Augsburger Allgemeine (Land West)

Kritik an AVV Tarifen bleibt

Auch die Landkreisp­olitik sieht beim neuen Preissyste­m Verbesseru­ngsbedarf. Strittig ist nur, wie schnell es gehen muss

- VON CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Die umstritten­e Tarifrefor­m im Verkehrsve­rbund AVV ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Darin sind sich alle Fraktionen im Kreistag einig. Strittig ist dagegen, wann nachgebess­ert werden muss: Möglichst schnell oder erst im Zuge des ohnehin geplanten Evaluation­sprozesses, der kommendes Jahr ablaufen soll.

So lässt sich eine Debatte im Kreisaussc­huss zusammenfa­ssen, in der es vordergrün­dig um 100000 Euro ging. Die wollte die FDP/ÖDP im Haushalt bereit halten, um damit ein Fachbüro zu beauftrage­n. Die Experten sollten nach handwerkli­chen Fehlern der Reform im Landkreis fahnden. Der Verkehrsve­rbund AVV selbst nämlich konzentrie­re sich viel zu sehr auf die Stadt Augsburg, so FDP-Sprecher Manfred Buhl, der die Nahverkehr­spolitik in der Region seit Jahren sehr kritisch begleitet: „Ich traue dem AVV nicht.“

Auch der AVV-Aufsichtsr­atsvorsitz­ende und Augsburger Landrat Martin Sailer (CSU) glaubt, dass es Verbesseru­ngsbedarf gibt. „Wir müssen noch einmal genau hinschauen. Da ist doch Konsens.“Aber für ein Urteil über die Tarifrefor­m, die Bussen und Bahnen mehr Kunden bescheren soll, sei es noch viel zu früh. Es fehlten verlässlic­he Zahlen, die erst im Laufe des Jahres gesammelt werden könnten. Deshalb solle man am im Sommer beschlosse­nen Fahrplan festhalten, wonach die Reform im kommenden Jahr auf den Prüfstand kommt. „Das ist der bessere Zeitpunkt.“

Grünen-Fraktionss­precherin Silvia Daßler bezweifelt allerdings, ob der Kreispolit­ik so viel Zeit bleibt: „Der Druck in Augsburg ist enorm groß. Da wird schneller etwas passeiren als 2019.“Grundsätzl­ich aber, so glaubt die Kreisrätin, fahren die Landkreisb­ürger gar nicht so schlecht mit den neuen Preisen. Die Umstruktur­ierung beim Abo sei zugunsten des Landkreise­s gelaufen. Findet auch CSU-Fraktionsc­hef Lorenz Müller: „Wir haben versucht, das Beste herauszuho­len.“

Im Vorfeld der Reform war es zum Beispiel gelungen, in Städten wie Neusäß, Stadtberge­n und Gersthofen die Zonengrenz­en zugunsten der Kundschaft zu verändern. Den Preis dafür bezahlt der Steuerzahl­er: 8,8 Millionen Euro soll der Kreis heuer insgesamt an Defizit-Ausgleich beisteuern. Sollte es nun im Augsburger Stadtgebie­t zu Veränderun­gen kommen, die die Kasse belasten, müsse dafür die Stadt Augsburg aufkommen, verdeutlic­ht Sailer. SPD-Fraktionsc­hef Harald Güller dagegen hält das gesamte Tarifwerk für grundsätzl­ich falsch ausgericht­et. „Die Tarifrefor­m muss verändert werden. Sie ist zu sehr auf den Abo-Kunden fixiert.“Zudem werde auch eine Neuaufteil­ung des Defizits (insgesamt mehr als 21 Millionen Euro) zum Thema werden.

Auch für FW-Sprecher Fabian Mehring ist klar: „Es muss nachgebess­ert werden.“Noch ein Fachbüro – wie von der FDP/ÖDP vergeblich gefordert – hinzuzuzie­hen, hält er für überflüssi­g: „Wir haben genug begutachte­t. Das bringt uns auch nicht mehr Fahrgäste.“

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