Augsburger Allgemeine (Land West)

Kranker Held

Eben war das Leben noch in schönster Ordnung, doch dann kippt alles

- Andreas Heimann, dpa

Arte, 22.35 Uhr Oft ist eine gefährlich­e Krankheit der Auslöser dafür, sein Leben aufzuräume­n oder neu zu ordnen, so gut es eben geht. So ist es auch bei der Hauptfigur Herbert in dem Film, der nach ihm benannt ist. Arte zeigt „Herbert“heute um 22.35 Uhr.

Ein Mann allein daheim: Er boxt mit einem Sandsack, er schert sich den ohnehin schon fast kahlen Schädel, füttert die Fische, wäscht sich die Hände – die rechte zittert. Doch Herbert (Peter Kurth) tut so, als wäre nichts weiter. Und dann geht er ins Boxstudio, wo er den jungen Eddy (Edin Hasanovic) trainiert – ansonsten schlägt er sich als Türsteher durch und treibt Schulden ein für seinen alten Freund Bodo (Udo Kroschwald).

Statt mit seiner Freundin Marlene (Lina Wendel) abends auf seinen Geburtstag anzustoßen, lässt sich der Ex-Knacki lieber von seinem Kumpel Specht (Reiner Schöne) ein neues Tattoo stechen. Doch dann wird bei dem früheren Boxprofi ALS diagnostiz­iert, eine unheilbare Nervenkran­kheit, bei der sich die Muskeln zurückbild­en. Und das ausgerechn­et bei ihm, dem Muskelmann.

Regisseur Thomas Stuber ist mit „Herbert“eine fein gezeichnet­e Milieuund Figurenstu­die gelungen, in der es zwar nicht viel zu lachen gibt, die jedoch bis zum bitteren und konsequent­en, aber auch versöhnlic­hen Ende zeigt, dass es im Leben nie zu spät ist für Besinnung oder Umkehr. Das, was nicht gelebt oder getan wurde, ist sicher unwiederbr­inglich verloren. Aber jeder noch so kleine Kampf lohnt sich, für sich selbst und erst recht für die anderen, die mit der Erinnerung zurückblei­ben.

 ?? Foto: Frédéric Batier, MDR, arte, dpa ?? Herbert (Peter Kurth) – ein ehemaliger Boxprofi mit einer Nervenkran­kheit – versucht sein verkorkste­s Privatlebe­n zu ordnen und sucht Kontakt zu seiner Tochter Sandra (Lena Lauzemis).
Foto: Frédéric Batier, MDR, arte, dpa Herbert (Peter Kurth) – ein ehemaliger Boxprofi mit einer Nervenkran­kheit – versucht sein verkorkste­s Privatlebe­n zu ordnen und sucht Kontakt zu seiner Tochter Sandra (Lena Lauzemis).

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