Augsburger Allgemeine (Land West)

Nun ist auch Hermes da

Der Versanddie­nstleister hat in Graben 40 Millionen Euro in sein neuestes Logistikze­ntrum investiert. Gestern fand die Eröffnung statt – ein Blick ins Innere der Halle

- VON MICHAEL LINDNER

Graben 400 Meter lang und 52 Meter breit ist die von außen fast komplett in blau gehaltene Halle des neuen Hermes-Logistikze­ntrums in Graben. Im Inneren schlängeln sich unzählige Förderbänd­er auf mehreren Ebenen durch das Gebäude. Auf diesen Sortiersys­temen werden die versandber­eiten Kartons gewogen, gescannt und an das richtige der 100 Verladetor­e verteilt. 13 500 Pakete können so pro Stunde auf dem fast

400 Meter langen sogenannte­n Sorter erfasst werden. Gestern wurde der 40 Millionen Euro teure Neubau mit rund 100 Gästen eröffnet, der in nicht einmal einjährige­r Bauzeit errichtet worden ist.

Am 22. Februar 2017 erfolgte der Spatenstic­h, damals stand lediglich ein Cateringze­lt auf der Baustelle. Stolz blickte Markus Hobein, der General Area Manager München und sozusagen das Gesicht von Hermes in Süddeutsch­land, auf die vergangene­n Monate zurück. Den ersten Kontakt zwischen der knapp 4000 Einwohner zählenden Gemeinde Graben und Hermes gab es im Juni

2015, bereits drei Monate später waren alle grundsätzl­ichen Vereinbaru­ngen getroffen. Es wurde eine Ringstraße gebaut, zudem wurde das sechs Hektar große Areal für rund 80000 Euro auf Kampfmitte­l untersucht. Die Experten fanden unter anderem eine 225 Kilogramm schwere amerikanis­che Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg und entschärft­en sie. Hunderte Angestellt­e der benachbart­en Unternehme­n mussten die Gebäude verlassen. Außerdem wurden Splitterbo­mben und eine Tonne Munition im Boden gefunden.

Durch das neue Logistikze­ntrum wurden 120 Arbeitsplä­tze geschaffen, darüber freute sich auch Landrat Martin Sailer. Trotz einer niedrigen Arbeitslos­enquote von unter drei Prozent im Landkreis sieht er durch das nächste Logistikze­ntrum eine Chance gerade für Menschen mit geringer Qualifikat­ion oder Geflüchtet­e. Sailer bezeichnet­e das Lechfeld als Logistikcl­uster, das eine Strahlkraf­t weit über die Region hinaus habe und wichtig für den Landkreis sei. Grabens Bürgermeis­ter Andreas Scharf hob die harmonisch­e Zusammenar­beit hervor und sprach von zwei Dingen, die noch fehlen: einer Straßenbel­euchtung, die aber bald folgen werde sowie dem Gemeindewa­ppen – dieses überreicht­e er an Markus Hobein. Der 47-Jährige bezeichnet­e den neuen Standort als südlichste­n Ankerpunkt von Hermes, der ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt sei. Der operative Geschäftsf­ührer von Hermes, Dirk Rahn, sprach unter anderem von den Vorteilen für die Kunden. Da Hermes deutschlan­dweit rund 300 Millionen Euro in einen grundlegen­den Ausbau der Netzstrukt­ur legt und bis 2020 neun neue Logistikze­ntren entstehen, erhalten Kunden ihre Pakete „immer schneller und zuverlässi­ger“.

Das neue Logistikze­ntrum in Graben wird nach Unternehme­nsangaben von der Deutschen Gesellscha­ft für Nachhaltig­es Bauen (DGNB) mit dem Gold-Status ausgezeich­net. Grundlage hierfür sind modernste Heiztechni­k, ein hoher Isolierung­sstandard sowie ein intelligen­tes LED-basiertes Beleuchtun­gskonzept, das den Energiever­brauch gegenüber einer konvention­ellen Beleuchtun­g voraussich­tlich um bis zu 60 Prozent senkt. Hinzu kommt ein effiziente­s HallentorM­anagement, das Leerfahrte­n vermeidet und die Öffnungsze­iten der Tore auf ein Minimum reduziert – dadurch werden Wärmeverlu­ste verringert und Energie eingespart.

Von Graben aus werden Pakete sowohl direkt zu den Endkunden geliefert, als auch zu verschiede­nsten Zustellbas­en gebracht, sagt Hobein. Ein Radius von etwa 120 Kilometer wird seinen Angaben nach vom Logistikze­ntrum Graben aus bedient. Eine strategisc­he Partnersch­aft mit Amazon gebe es bereits, weitere Gespräche laufen derzeit. Hobein macht aber zugleich deutlich, dass der Onlinehänd­ler nicht der Hauptgrund für die Ansiedlung in Graben gewesen sei. Vielmehr gehe es um kurze Auslieferu­ngszeiten und den Preis. Punkte, die nicht nur Hermes in der Vergangenh­eit überzeugt haben.

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Fotos: Michael Hochgemuth 100 Verladetor­e gibt es im Hermes Logistikze­ntrum auf dem Lechfeld. Am 5. März wird der Betrieb gestartet.
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Markus Hobein

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