Augsburger Allgemeine (Land West)
Stadt trennt sich vom Schullandheim in Thannhausen
Die Augsburger Einrichtungen sind in die Jahre gekommen und nicht besonders gefragt. Deshalb wurde ein Verkauf beschlossen. Das Haus in Zusamzell soll aber weiter betrieben und neu aufgestellt werden
Es war nicht das erste Mal, dass im Bildungsausschuss über die Zukunft der Ausburger Schullandheime diskutiert wurde. Diesmal allerdings nicht ohne Folgen: Denn die Stadträte beschlossen, dass das Schullandheim in Thannhausen nicht mehr für schulische Zwecke genutzt werden soll. Die Liegenschaftsverwaltung wurde mit dem Verkauf des Hauses und Grundstückes beauftragt. Das Schullandheim in Zusamzell soll allerdings nach einem Antrag der CSU, SPD und den Grünen vorerst weitgeführt und konzeptionell neu aufgestellt werden.
Die Schullandheime standen erneut zur Diskussion, weil sich in den vergangenen Jahren nichts an ihrer Auslastung geändert hatte. „Die Nachfrage ist sehr reduziert und ist auch immer geringer geworden. Es ist eine Abstimmung mit den Füßen, die hier stattfindet“, sagte Schulreferent Hermann Köhler (CSU) im Ausschuss. So seien sowohl die Einrichtung in Thannhausen (52 Schülerbetten) als auch in Zusamzell (33 Schülerbetten) in die Jahre gekommen. Das Defizit liegt seit Jahren im Schnitt bei rund 100000 Euro. Nur im Jahr 2016 hatte sich das Defizit auf rund 40 000 Euro reduziert, weil in Thannhausen übergangsweise junge unbegleitete Flüchtlinge untergebracht waren.
Sowohl personell müssten die Häuser besser ausgestattet, als auch baulich auf einen modernen Stand gebracht werden, um mit anderen Einrichtungen mithalten zu können, waren sich die Räte einig. „Unsere Schullandheime sind nicht das Nonplusultra. Da gibt es andere Schullandheime und Pensionen in der Nähe, die ihnen den Rang ablaufen“, sagte Ingrid Fink (CSU). Von beiden Schullandheimen wollten sich die Stadträte allerdings nicht trennen. Beate Schabert-Zeidler (Pro Augsburg) hatte bereits Ende Januar einen Antrag gestellt, dass die Einrichtung in Zusamzell weiterbetrieben werden soll. „Gerade für Kinder aus einer Großstadt wie Augsburg und besonders für Kinder mit Migrationshintergrund ist ein Aufenthalt in einem Schullandheim wie in Zusamzell ein Erlebnis, nicht nur weil es an einem kleinen Fluss liegt, wo man ungestört spielen, lernen und die Natur erleben kann“, führte sie an.
Jutta Fiener (SPD) betonte, dass es für viele Eltern eine günstige Variante sei, ihr Kind an solch einem Erlebnis teilhaben zu lassen. Außerdem habe sie Unterschriftenlisten erhalten, auf denen sich Lehrer für den Erhalt der Häuser ausgesprochen hätten. Ein Einwand, den der Bildungsreferent nicht gelten ließ. „Ich weiß, von welchen Schulen diese Listen kommen. Das sind Schulen, bei denen im Jahr sieben Klassen in ein Schullandheim fahren, zwei in eine städtische Einrichtung, fünf in eine andere“, sagte er. Köhler legte Zahlen vor: So waren von 231 Grundschulklassen (Jahrgangsstufe 3 und 4) im Schuljahr 2016/2017 nur 29 Klassen in ein Augsburger Schullandheim gefahren. 61 Klassen besuchten eine andere Einrichtung, 141 Klassen waren in gar keinem Schullandheim. Bei den weiterführenden Schulen besuchten von 663 Klassen (Jahrgangsstufe 5 bis 9) 546 kein Schullandheim, 101 fuhren in eine sonstige Einrichtung, nur 16 Klassen besuchten die Häuser in Thannhausen und Zusamzell. Köhler gab zu, dass er auch künftig kein Potenzial in der Einrichtung in Zusamzell sieht. „Wir waren da mit Schulleiterkonferenzen und Lehrerfortbildungen, um ihnen das Haus schmackhaft zu machen. Deshalb sind auch nicht mehr Klassen hingefahren“, sagte er. Der Unterhalt der Häuser werde dagegen von den anderen Augsburger Schulen mit bezahlt, da es für die Häuser kein eigenes Budget gebe. Mit einer Gegenstimme von Jutta Fiener wurde der Verkauf von Thannhausen und die Beibehaltung von Zusamzell beschlossen.