Augsburger Allgemeine (Land West)

Gärtner können cool bleiben

Das warme Wetter zu Jahresbegi­nn ließ viele Pflanzen schon austreiben, jetzt kam der Frost. Was ist zu tun?

- VON KATRIN SCHWEIGER UND REGINE KAHL

Landkreis Augsburg Mitten im Winter haben sich in den vergangene­n Wochen manche Parkanlage­n und Gärten in der Region in blühende Flächen verwandelt. Aus dem Boden sprießen gelbblütig­e Winterling­e und leuchtend weiße Schneeglöc­kchen, im Topf überwinter­te Hortensien setzen Knospen an. Doch nach den milden Temperatur­en kam der Frost. Was sollen Hobbygärtn­er jetzt am besten machen?

Hermann Dirr, Vorsitzend­er des Obst- und Gartenbauv­ereins Meitingen, kennt die Probleme mit den wechselnde­n Temperatur­en: „Das ist eine heikle Sache. Da gibt es kein Allgemeinr­ezept.“Er rät, erst einmal abzuwarten, wie sich die Pflanzen in den nächsten Wochen entwickeln. Frühestens im April würde er anfangen, erfrorene Triebe abzuschnei­den. „Wenn beispielsw­eise Obstbäume zu früh geschnitte­n werden und noch gefroren sind, dann heilen die Wunden viel schlechter“, sagt Dirr.

Dem Baum selbst schade der Frost überhaupt nicht, solange er noch keine Blüten habe. „Schwierig wird es erst, wenn die Blüten durch den Frost eingehen, denn dann kommen keine Bienen mehr und dann gibt es keine Früchte im Sommer“, sagt Dirr.

Die einzige Pflanze, die jetzt schon geschnitte­n werden könnte, ist laut Dirr der Wein: „Wein ist immer eine der ersten Pflanzen im Jahr, die geschnitte­n werden.“Allerdings müsste man zwischen Wein an der Hauswand und freistehen­dem Gewächs unterschei­den. „Wein, der an der Hauswand wächst, hat es logischerw­eise wärmer. Er könnte jetzt schon geschnitte­n werden“, so Dirr. Beim freistehen­den Wein rät der Experte noch zu Geduld.

Melanie Rutt, Vorsitzend­e des Vereins für Gartenbau und Landespfle­ge Langweid am Lech, macht sich vor allem Sorgen um die Bienen. „Alle Pflanzen, die jetzt schon ausblühen, fehlen den Bienen im Frühling und Sommer. Das bedeutet für Imker schlechter­en Ertrag“, erklärt sie. Auch sie hat festgestel­lt, dass viele Blumen jetzt schon blühen: „Die Frühblüher, wie beispielsw­eise Krokusse, sind dieses Jahr gut einen Monat zu früh dran. Sie halten zwar einiges an Frost aus, aber sie fehlen halt dann später im Jahr.“Bei Obstbäumen sieht sie allerdings noch keinen Grund dafür, diese besonders zu schützen, da sie noch nicht ausgetrieb­en haben. Wenn allerdings die Blüten schon da sind, müssten diese möglichst vor Frost geschützt werden. Kleinere Bäume könnten dann beispielsw­eise abgedeckt werden.

Horst Schulz vom Gartenbauv­erein Anhausen ist ein großer Freund von Rosen. Er pflegt sie über den Winter immer in gleicher Weise: „Vor dem Frost habe ich die Rosen etwas zurückgesc­hnitten und lasse sie jetzt in Ruhe.“Mögliche Triebe, die früh im Jahr bereits kommen, lässt er einfach stehen, sagt er. Zu Beginn der Triebzeit schneide er dann alles Erfrorene weg: „Bei den Rosen sieht man, dass das Holz schwarz wird, wenn es erfriert. Das schneide ich dann ab.“Gegebenenf­alls nehme er noch ein Auge mehr weg. Als Augen werden Stellen an den Rosen bezeichnet, an denen Seitentrie­be entstehen können.

Bernhard Frey, beim Landratsam­t Augsburg zuständig für Gartenbau und Landschaft­spflege, hat einen wichtigen Tipp für alle Hobbygärtn­er: Pflanzen sollten mit einem atmungsakt­iven Material, wie einem Vlies oder Tannenreis­ig, abgedeckt werden. Dabei gehe es weniger um den Schutz vor Kälte als vielmehr ums Abdunkeln. Licht lässt Knospen sprießen. Besonders Edelrosen bräuchten diesen Schutz. Frey: „Bei Dunkelheit bleibt die Rose gelassen.“Er warnt vor der Verwendung von Folie, da diese keine Feuchtigke­it durchlässt. Das Abdecken sei wichtig für alle frostempfi­ndlichen Pflanzen, so der Experte. Einheimisc­he Wildpflanz­en kämen alleine ganz gut mit den Temperatur­schwankung­en zurecht.

Das wechselhaf­te Wetter ist nach Überzeugun­g von Frey nichts Neues in unserer Region. „Der Winter geht, der Winter kommt.“Allerdings würden die Schwankung­en in den letzten Jahren extremer, daher käme die Vegetation schon durcheinan­der. Hobbygärtn­er müssten noch bis Mai mit Nachtfröst­en rechnen. Insgesamt müssten sie sich aber keine großen Sorgen machen, beruhigt Frey. Auch wenn Pflanzen mit Knospen jetzt noch mal der Frost erwischen sollte, setzen sie später noch einmal neu an.

 ?? Foto: Rudi Brix ?? Früh blühen in diesem Jahr die ersten Schneeglöc­kchen.
Foto: Rudi Brix Früh blühen in diesem Jahr die ersten Schneeglöc­kchen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany