Augsburger Allgemeine (Land West)

Reals Auferstehu­ng

Die Madrilenen spielen eine miese Saison. Als aber in der Königsklas­se das Aus droht, erinnert sich das Starensemb­le seiner Stärke. Natürlich sticht mal wieder Ronaldo heraus

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Madrid Toni Kroos war das Lachen nach dem Duschen immer noch nicht vergangen. „Wir mögen diese Abende gegen gute Gegner und holen alles aus uns raus“, sagte der deutsche Weltmeiste­r in den Diensten von Real Madrid nach dem

3:1-Sieg im Champions-LeagueAcht­elfinal-Hinspiel gegen Paris Saint-Germain. Gutgelaunt und dauergrins­end fügte der 28-Jährige vor den Journalist­en in der Mixed Zone des Santiago Bernabéu hinzu: „Das ist unsere letzte Möglichkei­t, einen Titel zu gewinnen, da werfen wir alles rein. Das hat man heute gesehen, und das werden wir in Paris wieder tun.“

Die spanischen Medien feierten die Wiederaufe­rstehung der in der Liga kriselnden und daher auch in der Champions League fast totgesagte­n Königliche­n. „Madrid ist gegen PSG wieder aufgelebt“, titelte zum Beispiel am Donnerstag die Zeitung El Periódico. Das Sportblatt

AS sprach von einer „magischen Nacht“, bei der die Spieler um Weltfußbal­ler Cristiano Ronaldo, der am Mittwoch seine CL-Tore

100 und 101 im Real-Trikot erzielte, wie „eingesperr­te Löwen“gekämpft hätten. Sergio Ramos genoss die „Abrechnung“mit den zuletzt sehr kritischen Medien sichtlich: „Ihr dürft uns eben niemals zu früh für tot erklären“, tönte der „Capitán“. Sogar im Regierungs­palast wurde nachts gejubelt: „Da sind wir. Hala Madrid“, twitterte Ministerpr­äsident Mariano Rajoy.

Dabei sah es für die Hausherren lange Zeit nach einem Desaster aus

– vor allem nach dem 0:1 durch Adrien Rabiot

(33.). Als Kroos kurz vor dem Pausenpfif­f im Strafraum zu Fall gebracht wurde und Ronaldo per Strafstoß den Ausgleich erzielte (45.), atmeten die

78 185 Zuschauer im ausverkauf­ten Stadion erst einmal auf. Doch die Gäste kamen nach der Halbzeit noch stärker aus der Kabine. Kurz vor Schluss schien das Remis für Real sogar ein gutes Geschäft zu sein. Doch dann war Ronaldo wieder mal zur Stelle.

Der Portugiese hatte in der

83. Minute das Glück des Tüchtigen, als nach einer Flanke von Asensio ParisKeepe­r Areola den Ball zur Mitte abprallen ließ und das Leder von seinem linken Knie ins Netz flog. Der Mann, der vorige Saison Real fast im Alleingang zum zwölften CL-Titel schoss, ist mit 33 immer noch top. In sieben Königsklas­se-Duellen traf er diese Saison schon elf Mal. Nebenbei baute er einen Rekord aus: Noch nie traf ein Spieler in den ersten sieben Partien je mindestens einmal. Drei Minuten nach dem 2:1 besiegelte Marcelo den Endstand. Real-Coach Zinedine Zidane saß bis Mittwochab­end auf dem Schleuders­itz. 19 Punkte Rückstand auf Tabellenfü­hrer FC Barcelona in der Liga und ein blamables Aus gegen Leganés im nationalen Pokal sprachen eine deutliche Sprache. Der französisc­he Coach sieht aber nun wieder Oberwasser: „Dieser Wettbewerb spornt uns zusätzlich an.“Die Gäste haderten derweil mit dem Schicksal – und mit Gianlucca Rocchi. Der Schiedsric­hter aus Italien habe „Madrid geholfen“, sagte PSG-Boss Nasser AlKhelaifi. Trainer Unai Emery schlug in die gleiche Kerbe. Beklagt wurden unter anderem der Elfmeter gegen das eigene Team („Klare Sache, keine Diskussion“, meint aber dazu Kroos) und ein Handspiel von Ramos im Real-Strafraum.

Als „sehr, sehr unnötig“empfand der kurz vor Schluss eingewechs­elte Julian Draxler die Niederlage. „Wir hatten das Spiel über weite Strecken sehr gut im Griff“, sagte der Weltmeiste­r im

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Foto: dpa: War mit seinen beiden Treffern der entschei dende Mann: Cristiano Ronaldo.

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