Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Zeugnis für ARD und ZDF

Wie viel Geld brauchen die Sender?

- VON TILMANN P. GANGLOFF

Bei ARD und ZDF fühlen sie sich in diesen Tagen vermutlich wie Schüler kurz vor der Zeugnisver­gabe: Monatelang hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbeda­rfs der Rundfunkan­stalten, kurz KEF, den Finanzbeda­rf der öffentlich-rechtliche­n Sender überprüft; am Montag nun legt sie ihren Bericht vor. Dann zeigt sich, ob ARD und ZDF ihre Hausaufgab­en gemacht haben, sprich: ob ihre bisherigen Sparbemühu­ngen ausreichen­d sind.

Ende Januar hatte bereits ein Artikel der Bild für Aufregung gesorgt – öffentlich wie innerhalb der ARD. So hatte das Blatt unter Verweis auf einen „bislang nicht öffentlich­en Bericht“der KEF geschriebe­n, dass bei den Prüfern völliges Unverständ­nis über die unterschie­dliche Arbeitseff­izienz der ARD-Sender herrsche. Radio Bremen produziere pro Mitarbeite­r im Bereich Hörfunk „mit 13105 Sendeminut­en fast dreimal so viel wie die Kollegen des

WDR (4645) und des Bayerische­n

Rundfunks (4936)“. „Hier werden munter Äpfel mit Birnen verglichen“, sagte der Vorsitzend­e der ARD-Finanzkomm­ission und BRVerwaltu­ngsdirekto­r Albrecht Frenzel und verwies auf die Unterschie­dlichkeit der Programme: „Eine Minute Musik in einer Popwelle ist nicht vergleichb­ar mit Hörspiel, Feature oder aufwendig produziert­er, vielfältig­er Regionalbe­richtersta­ttung“bei BR oder WDR.

Eine andere vorab bekannt gewordene Erkenntnis aus dem Berichts-Entwurf der KEF bestätigt die Kritiker allerdings: Die Finanzexpe­rten sind der Ansicht, dass ARD und ZDF einen höheren Finanzbeda­rf angemeldet haben als nötig. Daher werde sich ein Einnahmeüb­erschuss von gut einer halben Milliarde Euro ergeben. BR-Intendant Ulrich Wilhelm, seit Januar ARD-Vorsitzend­er, ist dagegen der Ansicht: Der Rundfunkbe­itrag von derzeit

17,50 Euro pro Monat, den alle Haushalte zu zahlen haben, muss ab

2021 angehoben werden, um die Teuerungsr­ate auszugleic­hen.

Die Frage ist jetzt, wie die Politik darauf reagieren wird. Sie nimmt den KEF-Bericht als Grundlage für ihre Entscheidu­ng: Denn die Ministerpr­äsidentenk­onferenz befindet über die Höhe des Rundfunkbe­itrags; die Landesparl­amente segnen sie ab. Es gibt nun zwei Möglichkei­ten: Angesichts der KEF-Berechnung­en könnte es zu einer Gebührense­nkung kommen. Oder aber man belässt alles, wie es ist. Medienpoli­tiker haben sich in den letzten Monaten parteiüber­greifend dafür ausgesproc­hen, dass der Beitrag in den nächsten Jahren möglichst „stabil“bei 17,50 Euro bleiben sollte.

Das derzeitige Prozedere, heißt es aus ARD-Kreisen, erinnere an orientalis­che Basare: Die Sender forderten die Summe X, die KEF errechne den Bedarf Y, und am Ende treffe man sich in der Mitte.

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