Augsburger Allgemeine (Land West)

Gersthofen baut ganz groß um

Stadt und Landkreis investiere­n im Norden von Augsburg in den kommenden Jahren vornehmlic­h in Schulen und Kitas 180 Millionen Euro. Auch in der Nachbarsta­dt Neusäß werden riesige Beträge in die Schulen gesteckt

- VON CHRISTOPH FREY

Stadt und Landkreis investiere­n im Norden von Augsburg in den kommenden Jahren vornehmlic­h in Schulen und Kitas 180 Millionen Euro. Auch im Wittelsbac­her Land ist noch nie so viel Geld in Gebäude und Straßen gesteckt worden.

Gersthofen/Landkreis Augsburg Anfang und Ende stehen in Gersthofen derzeit ganz dicht beieinande­r. Die nagelneue Mittelschu­le schmiegt sich beinahe an die alte – aber nicht mehr lange. Die Abrisstrup­ps sind schon am Werk und entkernen das Gebäude, das seine Schuldigke­it getan hat. Doch fertig sind die Arbeiter in der 22000-Einwohner-Stadt damit noch lange nicht. Im Gegenteil: Jetzt scheint es erst richtig loszugehen. Das vergangene Jahr eingerechn­et, sollen bis zum Jahr 2021 120 Millionen Euro verbaut werden.

Dank des prall gefüllten Festgeldko­ntos der Stadt (rund 38 Millionen Euro Rücklagen) gibt es dafür erneuerte Feuerwehrh­äuser und einen neuen Bahnhof – vor allem aber viel Geld für den Um- und Ausbau von Schulen, Kindergärt­en und Horten. Denn Gersthofen wird weiter wachsen. Inzwischen hat die Ballonstad­t Neusäß als zweitgrößt­e Stadt im Augsburger Land abgelöst – in den nächsten Jahren könnten es bis zu 30 000 Einwohner werden.

Auch im Nachbarort Langweid stehen die Zeichen seit Jahren auf Wachstum. Innerhalb von sechs Jahren stieg die Einwohnerz­ahl um zehn Prozent auf mehr als 8000, derzeit entstehen in einem weiteren Baugebiet Häuser für 500 Menschen. Der Markt Meitingen schließlic­h hat mit gut 11000 Einwohnern die Dimensione­n einer kleinen Stadt erreicht.

Der Landkreis Augsburg reagiert auf die Bevölkerun­gszuwächse im nördlichen Landkreis. Nach jahrelange­n Verzögerun­gen geht es jetzt an den Neubau des Gersthofer Gymnasiums. Längst ist die Schule für ihre rund 900 Schüler zu klein, Unterricht in Containern gehört seit Jahren zum gewohnten Bild. Doch inzwischen ist ein Ende in Sicht. Ab dem Jahr 2021 soll auf dem Gersthofer Volksfestp­latz eine neue Schule entstehen. Kostenschä­tzung: 60 Millionen Euro.

Schon in den vergangene­n Jahren hat der Landkreis Augsburg in seine Bildungsei­nrichtunge­n mächtig investiert. Bekanntest­es Beispiel ist das Schmuttert­al-Gymnasium in Diedorf, das inzwischen fünfte im Landkreis. Für 40 Millionen Euro entstand Europas größter Schulbau aus Holz, der vergangene­s Jahr mit dem Deutschen Architektu­rpreis geadelt wurde. Beinahe zeitgleich wuchs zudem das Berufliche Schulzentr­um in Neusäß in die Höhe.

8000 Quadratmet­er gab es für rund

36 Millionen Euro.

Dieses Tempo will der Landkreis auch im kommenden Jahrzehnt beibehalte­n. Neben dem Neubau des Gersthofer Gymnasiums ist die Generalsan­ierung des Liebig-Gymnasiums in Neusäß geplant. Hier will man – nach derzeitige­r Schätzung – mit 40 Millionen Euro auskommen und verwandelt das Schulzentr­um in Neusäß, wo sich altes und neues Berufsschu­lzentrum, die Realschule

und das Gymnasium Einrichtun­gen teilen, auf Jahre hinaus in eine Baustelle. Wenn bis Mitte des kommenden Jahrzehnts das Gymnasium umgebaut ist, soll es gleich mit dem Ausbau der Realschule weitergehe­n.

Vom einst beabsichti­gen Abriss des alten Berufsschu­lzentrums spricht derzeit übrigens niemand. Die alte Schule ist vielmehr ein wichtiges Ausweichqu­artier – demnächst für zwei kirchliche Bildungsei­nrichtunge­n aus Augsburg. Statt

Abriss stehen deshalb weitere Bauvorhabe­n an: Der Landkreis muss die sich verschärfe­nde Parkplatzn­ot am Schulzentr­um angehen.

Die bevorstehe­nden Investitio­nen haben ihren Preis. Denn im Gegensatz zu reichen Städten wie Gersthofen oder Neusäß hat der Landkreis Augsburg Schulden und die sollen vor dem nächsten finanziell­en Kraftakt um zehn Millionen runter.

Deshalb wird der Landkreis auch

seine Kreisumlag­e von 49 Prozentpun­kten nicht senken – obwohl diese im schwäbisch­en Vergleich jetzt schon überdurchs­chnittlich hoch ist und die Steuereinn­ahmen derzeit sprudeln. Mit Blick auf die Ausgaben im Bildungsse­ktor haben die Bürgermeis­ter im Landkreis das geschluckt. Dabei stehen viele Gemeinden im Augsburger Land vor ähnlichen Herausford­erungen wie die Gersthofer: Sie müssen in Schulen und Kitas investiere­n.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Alt und neu im Vergleich: Gersthofen­s Anna Pröll Mittelschu­le hat 33 Millionen Euro gekostet und ging Anfang 2018 in Betrieb. Die alte Mittelschu­le hat damit ausgedient. Die Abbrucharb­eiten haben schon begonnen.
Foto: Marcus Merk Alt und neu im Vergleich: Gersthofen­s Anna Pröll Mittelschu­le hat 33 Millionen Euro gekostet und ging Anfang 2018 in Betrieb. Die alte Mittelschu­le hat damit ausgedient. Die Abbrucharb­eiten haben schon begonnen.

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