Augsburger Allgemeine (Land West)
Beim Tanzen hat es gefunkt
Otto und Elsa Doldi sind seit 65 Jahren verheiratet. Das ist ihr Rezept für eine lange Ehe
Walkertshofen/Gumpenweiler Als Otto und Elsa Doldi vor 65 Jahren heirateten, lag ein Dreiviertelmeter Schnee. „Das war eine ziemlich rutschige Angelegenheit und äußerst schlecht zu fahren“, erinnert sich Otto Doldi an den Start seiner Ehe. Seine Frau Elsa lacht und meint, dass es trotzdem ein schöner Tag gewesen sei. Geheiratet haben sie sehr schlicht im Walkertshofer Gemeindeamt sowie mit kirchlichem Segen in der Kirche in Wettenhausen. Er im schwarzen Anzug, sie im zu jener Zeit noch traditionell schwarzen Kleid und ohne Brautstrauß.
Kennengelernt haben sich Otto und Elsa Doldi in einer Wirtschaft in Mindelheim während des Jahrmarkts im Frühjahr 1952. „Die Wegstrecke von 30 Kilometer von Walkertshofen bis Mindelheim sind ich und meine Freunde einfach mit dem Fahrrad gefahren. Andere Möglichkeiten gab es damals nicht“, erzählt er. Nicht weit entfernt wohnte damals Elsa Doldi. Aus Lutzenberg radelte sie mit Freundinnen nach Mindelheim. „Und beim gemeinsamen Tanzen hat es dann sofort zwischen uns zwei gefunkt“, erzählt sie freudestrahlend, und ihr Mann fügt genauso strahlend hinzu: „Bei diesem Tanz begann unsere Verbindung und hat bis heute nicht mehr geendet.“Bis nach Mindelheim mussten die zwei fahren, um sich kennenzulernen. Dabei lagen zwischen den beiden Elternhäusern nur knapp sechs Kilometer. Auf dem Jahrmarkt in Mindelheim ist Otto Doldi bisher aber nur ein einziges Mal gewesen, erinnert er sich und meint schmunzelnd, dass dieser eine Besuch sein ganzes Leben verändert habe. Einige Monate später machte er seiner Elsa einen Heiratsantrag, den sie sofort annahm. „Damals musste auch noch mein Vater der Ehe zustimmen, da ich mit meinen 19 Jahren schließlich noch minderjährig war“, weiß die heute 85-jährige Elsa Doldi noch.
Die beiden haben den elterlichen Hof von Otto Doldi in Gumpenweiler übernommen, den sie im Laufe der Jahre flächenmäßig verdoppeln konnten. Schon früh musste er Verantwortung für diesen Hof übernehmen, denn Doldis Vater starb mit 59 Jahren ganz plötzlich, als Otto Doldi gerade einmal 17 Jahre alt war.
Nicht nur viel Arbeit hatten beide auf ihrem Bauernhof. Otto Doldi war 18 Jahre Bürgermeister von Walkertshofen und 14 Jahre als ehrenamtlicher Schöffe bei Gericht in München. Immer konnte er auf die Unterstützung seiner Frau zählen, sagt er. Trotz der vielen Arbeit hätten beide immer viel zusammen gelacht. „Es hat zwar schon manchmal Meinungsverschiedenheiten gegeben, aber das war nach kurzer Zeit wieder geregelt. Schließlich habe ich auch oft nachgegeben“, meint der 90-Jährige und schaut zu seiner Frau, die genauso schmunzelnd dagegen hält: „Und ich habe mindestens genauso oft nachgegeben.“
Drei Söhne und zwei Töchter hat das Ehepaar bekommen sowie mittlerweile neun Enkel und vier Urenkel. An den Sohn Gerhard hat das Ehepaar den Hof 1983 übergeben. Auf die Frage, ob sie während ihrer Ehe auch noch zum Tanzen gegangen sind, erzählen beide strahlend: „Früher hat es in Walkertshofen bis zu sechs Bälle während der Faschingssaison gegeben. Da sind wir immer wieder gerne zum Tanzen hingegangen.“
Feiern wollen die beiden ihre Eisenhochzeit nicht. „Wir sind glücklich darüber, dass wir seit so vielen Jahren zusammen sein dürfen. Das ist für uns das größte Geschenk.“