Augsburger Allgemeine (Land West)
Der Ausdauer Künstler
In Bernd Rummerts Plastiken steckt viel, viel Lebenszeit
„Handwerke“ist die große Ausstellung mit Arbeiten von Bernd Rummert im Kunstverein Schwabmünchen betitelt. Seit über 30 Jahren arbeitet der 1951 in Schweinfurt geborene Rummert plastisch. Dass mit dem Ausstellungstitel die handwerkliche Dimension in seinem künstlerischen Schaffen betont wird, ist schlüssig.
Denn Bernd Rummert, einst Meisterschüler und Assistent an der Münchner Akademie der Bildenden Künste beim Bildhauer Leo Kornburst, ist einer, der seine Werke mit mönchischer Geduld tatsächlich von Hand „erarbeitet“. Monate dauert es, bis seine Netze aus Abertausenden industriell gefertigter Federringe fertig sind, Monate auch, bis ein Ball aus verknoteten Gummibändern vollendet ist. In Bernd Rummerts Werken ist Zeit gespeichert. „Ewigkeitsarbeiter“nannte ihn die Kunsthistorikerin Birgit Höppl treffend. Was er auf seinem Bauernhof in Konradshofen in geduldiger, stiller, heroisch ausdauernder Handarbeit aus armen Materialien wie alten Schläuchen, Baumarkteisen und Draht erschafft, ist im Kunsthaus Schwabmünchen noch bis 18. Februar in einer Art Retrospektive zu sehen. Von 1987 bis 2017 sind die 23 gezeigten Arbeiten entstanden. Da gibt es eine alte Holzkiste voller „Schuhe“, die der Künstler aus dem Gummi alter Lastwagenreifen auf einzeln ausgesägten Holzsohlen geformt hat. Aus flächigem Material Körper im Raum zu erschaffen – das ist, wie das Serielle und die Akkumulation, eine Konstante in Rummerts konzeptionell durchdachter Kunst. Anschaulich wird das in Schwabmünchen (die Stadt verlieh Rummert 2013 ihren Kunstpreis) beispielsweise an einer Wand, an der 103 jüngst entstandene verschiedene kleine Plastiken hängen, die der Künstler jeweils aus zwölf Meter langen Drähten gebogen und dann in roten Acryllack getaucht hat.
Auf die Eigenheiten, ja auf das Eigenleben seines Materials und seiner Plastiken legt Bernd Rummert Wert. In seiner Ausstellung darf der Besucher verschieben und verändern, er kann „Zustände“ausprobieren. Die Plastiken Rummerts nehmen immer andere statische Positionen ein. Unter (luftig aussehenden, aber kiloschweren) Netzen aus Federringen, die Rummert zum Verknüpfen einzeln aufbiegen und wieder schließen musste, verwandeln sich Alltagsgegenstände wie ein Einkaufswagen oder ein Kinderstuhl zu durchlässigen Volumen und Raumgestalten, die in einem geheimnisvollen Zwischenreich gegenwärtig sind.
OLaufzeit der Ausstellung im Kunst haus Schwabmünchen, Bahnhofstraße
7, bis 18. Februar. Geöffnet Mo, Di, Do
9.30 bis 12 Uhr, Mi 11 bis 17 Uhr, So
15 bis 17 Uhr