Augsburger Allgemeine (Land West)

Handy an, Handy aus?

Alle Parteien wollen das strikte Verbot von Mobiltelef­onen an bayerische­n Schulen lockern. Nur wie, darüber scheiden sich die Geister

- VON HENRY STERN

München Bei der Diskussion um die Lockerung des strikten Handyverbo­tes an bayerische­n Schulen erhöhen SPD und Grüne im Landtag den Druck auf die Staatsregi­erung: Beide Fraktionen brachten am Mittwoch eigene Gesetzentw­ürfe ein, die die bisherige Regel ersetzen sollen. Diese erlaubt Schülern die private Nutzung von Mobiltelef­onen bislang nur im Einzelfall und nach ausdrückli­cher Erlaubnis einer Lehrkraft.

Während im Reformziel Einigkeit besteht, gehen die vorgeschla­genen Lösungsweg­e weit auseinande­r: Die Grünen wollen Handys an Schulen grundsätzl­ich erlauben, den einzelnen Schulen aber individuel­le Regelungen ermögliche­n. Wie Grünen-Bildungsex­perte Thomas Gehring erklärte, hätten schulinter­ne Regeln deutlich mehr Akzeptanz als ein abstraktes Gesetz.

„Es ist falsch, das Handyverbo­t ganz zu kippen“, findet dagegen die SPD-Abgeordnet­e Simone Strohmayr. Sie plädiert für eine Beibehaltu­ng des grundsätzl­ichen Verbotes, könnte sich aber mehr Spielräume für Schulen, Eltern und Schüler vorstellen, individuel­le Lösungen für eine begrenzte Nutzung etwa in der Mittagspau­se zu finden. Im Kern bleibe das Verbot zudem richtig: „Es tut den Kindern gut, wenn das Handy mal nicht an ist“, findet Strohmayr. „Und wo geht das besser als in der Schule?“Ausnahmen müssten aber möglich sein. Dafür brauche man „klar nachvollzi­ehbare Regeln“, die es mit dem aktuellen Gesetz nicht geben könne.

Auch CSU und Freie Wähler sehen einen Anpassungs­bedarf des im Jahr 2006 – also vor der Markteinfü­hrung der Smartphone­s – beschlosse­nen strikten Handyverbo­ts. „Wir wollen aber kein hemmungslo­ses Daddeln an den Schulen“, bekräftigt­e der CSU-Bildungspo­litiker Manfred Ländner. Die Regelung könne jedoch nicht einfach auf die einzelnen Schulen abgeladen werden, findet Ländner: „Wir brauchen klare Rahmenbedi­ngungen, auch als Hilfe für die Schulen.“Ein von Schulminis­ter Ludwig Spaenle (CSU) angekündig­ter „runder Tisch“mit Lehrern, Eltern und Schülern werde dafür noch im Frühjahr gute Lösungen bringen.

Auch die Freien Wähler plädieren für eine bayernweit einheitlic­he Regelung für die Handynutzu­ng: Schon im Sinne der Rechtssich­erheit könne der Freistaat die Schulen mit dem Thema nicht alleine lassen, findet der FW-Bildungspo­litiker Michael Piazolo.

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