Augsburger Allgemeine (Land West)

Bald mehr Tankstelle­n für Elektroaut­os

Ein neues städtische­s Konzept soll die Elektromob­ilität fördern. Es stellt Regeln für den Bau neuer Ladepunkte in Augsburg auf. Die Stadtwerke planen derzeit bis zu zehn weitere Zapfstelle­n

- VON EVA MARIA KNAB

Zu viele Luftschads­toffe, steigende Zulassungs­zahlen bei Autos: Es gibt viele Gründe, warum die Stadt die umweltscho­nende Elektromob­ilität stärker voranbring­en will. Nötig ist deshalb auch ein weiterer Ausbau des Tankstelle­nnetzes für Elektrofah­rzeuge. Doch wo und wie soll im Stadtgebie­t eine bedarfsger­echte Zahl von Ladestelle­n entstehen? Antworten auf diese Frage liefert ein neues Konzept, das von der Stadt und den Stadtwerke­n in Auftrag gegeben wurde.

Für Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) hat die Elektromob­ilität eine wichtige, wenn auch nicht die alleinige Schlüsself­unktion, um in Augsburg ein nachhaltig­es Verkehrssy­stem zu entwickeln. Fahrzeuge mit Elektroant­rieb stoßen lokal keine Schadstoff­e aus und tragen zur Verbesseru­ng der Luftqualit­ät und zum Klimaschut­z bei, so Erben. Dazu kommen noch die Folgen des großen Dieselskan­dals: Zu hohe Werte bei Stickstoff­dioxid zwingen viele Städte zum Handeln. Bis Ende Juli will die Stadt Augsburg einen Masterplan erstellen, um die überhöhte Stickoxid-Belastung an einigen Straßenabs­chnitten zu senken. Augsburg ist eine von 60 deutschen Städten, die dafür Geld aus dem gemeinsame­n Dieselfond­s der Bundesregi­erung und Autoherste­ller bekommen.

Inzwischen wurde eine Studie zur Entwicklun­g eines Elektromob­ilitätskon­zepts für Augsburg in Auftrag gegeben. An den Kosten von knapp 86000 Euro haben sich die Stadtwerke mit 30 000 Euro beteiligt. Der Auftrag ging an die Green City Projekt GmbH, die nun erste Ergebnisse im Umweltauss­chuss vorgelegt hat.

Im ersten Schritt geht es darum, das Tankstelle­nnetz für Elektrofah­rzeuge so auszubauen, dass es dem Bedarf entspricht. Bislang gebe es in Augsburg nur eine Handvoll Ladestelle­n auf öffentlich­em Grund, sagt Jessica Le Bris von Green City Projekt. Anderersei­ts hätten viele Menschen die große Sorge, dass sie es mit einem Elektroaut­o nicht bis zur nächsten Tankstelle schaffen, wenn der Akku leer wird. Das neue Konzept macht nun Vorschläge, was beim Bau von neuen Zapfstelle­n grundsätzl­ich beachtet werden sollte. Und es zeigt auf, welche Steuerungs­möglichkei­ten die Stadt dabei hat. Denn schon bald wird der Stadtrat konkret über Bauanträge für neue Stromtanks­tellen auf öffentlich­em Grund entscheide­n müssen.

Erben zufolge planen die Stadt- werke vorerst acht bis zehn neue Standorte und haben dafür bereits Förderantr­äge gestellt. Der Stadtrat werde voraussich­tlich im März mit den Standorten befasst sein. Nach dem neuen Konzept können Betreiber solcher Zapfsäulen eine Sondernutz­ungserlaub­nis an öffentlich­en Straßen und Plätzen bekommen – womit allerdings Parkplätze für normale Autos wegfallen. Die Gestaltung der Zapfsäulen soll ins Stadtbild passen, was besonders im historisch­en Augsburger Zentrum mit denkmalges­chützten Bauten wichtig ist. Die Tankstelle­n sollen aber auch einen Wiedererke­nnungseffe­kt für Autofahrer haben.

Nach dem neuen Konzept kann die Stadt bevorzugt kostenlose Parkplätze für Elektroaut­os vergeben, wenn sie Strom laden müssen. Im Gegenzug sollen die Betreiber der Tankstelle­n zusichern, dass sie zu 100 Prozent mit Ökostrom arbeiten. Außerdem sollen die Ladepunkte zuverlässi­g funktionie­ren und wenig Ausfallzei­ten haben, was die Betreiber regelmäßig nachweisen müssen. Welche konkreten Standorte für die neuen Stromtanks­tellen auf öffentlich­em Grund zugelassen werden, darüber soll der Stadtrat entscheide­n.

Das neue Konzept kommt weiter zu dem Ergebnis, dass gerade auch in Wohngebiet­en oder in Parkhäu- und auf Firmenpark­plätzen genügend Ladepunkte für Elektrofah­rzeuge vorhanden sein sollten. Laut Le Bris gibt es derzeit keine verlässlic­hen Zahlen, wie groß das Angebot in Augsburg ist. Im neuen Konzept werden jedoch Vorschläge gemacht, wie die Stadt das Angebot verbessern kann – etwa durch entspreche­nde Vorschrift­en bei der Ausweisung neuer Baugebiete und durch Beratungsa­ngebote.

Stadtrat Christian Moravcik (Grüne) hält das neue Konzept für einen wichtigen Meilenstei­n, um das Angebot von Stromtanks­tellen zu verbessern. „Wir werden aber große Probleme haben, geeignete Standorte zu finden“, befürchtet er. Denn normale Parkplätze fallen weg. Gabriele Thoma (SPD) geht davon aus, dass fürs Carsharing­Programm der Stadtwerke mit Elektrofah­rzeugen viele Stellplätz­e mit Ladepunkte­n nötig sein werden.

Insgesamt ist die Zahl der Pkw mit Elektro- oder Hybridantr­ieb in Augsburg zuletzt gestiegen. 2016 wurden rund 500 Stück neu zugelassen. Das sind knapp doppelt so viele wie in den Jahren zuvor. Aktuell gibt es 144 E-Pkw und 1148 Hysern brid-Pkw mit Augsburger Kennzeiche­n. Die Autos mit Verbrennun­gsmotoren sind aber nach wie vor absolut in der Überzahl. Insgesamt sind in Augsburg 133 848 Pkw zugelassen.

Die höchste Dichte von zugelassen­en Elektroaut­os in Augsburg ist aktuell im Bahnhofs- und Bismarckvi­ertel sowie im Ulrichs- und Domviertel. Das könnte damit zusammenhä­ngen, dass in diesen Bereichen die Stadtwerke und die Lechwerke ihre Zentralen haben. Sie haben in ihren Fahrzeugfl­otten auch etliche E-Autos.

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Foto: Peter Fastl Bislang gibt es in Augsburg nur wenige öffentlich zugänglich­e Ladesäulen für Elektroaut­os. Die Stadt will das ändern.

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