Augsburger Allgemeine (Land West)
Über die eigene Körpergröße geflogen
Die 15-jährige Luisa Tremel ist derzeit die herausragende Leichtathletin beim TSV Gersthofen. Warum die Breite die Stärke der Hochspringerin ist
Gersthofen Sie ist eine Sportlerin durch und durch. Luisa Tremel, 15, darf sich als derzeit beste Leichtathletin im TSV Gersthofen bezeichnen. Beleg dafür ist ihre jüngste Steigerung im Hochsprung auf 1,74 Meter, verbunden mit dem Gewinn der bayerischen Meisterschaft in München. Sportlich geht’s für die Schülerin auch in ihrer Freizeit zu. Alpines Skifahren mit der Familie gefällt ihr ebenso wie eine Fahrt auf einem Mountainbike. „Von der Schule aus bin ich eine Zeitlang Kajak gefahren“, berichtet sie. Doch das wurde ihr dann doch zu aufwendig.
In Augsburg-Oberhausen ist Luisa Tremel zu Hause, dennoch trägt sie das Trikot des TSV Gersthofen. Das liegt an der Familie: „Meine Geschwister, meine Mutter und mein Onkel haben es mir vorgemacht.“Damit war der Weg über die Autobahn hinweg vorgezeichnet. 1,73 Meter ist sie groß und 64 Kilo leicht, ihre Stärke ist die Breite der Disziplinen, in denen sie vorne mitmischt. Etwa mit dem Speer, den sie schon knapp 40 Meter weit befördert hat, oder im Hürdensprint. In diesem Sommer wird sie erstmals einen Siebenkampf bestreiten, der dann aus den gleichen Disziplinen bestehen wird wie bei den Topathletinnen – mit einer Ausnahme. Anstelle von 200 Metern gilt es, die halb so lange Strecke zu sprinten.
Dreimal die Woche steht Training auf dem Programm, dazu kommen zu Hause Stabilisationsübungen und Joggen. Dieser Einsatz wird dann mit Leistungen wie einem Flug über 1,74 Meter belohnt, damit steht sie derzeit in ihrer Altersklasse in Deutschland auf dem vierten Platz. Will sie sich eines Tages spezialisieren, vielleicht auf den Hochsprung oder die Hürden? Bei dieser Frage muss sie den Kopf schütteln: „Ich denke, dass ich relativ breit bleibe.“Bei ihrem Leistungsvermögen finden die wichtigen Wettkämpfe längst nicht mehr nur vor der Haustür statt. Letztes Jahr ging es beispielsweise bis nach Lage in Westfalen. Und im Sommer 2018 stehen noch weitere Reisen an. Geplant ist die Teilnahme an den deutschen Einzelmeisterschaften in Rostock und an den Titelkämpfen im Mehrkampf in Wesel.
Mit 15 darf man gewiss ein wenig träumen, gerade dann, wenn es um den Flug über eine Latte geht. 1,76 Meter könnte sich Luisa Tremel da schon irgendwie vorstellen – oder auch ein wenig mehr: „1,80 wäre ein Traum von mir, was sehr Cooles.“Josef „Maxie“Liepert, ihr Trainer, denkt nicht daran, von irgendwelchen Zielen zu sprechen, die sich nur schwer erreichen lassen: „Ich bin Realist. In dem Alter sind Sprünge denkbar, es kann auch ein reinkommen. Wie schnell ist man verletzt?“Das war bei ihr bislang noch kaum ein Thema.
Die vielseitige Athletin besucht das Peutinger-Gymnasium. Ist sie eine gute Schülerin? Die Antwort kommt prompt und damit überzeugend: „Ja.“Läuft es so weiter, dann könnte sie 2020 das Abitur ablegen. Sport behagt ihr besonders, wen wundert’s, und dazu Englisch, Spanisch und auch Geografie und Geschichte. Und dass Luisa Tremel später gerne Sport studieren möchte, erscheint ebenfalls irgendwie logisch. Aber das ist noch kein ernsthaftes Thema im Februar 2018. Neben Schule und Sport bleibt nicht mehr viel Zeit für weitere Aktivitä- ten: „Aber es lässt sich schon machen.“Ihre positive Entwicklung hat man auch beim Bayerischen Leichtathletik-Verband erkannt und sie zu einer Kaderathletin gemacht. Das hat zur Folge, dass sie sich des Öfteren auch bei Christine Saumweber im Hochsprung weiterbildet.
Was Luisa Tremel in diesem Schuljahr besonders beeindruckt hat, das war ein Schüleraustausch, der sie für zwei Wochen ins ferne Indien führte: „War total anders, eine tolle Erfahrung. Die Familie dort war nett.“
Josef Liepert ist bekannt dafür, dass er eine Schwäche für den Stabhochsprung hat. Früher hat er selber zum Stab gegriffen, in der ZwiRiesenloch schenzeit hat er ungezählte Schützlinge dazu animiert. Mit Blick auf Luisa Tremel, die es auch zu schätzen weiß, dass sie als Sportlerin mit vielen Freunden regelmäßig zusammenkommt, sagt er: „Das haben wir schon ausprobiert.“
Vielleicht wird noch mehr draus, denn eigentlich bringt die 15-Jährige dazu alles mit, was man sich nur wünschen kann: Schnelligkeit, eine schnelle Auffassungsgabe und dazu „die Athletik, die sie hat“, wie der Coach erläutert: „Und sie turnt gut.“Er stellt ihr ganz allgemein ein sehr gutes Zeugnis aus, unabhängig von Resultaten und Platzierungen: „Sie hat Talent und ist trainingsfleißig.“Diese Kombination findet man nicht jeden Tag vor.