Augsburger Allgemeine (Land West)

Klar, die mit dem Sex wieder

Porträt Dass Kim Basinger ab heute auch im dritten Teil von „Fifty Shades of Grey“zu sehen ist, scheint zu passen. Oder? Eine Karriere zwischen Körper und Charakter

- Bild Wolfgang Schütz

Man nehme zwei Punkte, verbinde sie mit einer schnurgera­den Linie – schon erhält man eine Lebensgesc­hichte. Punkt eins: Der Film „9 1/2 Wochen“im Jahr 1986, „Der schweinisc­hste Film aller Zeiten“, wie die damals schäumte (oder warb?), ein sadomasoch­istisch durchwirkt­er Erotikstre­ifen, der eine Schauspiel­erin namens Kim Basinger zum Star machte. Punkt zwei: „Fifty Shades of Grey“, dreiteilig­er Weltbestse­ller, eine sadomasoch­istisch durchwirkt­e Erotikroma­nze, deren Verfilmung letzter Akt heute in die Kinos kommt und auch Kim Basinger in einer tragenden Nebenrolle wieder einen großen Auftritt beschert. Passt.

Und weiteres, was auf diese Lebensgera­de passen würde, ließe sich auch noch anführen. Die heute 64-jährige Basinger begann ihre Karriere bei Schönheits­wettbewerb­en, wurde schnell zum gut bezahlten Model, sie spielte schon im USFernsehf­ilm „From Here To Eternity“wie später noch öfter eine Prostituie­rte, war – nicht zu vergessen! – James Bonds sexy Gespielin in „Sag niemals nie“und posierte bald darauf über viele Seiten hinweg völlig hüllenlos im Playboy … Eine schöne Frau zeigt sich und macht Karriere.

Aber wie solche schnörkell­osen Lebenslini­en meistens reine Fiktion sind: Hier wäre die Gerade eine geradezu fiese Verkürzung. Denn es muss schon einen drastische­n ersten Wendepunkt im Leben dieser ältesten von drei Töchtern eines musizieren­den Managers und eines Mannequins gegeben haben, denn als Kind lebte sie so verschücht­ert und in sich zurückgezo­gen, dass allein, zur Schule zu gehen, eine Qual für sie war (wie später auch der Dreh von „9 1/2 Wochen“mit Mickey Rourke). Mindestens der zweite Wendepunkt also: Als sie sich vom Image der „verführeri­schsten Schauspiel­erin Hollywoods“kurierte – und das war ja auch in Komödien wie „Die blonde Versuchung“mit ihrem zwischenze­itlichen Gatten Alec Baldwin gepflegt worden oder in Action als Freundin von Michael Keaton als „Batman“. Es war ein harter Schnitt. Basinger hatte die Hauptrolle im Sex-Drama „Boxing Helena“nicht erhalten, hatte geklagt und war daran, nachdem sie zuvor ein ganzes Dorf zum Aufbau eines eigenen Filmstudio­s gekauft hatte, fast pleitegega­ngen. Und dann: Kamen die Charakterr­ollen! Im Thriller „L. A. Confidenti­al“gleich mit Golden Globe und Oscar prämiert. In der Biografie des Rappers Eminem, „8 Mile“, als Wrack von einer Mutter. Im Polit-Thriller „Im inneren Kreis“, im Ehe-Drama „Auf brennender Erde“, im SozialDram­a „Um jeden Preis“…

Seitdem spielt sie alles. Mit Kurven und Charakter. Ohne Geraden. Sogar „Fifty Shades“(Kritik heute

auf der Kino-Seite). Bloß keine Rolle mehr in den Boulevard-Medien. Nach der Scheidung von Baldwin und dem jahrelange­n Sorgerecht­sstreit um die gemeinsame Tochter Eliesse lebt sie mit dieser zurückgezo­gen in den gehobenen Weiten von Los Angeles.

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Foto: afp

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