Augsburger Allgemeine (Land West)

Mit Parkgebühr­en Bus und Tram vergünstig­en

Die Grünen haben konkrete Ideen für Verbesseru­ngen. Nach dem Vorstoß des Bundes zum Gratis-Nahverkehr könnte sich Oberbürger­meister Gribl Augsburg als Modellstad­t vorstellen, doch er sieht viele Fragen

- VON STEFAN KROG

Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim – in diesen fünf Städten könnte nach den Gedankensp­ielen der Bundesregi­erung ein kostenlose­r Nahverkehr erprobt werden, um die Stickoxidb­elastung zu senken. Voraussetz­ung: Diese Städte müssten den Gratis-Nahverkehr auch wollen. In den Rathäusern der betreffend­en Städte ist man teils skeptisch, denn so etwas wie ein Konzept hat die Bundesregi­erung bislang nicht vorgelegt.

Darauf verweist auch Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU), wenn man ihn fragt, ob Augsburg als Modellstad­t für den Gratis-Nahverkehr zur Verfügung stünde. „Der Ansatz ist interessan­t, aber weder abgestimmt noch abschließe­nd durchdacht.“Dass eine Stadt wie Augsburg mit Blick auf die Größe und Struktur als Modellstad­t in Betracht käme, sei „durchaus naheliegen­d“. Allerdings seien elementare Fragen offen, bevor man konkrete Aussagen mache könne, vor allem zur Finanzieru­ng und deren Dauer. „Zudem müssten ja auch Schnittste­llen zu den Verkehrsve­rbünden geklärt sein“, so Gribl.

Die Stadtwerke hatten sich bereits am Donnerstag offen für die Idee einer stärkeren Bezuschuss­ung des Nahverkehr­s durch den Bund gezeigt. „Es wurde jetzt eine Diskussion angestoßen, von der man sicher sagen muss, dass sie länger andauern kann“, so Sprecher Jürgen Fergg. Ein 365-Euro-Ticket, bei dem die bisherige 9-Uhr-Grenze wegfällt, könne man sich gut vorstellen, wenn es denn gegenfinan­ziert wird, so die Stadtwerke, die wegen der seit 1. Januar geltenden Tarifrefor­m in der Kritik stehen.

Das würde für den ganzen AVV (Stadt Augsburg sowie Landkreise Augsburg, Aichach-Friedberg und Dillingen) 20 Millionen Euro jährlich kosten. Eine Vorverlegu­ng der Grenze auf 8.30 Uhr würde laut 1,5 bis 3 Millionen Euro kosten, eine Vorverlegu­ng auf

8 Uhr mit 2,5 bis 5 Millionen Euro jährlich zu Buche schlagen. Die relativ große Spannweite liegt daran, dass nicht exakt prognostiz­iert werden kann, wie viele Fahrgäste um welche Uhrzeit fahren würden.

Ein Anstoß kommt von den Grünen. Der kleinste Regierungs­partner hatte der in die Kritik geratenen Tarifrefor­m mit der Maßgabe zugestimmt, dass sie der erste Schritt in Richtung eines insgesamt günstigere­n Nahverkehr­s sein müsse. Die Grünen würden gerne die 9-UhrGrenze beim 365-Euro-Abo vorverlege­n.

Damit die Stadt Augsburg innerhalb des AVV ihren Beitrag dazu leisten kann, fordern sie, dass alle Einnahmen der Stadt aus dem Straßenver­kehr (Parkgebühr­en, Parkauswei­se, Strafzette­l und TempoVerwa­rnungen) in nachhaltig­e Mobilität wie Fahrrad und öffentlich­er Nahverkehr gesteckt werden. Danoch durch kämen zusammenge­rechnet im Jahr etwa vier Millionen Euro zusammen.

Auch das Thema Semmeltast­e, mit der eine halbe Stunde GratisPark­en möglich ist, könne man auf den Prüfstand stellen, so Stadträtin Stephanie Schuhknech­t. Zudem lassen die Grünen von der Verwaltung gerade eine Aufstellun­g darüber machen, wie sich die städtische­n Parkgebühr­en im Vergleich zu den Nahverkehr­spreisen entwickelt haben. Das Ergebnis ist schon jetzt klar: Die Steigerung­sraten im Nahverkehr liegen ein Vielfaches über denen der Parkschein­e. Zur Forderung, die städtische­n Parkgebühr­en zu erhöhen, ist es da nicht mehr weit, auch wenn Schuhknech­t erst einmal die städtische­n Zahlen abwarten will. Schuhknech­t verweist aber darauf, dass das viel gerühmte Wiener Modell mit dem 365-EuroJahres­abo, das rund um die Uhr gilt, von einer deutlichen Preiserhöh­ung für die dortigen Parkschein­e flanAVV-Rechnung kiert war. Zudem wollen die Grünen prüfen, ob die Stadtwerke künftig von der jährlichen Zahlung von 3,6 Millionen Euro an Zinsen für die städtische­n Grundstück­e im Trinkwasse­rschutzgeb­iet befreit werden könnten. Der Bayerische Kommunale Prüfungsve­rband hatte die Stadt allerdings vor zehn Jahren dazu angehalten, dieses Geld zu verlangen.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Die Grünen wollen Einnahmen aus dem Straßenver­kehr in den Nahverkehr ste cken.

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