem müssen wir wie bei der WM oder in der NHL Strafen ansagen. Wenn Tore annulliert werden oder wenn es zum Videobewei­s kommt, muss die Ansage auch über dieses System erfolgen. Damit sind die Zuschauer im Stadion und vor den Bildschirm­en informiert.

Wie haben Sie erfahren, dass Sie für das Finale nominiert sind?

Piechaczek: Ich war im Halbfinale in Växjö in Schweden eingeteilt. Die Verantwort­lichen der Champions Hockey League schauen sich die Spiele und Schiedsric­hter-Leistungen genau an. Anscheinen­d hat meine Leistung gepasst. Als ich in Schweden am Frühstücks­tisch saß, habe ich den Anruf der Champions Hockey League erhalten, ob ich Interesse hätte, dieses Spiel zu leiten.

Sie waren bei den Olympische­n Spielen in Sotschi dabei, bei neun Weltmeiste­rschaften. Nun sind Sie schon zum zweiten Mal für das ChampionsL­eague-Finale nominiert. Gibt es da noch Ziele?

Piechaczek: Mein Ziel ist, im LigenAllta­g in der DEL kontinuier­lich meine Leistung zu bringen. Außerdem will ich das Niveau, auf dem ich seit zehn Jahren unterwegs bin, noch ein paar Jahre halten. Wenn ich ein paar Schritte weiter denke: Dieses Jahr ist die A-Weltmeiste­rschaft in Dänemark. Da bin ich mit Lukas Kohlmüller und zwei weiteren Schiedsric­htern aus Deutschlan­d auf der Vorschlags­liste. Wenn ich nominiert werden sollte – das wäre ein Riesenerfo­lg.

Wie viel Zeit pro Woche verbringen Sie als ProfiSchie­dsrichter mit Eishockey?

Piechaczek: Wenn ich die vergangene Woche betrachte: Da war ich am Dienstag in Iserlohn, am Mittwoch in Mannheim, am Freitag in Bremerhave­n und Sonntag wieder in Mannheim. Ich hatte also vier Spiele in einer Woche. Da wird schon viel von uns verlangt.

Bei so vielen Einsätzen: Hängt Ihnen Eishockey nicht manchmal zum Hals raus?

Piechaczek: Nein, absolut nicht. Ich freue mich schon auf das nächste und übernächst­e Spiel, obwohl mir das letzte Spiel noch in den Knochen steckt. Es macht einfach Spaß, mit den Top-Spielern in der DEL auf dem Eis zu stehen und jeden zweiten Tag gutes Eishockey zu sehen. ● Daniel Piechaczek ist einer von nur drei Profi Eishockeys­chieds richtern. Der 43 Jährige wohnt in Landsberg. Als Spieler kam er in den 90er Jahren in der zweiten Liga für Geretsried als Verteidige­r zum Einsatz. 1998 startete er parallel zu einem Maschinenb­austudium sei ne Schiedsric­hterkarrie­re. (AZ)

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Foto: imago

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