Augsburger Allgemeine (Land West)
Wir wollen die Faschingsumzüge zurück!
Fasching in Augsburg ist nicht unbedingt eine erheiternde Angelegenheit. Richtig traurig ist der Rosenmontag auf dem Rathausplatz. Da sieht man meist nur ein „Mäschkerle“, deshalb lautet auch das Motto des Augsburger Faschings: „Under oiner Kapp“. Fasching findet hauptsächlich im Umland statt. Aber es gab einmal einen Fasching in Augsburg. In den 50er und 60er Jahren konnten wir noch mit Mainz und Köln mithalten und die zahlreichen Faschingswagen waren richtig kreativ! Also, lasst uns doch diese wieder einführen, Themen für die Wagen gäbe es doch genug. Auf einem Wagen sitzt zum Beispiel Herr Casazza, der starke Mann der Stadtwerke, und kontert den Nörglern an der Tarifreform mit einem arabischen Sprichwort: „Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter!“
Auf einem anderen Wagen der ratlose Ordnungsreferent Wurm im Kreise der „Oberhauser Bahnhof-Trinker“, die ihn fragen: „Was hat die ganze Debatte mit uns zu tun?“Auf einem weiteren Wagen Josef Weber, der Leiter des Tiefbauamtes, mit dem Spruch: „Ich habe noch lange nicht genug mit den Baustellen in der Stadt!“Assistiert von einem feixenden Baureferenten. Und vielleicht ein Wagen mit den sogenannten „Zettelhexen“, die zu sechst einen Autofahrer piesacken, wie ein Schwarm Wespen einen Datschi-Esser. Und als Höhepunkt ein Wagen, der zeigt, wie der Herkules den Söder niederringt und daneben King Kurt, der schon auf der Lauer liegt, sollte der Frankenbeutel das Amt nicht ausfüllen. Aber wahrscheinlich würde der TÜV dieser schönen Vorstellung einen Riegel vorschieben. Was in den 50er Jahren so problemlos über die Maxstraße ging, ist 2018 schwierig geworden. Und wir bräuchten wahrscheinlich
10 000 Polizisten, die wegen Terrorgefahr den Faschingsumzug absichern. Denn mit dem Lachen haben es die, Sie wissen schon, nicht besonders.
Also doch wieder Fasching im Fernsehen gucken …
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An dieser Stelle blickt der Kabarettist Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.