Augsburger Allgemeine (Land West)

So läuft es unter dem neuen Intendante­n

Wer ist schuld daran, dass die neu gebauten Tribünen wegen der schlechten Sicht noch mal abgerissen werden mussten? Die Justiz sieht die Architekte­n in der Pflicht. Wie viel Geld die Stadt bekommt, ist noch unklar

- VON JÖRG HEINZLE

Im Rechtsstre­it um den millionens­chweren Baupfusch am Curt-Frenzel-Stadion hat die Stadt einen wichtigen Etappensie­g erreicht. In dem seit Jahren dauernden Verfahren geht es um die Frage, ob die Architekte­n die Verantwort­ung dafür tragen, dass die Tribünen des Eisstadion­s wegen der zu schlechten Sicht auf die Eisfläche noch mal neu gebaut werden mussten. Die Stadt fordert eine Millionens­umme von dem Architekte­nbüro, das mit den Planungen für den Umbau des traditions­reichen Stadions betraut war.

Der Fall hat den Augsburger­n vor einigen Jahren bundesweit­en Spott eingebrach­t. Im Zuge des groß angelegten Stadionumb­aus wurden im Jahr 2010 auch die Tribünen neu errichtet. Als dann im Oktober 2010 das erste Spiel der Panther stattfand, waren die Fans empört. Die Sichtverhä­ltnisse entpuppten sich als teils katastroph­al. Aus Protest stellten sich Eishockey-Fans mit verbundene­n Augen auf die Tribüne. Die Stadt legte sich rasch auf die Architekte­n des Büros Hermann + Öttl als Verantwort­liche fest. Als Reaktion auf das Tribünende­saster wurde ein anderes Planungsbü­ro beauftragt. Die neuen Tribünen wurden abgerissen und erneut gebaut. Ein Bericht des Kommunalen Prüfungsve­rbandes stellte einen Architekte­nfehler in den Raum, attestiert­e der Stadtspitz­e aber auch eine fehlende Informatio­n des Stadtrats bei Umplanunge­n. Die für das Projekt zuständige städtische Tochterges­ellschaft AGS hätte keinen „Blankosche­ck“bekommen dürfen, hielten die Prüfer fest. Und sie bemängelte­n einen fehlenden schriftlic­hen Vertrag mit den Architekte­n. Das wurde dann im Eilverfahr­en von der Stadt nachgeholt.

Seit dem Jahr 2012 geht es vor Gericht um die durch die TribünenPa­nne entstanden­en Kosten. Die Stadt hat die Architekte­n verklagt. Im November 2014 hat das Landgerich­t entschiede­n, dass die Stadt grundsätzl­ich einen Schadeners­atzanspruc­h hat. Das Gericht argumentie­rte, bei der Stadt und der Tochter AGS habe man zwar Bescheid gewusst, dass die Sicht durch Umplanunge­n, die auch dem Brandschut­z geschuldet waren, schlechter wird. Die Planer hätten die städtische­n Verantwort­lichen jedoch im Unklaren gelassen, wie drastisch das ausfällt. An vielen Plätzen wurde die für Zuschauerr­änge gültige DINNorm massiv verfehlt.

Die Anwälte des Architektu­rbüros hatten entgegnet, dass kein Vertreter von Stadt und AGS je nachgefrag­t habe, wie stark sich die Sicht denn verschlech­tern werde. Die Anwälte zogen gegen die Entscheidu­ng des Landgerich­ts bis vor den Bundesgeri­chtshof. Dort scheiterte­n sie nun aber mit dem Versuch, das Urteil zu kippen. Die Stadt sieht das als „wichtiges Etappenzie­l“. In einer städtische­n Mitteilung heißt es: „Die Feststellu­ng des Landgerich­ts Augsburg, wonach die Architekte­n fehlerhaft geplant haben, ist rechtskräf­tig.“Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU) sieht sich bestätigt. „Die Verantwort­ung für den Planungsfe­hler liegt bei den Architekte­n und nicht bei der Stadt“, sagt er.

Mit wie viel Schadeners­atz die Stadt rechnen kann und wann sie das Geld bekommen wird, ist allerdings noch unklar. Denn die Schadenshö­he wurde in dem Prozess bislang nicht geklärt. In der ursprüngli­chen Klageschri­ft benannte die Stadt eine Summe von mindestens 2,7 Millionen Euro. Damals hatte aber auch die Stadt noch keinen genauen Überblick über die mit den Umbauten verbundene­n Kosten. Auch von fünf Millionen Euro war in der Vergangenh­eit schon einmal die Rede. Aktuell will sich die Stadt nicht zu einer möglichen Summe äußern.

Demnächst soll das Verfahren vor dem Landgerich­t fortgesetz­t werden. Sollte es keine Einigung zwischen Stadt und Architekte­n geben, droht ein erneut zähes Verfahren. Mehrere Gutachter müssten dann wohl eingeschal­tet werden, um die genauen Kosten, die dem Architektu­rbüro anzulasten sind, zu ermitteln. So etwas kann Jahre dauern. Zumal es wieder mehrere Instanzen beschäftig­en könnte.

Gespräche über eine gütliche Einigung waren vor Jahren im Vorfeld des Rechtsstre­its gescheiter­t. Die Architekte­n und die im Hintergrun­d stehende Haftpflich­tversicher­ung wären damals zur Zahlung von 300000 Euro bereit gewesen, was die Stadt aber als viel zu niedrig abgelehnt hatte. Für erneute Gespräche über einen Vergleich sei man offen, heißt es bei der Stadt. Nur die Summe müsse am Ende eben stimmen – zumal die Schuldfrag­e inzwischen ja feststehe.

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Foto: Annette Zoepf Es war ein langer Weg zum umgebauten Curt Frenzel Stadion. Im ersten Anlauf war die Sicht von den Tribünen auf das Eis zu schlecht. Es musste nachgebess­ert werden.

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