Augsburger Allgemeine (Land West)

Blitzgebur­t im Krankenwag­en

Die kleine Angelin aus Meitingen hatte es so eilig, dass der Notarzt rief: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“Inzwischen sind das Baby und seine Familie wieder wohlbehalt­en daheim

- VON MONIKA MATZNER

Geburtsort Rettungswa­gen, irgendwo bei Herbertsho­fen: Die kleine Angelin aus Meitingen hatte es so eilig, dass der Notarzt auf der B2 rief: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“Inzwischen sind das Baby und seine Familie wohlbehalt­en daheim.

Meitingen/Augsburg Kinder kommen wann und wo sie wollen – und manchmal erblickt der Nachwuchs an außergewöh­nlichen Orten das Licht der Welt. So auch die wenige Tage alte Angelin aus Meitingen. Erst ließ sie den errechnete­n Geburtster­min verstreich­en – und dann hatte sie es plötzlich furchtbar eilig. So eilig, dass ihre Mutter Stephanie Neukam nach Einsetzen der Wehen gar nicht mehr die Geburtskli­nik in Augsburg erreichte. Angelin kam am vergangene­n Donnerstag im Rettungswa­gen zur Welt. „Irgendwo zwischen Herbertsho­fen und der Autobahnau­ffahrt Gersthofen“, erzählt die frischgeba­ckene Mama und schmunzelt: „Geburtsort Rettungswa­gen“.

Glücklich hält die sechsfache Mama nun ihre Tochter im Arm. Sie erinnert sich an die aufregende­n Stunden vor der Geburt. Gegen

„Irgendwo zwischen Herbertsho­fen und Auto bahnauffah­rt Gersthofen.“

Mittag setzten Wehen ein. „Irgendwie hatte ich aber nicht das Gefühl, dass es schon ernst ist“, sagt sie. Als bei ihr Kreislaufp­robleme dazukamen, rief der werdende Vater Marco gegen 14.15 Uhr den Notarzt.

Nach dessen Eintreffen entschiede­n die Einsatzkrä­fte, dass die Patientin umgehend in den Kreißsaal gebracht werden müsse, da die Geburt bevorstand. Mit Blaulicht und Martinshor­n ging die Fahrt in Richtung Augsburg. Doch Angelin wollte nicht bis zur Ankunft im Kreißsaal des Josefinums im Stadtteil Oberhausen warten. Die Mutter hat die Ereignisse im Rettungswa­gen nur noch bruchstück­haft in Erinnerung. Aber die Worte des Notarztes, schon wenige Minuten nach Abfahrt, hat sie noch in den Ohren: „Rechts ranfahren wegen Geburt!“.

Dann erblickte das Mädchen um 15 Uhr gesund und munter das Licht der Welt: 3050 Gramm schwer und 49 Zentimeter lang. Die Geburt verlief zum Glück komplikati­onslos. Im Rettungswa­gen wurde die Nabelschnu­r durchtrenn­t, bevor die Fahrt fortgesetz­t wurde. Mutter und Kind kamen zur weiteren Versorgung ins Josefinum Augsburg. In der größten Geburtskli­nik Schwabens, wo jedes Jahr 3100 Babys das Licht der Welt erblicken, weiß man, dass es nur äußerst selten vorkommt, dass es Hochschwan­gere nicht rechtzeiti­g ins Krankenhau­s schaffen. „Schätzungs­weise einmal im Jahr“, sagt der Chefarzt der am Josefinum, Dr. Roman Steierl.

Leichenwag­en, Flugzeug oder Schnellzug: Babys sind schon an den ungewöhnli­chsten Orten zur Welt gekommen und dementspre­chend groß ist dann das Aufsehen. Erst Mitte Januar entband eine 35-Jährige bei Würzburg mehr oder minder auf der Autobahn. Kurz nach dem Autobahnkr­euz Schweinfur­t-Werneck wurden auf dem Weg ins Krankenhau­s die Wehen der Frau so heftig, dass der Ehemann auf der rechten Fahrspur anhielt und der Frau half, den Wagen zu verlassen. Eine Polizeistr­eife, die zufällig in der Nähe stand, erkannte den Ernst der Lage und sicherte die „Einsatzste­lle“mit Streifenwa­gen und Blaulicht ab. Danach kümmerten sich die Beamten mit dem Ehemann um die Frau, leisteten dem Ehemann seelische und moralische Unterstütz­ung und riefen einen Krankenwag­en. Denn kaum hatte die Frau das Fahrzeug verlassen, war der kleine Leonard auch schon da und wurde vom Vater in eine Decke gehüllt. Nach Eintreffen des Rettungswa­Frauenklin­ik gens wurde die Nabelschnu­r durchtrenn­t und das Baby mit der Mutter ins Krankenhau­s gebracht.

Doch zurück zur Familie Neukam nach Meitingen: Mittlerwei­le ist die kleine Angelin wohlbehalt­en zu Hause – und die fünf Geschwiste­r Jason, Jeremias, Gina, Laurina und Joyce sind begeistert von ihrer Schwester, der kleinen „Schnellsta­rterin“. Dem gesamten Rettungste­am, das Stephanie Neukam namentlich nicht kennt, ist sie sehr dankbar: „Sie haben so gute Arbeit geleistet.“

 ?? Foto: Monika Matzner ?? Baby Angelin mit ihren Eltern Marco und Stephanie Neukam und zwei Schwestern. Die Kleine hatte es eilig mit ihrer Geburt – und kam im Krankenwag­en auf dem Weg ins Augsburger Josefinum zur Welt, „irgendwo zwischen Herbertsho­fen und der Autobahnau­ffahrt...
Foto: Monika Matzner Baby Angelin mit ihren Eltern Marco und Stephanie Neukam und zwei Schwestern. Die Kleine hatte es eilig mit ihrer Geburt – und kam im Krankenwag­en auf dem Weg ins Augsburger Josefinum zur Welt, „irgendwo zwischen Herbertsho­fen und der Autobahnau­ffahrt...

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