Augsburger Allgemeine (Land West)
Kranker Held
Eben war das Leben noch in schönster Ordnung, doch dann kippt alles
Arte, 22.35 Uhr Oft ist eine gefährliche Krankheit der Auslöser dafür, sein Leben aufzuräumen oder neu zu ordnen, so gut es eben geht. So ist es auch bei der Hauptfigur Herbert in dem Film, der nach ihm benannt ist. Arte zeigt „Herbert“heute um 22.35 Uhr.
Ein Mann allein daheim: Er boxt mit einem Sandsack, er schert sich den ohnehin schon fast kahlen Schädel, füttert die Fische, wäscht sich die Hände – die rechte zittert. Doch Herbert (Peter Kurth) tut so, als wäre nichts weiter. Und dann geht er ins Boxstudio, wo er den jungen Eddy (Edin Hasanovic) trainiert – ansonsten schlägt er sich als Türsteher durch und treibt Schulden ein für seinen alten Freund Bodo (Udo Kroschwald).
Statt mit seiner Freundin Marlene (Lina Wendel) abends auf seinen Geburtstag anzustoßen, lässt sich der Ex-Knacki lieber von seinem Kumpel Specht (Reiner Schöne) ein neues Tattoo stechen. Doch dann wird bei dem früheren Boxprofi ALS diagnostiziert, eine unheilbare Nervenkrankheit, bei der sich die Muskeln zurückbilden. Und das ausgerechnet bei ihm, dem Muskelmann.
Regisseur Thomas Stuber ist mit „Herbert“eine fein gezeichnete Milieuund Figurenstudie gelungen, in der es zwar nicht viel zu lachen gibt, die jedoch bis zum bitteren und konsequenten, aber auch versöhnlichen Ende zeigt, dass es im Leben nie zu spät ist für Besinnung oder Umkehr. Das, was nicht gelebt oder getan wurde, ist sicher unwiederbringlich verloren. Aber jeder noch so kleine Kampf lohnt sich, für sich selbst und erst recht für die anderen, die mit der Erinnerung zurückbleiben.