Augsburger Allgemeine (Land West)
Nicht alles, was kaputt ist, muss in den Müll
Wer ein defektes Gerät hat, kann es künftig in Pfersee unter Anleitung reparieren. Dort gibt es ab Samstag ein „Repair Café“
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Spielzeuge, elektrische Geräte und sonstige Alltagsgegenstände irgendwann kaputt gehen. Heute greift man nur noch selten zum Schraubenzieher, um sie wieder zum Laufen zu bringen. Abgeschreckt vom zeitintensiven und kostspieligen Weg der Reparatur wird ein neues, moderneres Gerät angeschafft.
Die Initiative „Repair Café“will das ändern. Sie hat sich den schonenden Umgang mit den Ressourcen zum Ziel gemacht. Unter Anleitung von Reparatur-Experten können die Besucher eines „ReparaturCafés“Hand anlegen und ihre Geräte reparieren. Mit ausreichend Werkzeug und Know-how werden kaputte Geräte gemeinsam unter die Lupe genommen und im besten Fall zusammen gerettet. Am Samstag, 17. Februar, öffnet in Pfersee das erste Reparatur-Café seine Türen.
„Die Hilfsbereitschaft, Gemeinschaft, Offenheit und Liebe zum Reparieren hat mich an diesem Konzept beeindruckt“, sagt Gründer Bernd Sailer. Der studierte Elektrotechniker mit einem Faible für kaputte Uhren hatte das erste Mal vor knapp zehn Jahren in München von diesem Projekt erfahren. Er beschloss, etwas Ähnliches ins Leben zu rufen.
Unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“setzt die ehrenamtliche Organisation, beheimatet in der Freien Christengemeinde Arche Augsburg, vorerst jeden dritten Samstag im Monat auf Nachhaltigkeit. „Wir wünschen uns, die Wegwerfmentalität zu ändern und den Menschen einen anderen Blick auf ihre Geräte zu ermöglichen.“In Bayern gibt es bereits 58 eingetragene Reparatur-Cafés.
Elfi Neumann, Ehefrau des Pastors der Arche, hat ihr kaputtes Bügeleisen in Pfersee vorbeigebracht. Sie ist neugierig, wie die Erfolgsquote des Reparatur-Teams aussieht. „Wir können zwar keine Gewährleistung geben, aber eigentlich lässt sich alles reparieren“, sagt Sailer. Ersatzteile könnten über das Internet im Café bestellt werden. Urban Beck, Gemeindeleiter der Arche, freut sich über das Projekt in den Wänden der Freien Christengemeinde. Er sagt: „Reparieren ist aus der Mode gekommen. Altes Handwerk gibt es so gar nicht mehr.“Für viele Wirtschaftsbetriebe sei das Reparieren nicht mehr rentabel. Sailer sieht das ähnlich: „Oft ist es der ideelle Wert und die Erinnerungen, die es schwer machen, sich von einem Gerät zu trennen.“
Zu Hause habe er über 1000 Uhren, die er repariert habe, sagt der Hobbytüftler. Nicht immer seien seine Bemühungen von Erfolg gekrönt, aber man gewinne mit jedem Versuch an Erfahrung. „Einen Besuch sollte man dem Café auf jeden Fall abstatten.“Denn, auch wenn etwas nicht repariert werden könne, gebe es die Gemeinschaft bei Kaffee und Kuchen. Das Café findet jeden dritten Samstag im Monat von 8.30 13 Uhr in der Sieg fried Aufhäuser Straße 19 statt. Kontakt: repaircafe@arche augsburg.de.