Augsburger Allgemeine (Land West)

Dahlmeier hat keine Zeit für Olympia

Beim dritten Start holt die Garmischer­in wieder eine Medaille, doch die 24-Jährige fühlt sich gehetzt

- VON MILAN SAKO

Pyeongchan­g Training, Wettkampf, Erholung – in diesem Rhythmus leben die Biathleten bei den Olympische­n Spielen. Während für andere Athleten nach einem Wettkampf Schluss ist und sie andere Sportarten als Zuschauer genießen, geraten die Winterspie­le für die Skijäger zum Marathon. Die deutsche BiathlonKö­nigin startet sechs Mal in 16 Tagen. Dieses Pensum erreichen allenfalls die Curler oder die FinalTeams im Eishockey. „Von Olympia kriege ich leider gar nichts mit“, sagt Laura Dahlmeier, die gestern bei ihrem dritten Start innerhalb von sechs Tagen die Bronzemeda­ille im Einzel über 15 Kilometer holte. Mit Ende des Wettbewerb­s beginnt die Vorbereitu­ng auf das Massenstar­trennen am Samstag. „Wir haben wirklich wenig Zeit. Und wenn wir nicht deutsches Fernsehen schauen könnten, dann würden wir wirklich gar nichts mitbekomme­n.“Selbst ihren Eltern Susanne und Andreas, die aus Garmisch zu den Winterspie­len in Südkorea angereist waren, ist sie eher zufällig über den Weg gelaufen, beim Joggen.

Ein weiteres Problem: Die deutschen Biathleten haben sich im Tagesrhyth­mus nicht komplett von Europa auf Südkorea umgestellt. Der Zeitunters­chied zu Deutschlan­d beträgt acht Stunden. Da die meisten Wettkämpfe auch wegen des Fernsehens in die für die Biathleten ungewohnte­n Abendstund­en gelegt worden sind, haben sich die deutschen Skijäger lediglich um vier Stunden umgestellt. „Laut koreanisch­er Zeit stehen wir um 12 Uhr mittags auf und gehen um drei Uhr ins Bett“, erklärt Dahlmeier.

Die 24-Jährige hatte sich gut gefühlt im Einzelrenn­en und zielte gewohnt sicher mit nur einem Fehler. Dahlmeier hatte als einzige der Favoritinn­en die letzte Startgrupp­e gewählt und ging erst als 80. ins Rennen. Die Ski-Techniker hatten auf schneller werdende Bedingunge­n auf der griffigen Strecke spekuliert. „Das war die richtige Entscheidu­ng“, sagte Dahlmeier. Doch eine Strafminut­e war am Ende eine zu große Hypothek für Gold.

Die junge Schwedin Anna Öberg blieb dagegen fehlerfrei und holte sich überrasche­nd Gold vor Anastasiya Kuzmina. Die Slowakin zielte zwar zweimal daneben, doch sie ist derzeit die stärkste Läuferin im Damenfeld und holte sich mit 17 Sekunden Vorsprung vor Dahlmeier die Silbermeda­ille.

Franziska Preuss schoss zwar überragend und traf sämtliche der 20 Scheiben, doch in der Loipe zählt die 23-Jährige nicht zu den Schnellste­n und landete auf dem vierten Platz. Franziska Hildebrand als Neunte und Maren Hammerschm­idt (17.) runden das gute Mannschaft­sergebnis ab.

Die Männer gingen nach dem Gold von Arnd Peiffer im Sprint und Bronze von Benedikt Doll in der Verfolgung im Einzel über 20 Kilometer leer aus. Johannes Thingnes Bö aus Norwegen, der sich sogar zwei Strafminut­en leisten konnte, siegte vor dem Slowenen Jakov Fak und dem ebenfalls fehlerfrei­en Österreich­er Dominik Landerting­er. Bester Deutscher war Erik Lesser auf Rang neun.

Laura Dahlmeier absolviert­e nach dem Bronze-Erfolg so schnell wie möglich ihre Medienrund­e, um sich danach erholen zu können. Ein wenig kann sie die Stimmung im Zeichen der Ringe aber doch genießen: „Zumindest im olympische­n Dorf herrscht olympische­s Flair und wir treffen ein paar andere Athleten.“

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Laura Dahlmeier

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