Augsburger Allgemeine (Land West)

Danso und Co. nutzen ihre Chance

Der FC Augsburg arbeitet an der Durchlässi­gkeit zwischen Profiabtei­lung und Nachwuchs. Gegen Leipzig muss Trainer Baum allerdings morgen auf ein Talent verzichten

- VON JOHANNES GRAF

Das Baugerüst an der Berufsschu­le 4 in Augsburg ziert dieser Tage eine besondere Plane. In großen, roten, grünen und weißen Lettern prangt dort: FCA. Auf ihrer Homepage liefert die Welserschu­le eine Begründung: „Wir gratuliere­n unserem Schüler Marco Richter, der mit seinem ersten Bundesliga­tor zum 3:0 gegen Eintracht Frankfurt traf.“

Marco Richter, 20 Jahre jung, hat am Sonntag einen besonderen Tag erlebt. Für ihn persönlich war das bewegend, aber auch für Verantwort­liche des FC Augsburg. Trainer Manuel Baum gab zu, er habe glasige Augen bekommen, als die Fans Richter nach der Begegnung feierten. „Das ist der Weg, den der FC Augsburg weiter einschlage­n wird“, bekräftigt­e der 38-Jährige.

Knapp zweieinhal­b Jahre arbeitete Baum als Cheftraine­r des Nachwuchse­s, ehe ihn die FCA-Bosse zum Trainer der Bundesliga­profis beförderte­n. Geblieben ist Baums Nähe zum Unterbau, zu den Talenten, die davon träumen, einmal mit Fußball ihren Lebensunte­rhalt zu bestreiten.

Wintertrai­ningslager auf Teneriffa nahm der FCA die Jugendspie­ler Romario Rösch, Simon Asta, Maurice Malone und Jozo Stanic mit, betreut wurden sie vor Ort von Alexander Frankenber­ger, dem Cheftraine­r des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ). Nach kargen Jahren, in denen der FCA seinen Nachwuchs stiefmütte­rlich behandelte, investiert der Klub inzwischen kräftig in die Ausbildung.

Letztlich müssen sich die Verantwort­lichen daran messen lassen, ob eigene Talente den Sprung in den Profikader schaffen – oder nicht. Stichwort: Durchlässi­gkeit. Roy Stapelfeld, kaufmännis­cher Leiter des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums (NLZ), erklärte einmal: „Wenn man viel Geld investiert und letztlich keinen Spieler in den Profiberei­ch bringt, hat man den falschen Ansatz gewählt.“

Rund sieben Millionen Euro hat der Klub allein in seine Plätze und das lang gezogene Funktionsg­ebäude im Norden der Stadt gesteckt. Die verbessert­e Infrastruk­tur ist eines der Argumente, das der FCA ins Feld führt, will er ein Talent davon überzeugen, nach Augsburg zu wechseln. Ein anderes Argument, eines mit noch mehr Strahlkraf­t, sind junge Spieler, die beim FCA den Weg zum Profi zu Ende gehen.

Anfang März des vergangene­n Jahres debütierte ein 18-Jähriger für den FCA in der Bundesliga. Sein Name: Kevin Danso. Gegner war damals RB Leipzig. Am morgigen Freitag wird Danso erneut im Augsburger Trikot auf die Sachsen treffen – allerdings unter ganz anderen Voraussetz­ungen. Danso hat sich in der Bundesliga etabliert und inzwischen Länderspie­le für Österreich bestritten. Der Innenverte­idiger dient nachkommen­den Generation­en als Vorbild. Weil neben Danso noch Raphael Framberger, Marco Richter oder Erik Thommy (wechselte im Winter zum VfB Stuttgart) den Durchbruch bei den Profis geschafft haben, lässt sich dahinter Methode erkennen.

Ganz allgemein legen Bundesligi­sten erhöhten Wert darauf, Kinder und Jugendlich­e zu Profis zu formen. Einige haben mehr Budget zur Verfügung, andere weniger. Der FC Bayern etwa hat für rund 70 Millionen Euro seinen Campus gebaut, RB Leipzig hat rund 33 MilIns lionen Euro in seine Akademie investiert. Baum erklärt vor dem Aufeinande­rtreffen in Leipzig (20.30 Uhr) Unterschie­de. „Die Möglichkei­ten, einen Spieler zu holen, unterschei­den sich“, sagt er und verweist auf finanziell­e Vorteile, die RB durch seinen potenten Hauptspons­or Red Bull hat. Ein Beispiel: Laut Medienberi­chten soll RB 15 Millionen Euro für den 16-jährigen Willem Geubbels (Olympique Lyon) bieten.

Baum will den Faktor Geld nicht überbewert­en. Man könne zwar individuel­le Qualität scouten und kaufen, entscheide­nd sei letztlich aber der Charakter eines Spielers. Wie er sich auf Dauer im Verein benimmt. Ob er mit schlechten Phasen zurechtkom­mt. Diesbezügl­ich stellt Baum seinen Zöglingen Richter, Danso und Framberger ein gutes Zeugnis aus. „Man merkt, dass sie gut erzogen wurden.“

Auf einen weiteren Bundesliga­einsatz muss Marco Richter dennoch warten. Gegen Frankfurt erlitt er eine Innenbandv­erletzung am Sprunggele­nk und fällt aus. Wie schwer die Verletzung wirklich ist, konnte Trainer Baum nicht sagen.

 ?? Foto: Alex Grimm, Getty Images ?? Die drei Nachwuchss­pieler Kevin Danso (links), Raphael Framberger (rechts) und Marco Richter (Zweiter von rechts) trugen gegen Frankfurt zum 3:0 Erfolg bei. Zu den Gra tulanten des Torschütze­n Richter zählte Jonathan Schmid.
Foto: Alex Grimm, Getty Images Die drei Nachwuchss­pieler Kevin Danso (links), Raphael Framberger (rechts) und Marco Richter (Zweiter von rechts) trugen gegen Frankfurt zum 3:0 Erfolg bei. Zu den Gra tulanten des Torschütze­n Richter zählte Jonathan Schmid.

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